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Unten Am Fluss - Watership Down

Titel: Unten Am Fluss - Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Lage und die Fremdheit des Hügellandes und ihr Unvermögen, sehr weit voraus zu sehen. Sie kletterten nicht über, sondern durch das sonnenrote Gras, inmitten des erwachten Insektenlebens und des lodernden Lichts. Das Gras wogte um sie herum. Sie guckten über Ameisenhügel und blickten vorsichtig um Gruppen von Kardendisteln herum. Sie konnten nicht sagen, wie weit entfernt der Kamm sein mochte. Sie stiegen auf jeden kurzen Hang, bloß um einen anderen darüber zu finden. Hazel schien es ein geeigneter Platz für Wiesel – oder eine weiße Eule könnte vielleicht im Zwielicht die Böschung entlangfliegen und mit ihren starren Augen einwärts blicken, bereit, sich ein paar Meter nach der Seite zu wenden und vom schräg abfallenden Hang alles aufzulesen, was sich bewegte. Einige elil lauern ihrer Beute auf, aber die weiße Eule ist ein Sucher, und sie kommt still.
    Während Hazel immer noch hinaufkletterte, begann der Wind zu wehen, und der Juni-Sonnenuntergang rötete den Himmel bis zum Zenit. Hazel war es, wie beinahe alle wildlebenden Tiere, nicht gewöhnt, zum Himmel zu blicken. Was er für den Himmel hielt, war der Horizont, der gewöhnlich von Bäumen und Hecken unterbrochen war. Jetzt jedoch fand sein nach oben gerichteter Blick den Kamm, als über den Horizont still die rotschattierten Kumuluswolken glitten. Ihre Bewegung war beunruhigend, der von Bäumen oder Gras oder Kaninchen nicht ähnlich. Diese großen Massen bewegten sich stetig, geräuschlos und immer in derselben Richtung. Sie waren nicht von seiner Welt.
    »O Frith«, dachte Hazel und wandte den Kopf einen Augenblick zu der hellen Röte im Westen, »schickst du uns aus, um unter den Wolken zu leben? Wenn du wahrhaftig zu Fiver sprachst, hilf mir, ihm zu vertrauen.« In diesem Augenblick sah er Dandelion, der eine ganze Strecke vorausgerannt war, klar gegen den Himmel abgezeichnet auf einem Ameisenhaufen hocken. Beunruhigt sprang er nach vorn.
    »Dandelion, komm herunter!« sagte er. »Warum sitzt du da oben?«
    »Weil ich sehen kann«, erwiderte Dandelion mit einer Art erregter Freude. »Komm und schau! Du kannst die ganze Welt sehen.«
    Hazel kam zu ihm herauf. In der Nähe war ein anderer Ameisenhügel, und er tat es Dandelion nach, setzte sich aufrecht auf seine Hinterläufe und blickte sich um. Er merkte jetzt, daß sie sich auf fast ebenem Boden befanden. Wahrhaftig, es war nur ein sanfter Hang auf einem Teil der Strecke, die sie gekommen waren; aber er war von dem Gedanken einer Gefahr unter freiem Himmel besessen gewesen und hatte den Wandel nicht beachtet. Sie waren oben auf dem Hügelland. Hoch über dem Gras sitzend, konnten sie weit in alle Richtungen sehen, Ihre Umgebung war leer. Wenn irgend etwas sich bewegt hätte, hätten sie es unverzüglich gesehen, und wo das Grasland endete, begann der Himmel. Ein Mensch, ein Fuchs – sogar ein Kaninchen –, die über das Land kämen, würden auffallen. Fiver hatte recht gehabt. Hier oben wären sie vor jeder Annäherung sofort gewarnt.
    Der Wind zerzauste ihr Fell und zerrte an dem Gras, das nach Thymian roch. Die Einsamkeit schien wie eine Erlösung und ein Segen. Die Höhe, der Himmel und die Entfernung stiegen ihnen zu Kopf, und sie hüpften im Sonnenuntergang. »O Frith auf den Bergen!« rief Dandelion. »Er muß es für uns gemacht haben!«
    »Mag sein, daß er es für uns gemacht hat, aber Fiver hat für uns daran gedacht«, antwortete Hazel. »Warte nur, bis wir ihn hier heraufkriegen! Fiver-rah!«
    »Wo ist Hawkbit?« fragte Dandelion plötzlich.
    Obgleich es noch hell genug war, konnten sie Hawkbit nirgendwo auf dem Hochland sehen. Nachdem sie sich einige Zeit suchend umgeblickt hatten, rannten sie zu einem kleinen, etwas entfernten Hügel hinunter und schauten wieder umher. Aber sie sahen nichts außer einer Feldmaus, die aus ihrem Loch herauskam und in einem Fleck geschossenem Gras herumsauste.
    »Er muß hinuntergegangen sein«, sagte Dandelion.
    »Nun, ob er gegangen ist oder nicht«, sagte Hazel, »wir können jedenfalls nicht weiter nach ihm suchen. Die anderen warten, und sie sind vielleicht in Gefahr. Wir müssen selbst hinuntergehen.«
    »Was für ein Jammer, ihn zu verlieren«, sagte Dandelion, »nachdem wir Fivers Hügel erreicht haben, ohne einen einzigen einzubüßen. Er ist so ein Dummkopf; wir hätten ihn gar nicht mit heraufnehmen sollen. Aber wie könnte irgend etwas ihn erwischt haben, ohne daß wir's gesehen hätten?«
    »Nein, er ist sicherlich zurückgegangen«,

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