Unter allen Beeten ist Ruh
Stellt euch nur vor, die Funken wären in die Hecke geflogen – ihr wärt gebraten worden wie Grillhähnchen!«
Völlig außer Atem kamen Viktor und Luis in die Mitte des Labyrinths gestolpert.
»Wo brennt et?«, rief Luis aufgeregt und schwenkte einen kleinen Feuerlöscher.
»Falscher Alarm, du kannst den Löscher stecken lassen«, sagte Nante und deutete auf die kokelnden Reste. »Die Dorfjugend hat ein Pfingstfeuer abgefackelt. Inklusive Shisha-Lounge.«
»Habt ihr’n Knall?«, schrie Luis fassungslos. »Dit is ja wohl … ihr hättet janz Schreberwerder in Schutt und Asche lejen können!« Sein Blick fiel auf Herrn X, der immer kleiner wurde. »Und du mittendrin. Ooch nich schlecht.«
Er drehte sich um und verschwand grummelnd wieder in der Heckenschnecke.
»Luis hat recht«, sagte Viktor, »das hätte eine Katastrophe geben können.«
»Wissen wir, das haben uns jetzt schon zwei Leute gesagt«, krähte Bonnie vorlaut und warf Sven einen Blick zu, um seine Reaktion auf ihre Frechheit zu überprüfen, aber dieser starrte nur stoisch auf seine Knie.
»Nicht so keck, junge Dame«, sagte Viktor, zwinkerte Pippa heimlich zu und verließ ebenfalls den kleinen Platz.
»So«, bestimmte Pippa, »alle Mann raus hier. Wenn ihr Abschied feiern wollt, dann entscheide ich jetzt über den Kopf eurer Eltern hinweg, dass ihr heute Abend mit zum Sundowner bei Luis kommen dürft. Cocktails auf meine Rechnung.«
»Mit euch zusammen?«, rief Lisa aufgeregt.
»Ehrlich?«, Bonnie traute der ungewöhnlichen Einladung noch nicht ganz. »Das hat es ja noch nie gegeben: Wir dürfen bei der heiligen, kinderfreien Entspannungsstunde dabei sein!«
»Aber nur, wenn ihr nicht noch einmal so einen Blödsinn macht. Geht schon mal vor, wir kommen gleich nach.«
Gemeinsam mit den Jugendlichen rappelte Herr X sich auf und trottete im Gänsemarsch mit ihnen davon.
Kopfschüttelnd ließ Pippa sich auf die Bank fallen.
»Ich brauche mal kurz zwei Minuten. Ich bin zu alt für diese Aufregung.«
Nante setzte sich neben sie. »So viel zu Lutz verbrennt bestimmt Beweise . Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Eins habe ich bei der Polizei gelernt: Zuerst gilt die Unschuldsvermutung, immer. Auch für Lutz Erdmann. Und jetzt muss ich zum Schiff zurück und die Marthalers nach Hause bringen.«
»Dann wäre ich vermutlich keine gute Polizistin«, sagte Pippa und seufzte. »Ich wittere hier schon hinter jedem Busch Mord und Totschlag.«
Auf dem Dorfplatz stießen Herr X und die Jugendlichen auf das Ehepaar Wittig. Karin und Matthias saßen eng umschlungen auf der Bank und tuschelten kichernd miteinander.
Als sie Schritte hörte, blickte Karin hoch. »Wo kommt ihr denn alle her?«
»Wir haben alle im Labyrinth zusammengesessen, Herr X auch«, sagte Sven schnell. »Ein bisschen Abschied feiern. Habt ihr … äh … nichts mitgekriegt?«
»Was sollten wir denn mitgekriegt haben?«, fragte Matthias erstaunt, und Karin fügte hinzu: »Wir haben ein Schläfchen gehalten.«
Lisa rief: »Mutti! Du bist schon wieder peinlich!«
»Ich? Wieso das denn? Was ist peinlich daran, ein Mittagsschläfchen zu halten?«
»Am frühen Abend? Menno, echt voll daneben.«
»Daneben oder nicht«, sagte Matthias, »wohin wollt ihr?«
»Tante Pippa hat uns erlaubt, dass wir heute zur Cocktailstunde kommen dürfen«, sagte Sven.
»Hat sie das.« Matthias’ skeptischer Ton signalisierte deutlich, was er davon hielt: Gerade ging die offizielle kinderfreie Stunde für diesen Tag zum Teufel.
»Wo sind eure Eltern, Bonnie? Daniel? Wir waren verabredet.«
Karin sah von einem zum anderen.
Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Die sind irgendwann zu Herrn Erdmann gegangen. Der war bei uns, weil er was mit ihnen besprechen wollte. Aber meine Eltern wollten nicht, dass er bei uns im Haus ist, und haben gesagt, er soll gehen. Dann sind sie rüber zu ihm. Seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen, stimmt’s, Daniel?«
Ihr Bruder nickte bestätigend.
»Könnten sie nicht mittlerweile zu Hause sein? Ihr kommt doch direkt aus dem Labyrinth, oder habt ihr zu Hause vorbeigeschaut?«
»Wir brauchten nicht nachzugucken«, erklärte Daniel, »die Haustür war geschlossen. Und die steht immer offen, wenn meine Eltern im Haus sind.«
»Sie werden schon auftauchen«, sagte Matthias und stand auf. Er streckte Karin die Hand hin, die sich lachend von ihm hochziehen ließ. »Komm, meine Liebste, es gibt ein paar Cocktails, auf denen unsere Namen
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