Unter allen Beeten ist Ruh
Er seufzte. Und verheiratet war sie auch … genau wie bald Angelika.
»So viel wie mit dir habe ich schon lange nicht mehr geredet«, sagte Nante, als sie wieder losfuhren. »Man könnte glatt meinen, du horchst mich aus.«
Pippa sah ihm offen ins Gesicht und feixte. »Ertappt.«
Nante grinste breit. »Ganz schön geschickt, meine liebe Pippa, du weißt wirklich, welche Knöpfe du drücken musst – und ich Trottel falle prompt darauf rein! Du bist wirklich gut, ich habe mehr als eine Runde gebraucht, es zu merken. Aber du hast ja recht: Irgendetwas ist merkwürdig an den Dingen, die hier gerade passieren.« Er wurde wieder ernst. »Aber lass dir von einem ehemaligen Bullen einen Rat geben, Pippa: Manchmal sind Unfälle wirklich nur Unfälle, egal, wie merkwürdig die Begleitumstände sein mögen. Da ist die Gefahr groß, dass man sich in etwas verrennt, was nur in eine Sackgasse führt. Und man bohrt und schnüffelt und wühlt Dreck auf, und dann ist alles für die Katz’. Und ganz ehrlich: Wenn wirklich einer von unseren lieben Freunden der armen Dora geholfen hat, in den Himmel zu kommen, sollten wir die Sache ruhen lassen.«
»Und Felix? Der als Nichtschwimmer schwimmen geht und jetzt im Koma liegt?«
Nante zuckte mit den Achseln. »Gerdi und Stephan sind auch Nichtschwimmer und planschen mit der Rasselbande in der Havel. Dass dabei noch nie etwas passiert ist, bedeutet nicht, dass nie etwas passieren kann. Die meisten Unfälle geschehen im Alltag. Das gilt auch für Schreberwerder.«
Kapitel 16
L utz Erdmann beugte sich vor und sagte leise: »Du weißt, was ich gegen dich in der Hand habe, Jochen. Willst du, dass alles auffliegt? Dann bist du auf jeden Fall ruiniert, weil du entweder im Knast landest oder Unsummen Strafe zahlen musst.« Er richtete sich wieder auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Oder beides.«
»Du willst mich also erpressen«, stellte Jochen Peschmann fest und warf Pia, die stocksteif neben ihm saß und Haltung zu bewahren versuchte, einen aufmunternden Blick zu.
»Erpressen ist ein so hässliches Wort«, gurrte Lutz Erdmann, »als würde ich etwas Kriminelles tun. Dabei bist du derjenige, der nachweisbar kriminell geworden ist. Ich will dir nur auf den rechten Weg zurückhelfen.«
»Wir werden uns von Ihnen nicht unter Druck setzen lassen, Herr Erdmann.« Pias Gesicht zeigte keine Regung.
»So förmlich, Pia? Da kann ich mich aber an ganz andere Zeiten erinnern. Und das Geld habt ihr auch immer sehr gern genommen.«
»Eher zeige ich mich selbst an, als dass ich mich von dir in die Knie zwingen lasse«, begehrte Jochen auf.
»Tatsächlich?« Lutz’ Augenbrauen wanderten nach oben. »Lass mich mal nachdenken … Schmuggel, Steuerhinterziehung, Verstoß gegen das Artenschutzgesetz … dann dieser tragische Unfall, bei dem mein geliebter Vater ums Leben kam … in einem Auto voller Schmuggelware, die du hineingepackt hast … Ich habe es damals übrigens sehr bedauert, dass du das zum Anlass genommen hast, unsere lukrative kleine Vereinbarung platzen zu lassen.«
»Da sagst du es selbst: Du bist ebenso kriminell wie ich«, konterte Jochen Peschmann.
Erdmann legte die Fingerspitzen seiner Hände zusammen, als wolle er beten. »Aber im Unterschied zu dir kann man mir nichts nachweisen. Dafür habe ich gesorgt.«
»Du …«
Pia Peschmann legte sanft ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. »Wir lassen uns nicht von Ihnen unter Druck setzen«, wiederholte Pia, »und wenn du Selbstanzeige erstatten willst, Jochen … ich stehe hinter dir.«
»Dass ich nicht lache. Ihr blufft doch!«, stieß Lutz Erdmann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Pia redete weiter, als hätte Lutz nie etwas gesagt. »Wir können wunderbar auf Schreberwerder wohnen, die Kinder wären begeistert. Schade für Nante, aber vielleicht ergibt sich für ihn eine andere Möglichkeit. Wir brauchen Toulouse nicht, wir brauchen auch nicht viel Geld. Mir ist alles lieber, als ständig fürchten zu müssen, wieder von diesem Subjekt erpresst zu werden, oder, Jochen?«
Ihr Gatte nickte. Er war blass, aber gefasst. »Nante wird uns verstehen. Und wenn ich für meine Verfehlungen bestraft werde, dann habe ich es verdient und stehe dafür gerade.« Er sah Erdmann ernst an. »Du wirst uns nicht in die Knie zwingen. Du bekommst unsere Parzelle nicht, und wenn es das Letzte ist, wofür ich in meinem Leben kämpfe.«
Lutz sprang auf und brüllte unbeherrscht: »Raus mit euch! Raus aus meinem Haus! Ihr werdet
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