Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
Vom Netzwerk:
schon sehen, was ihr davon habt!«
    Es war bereits Abend, als die Rieke mit Pippa als einziger Passagierin wieder Schreberwerder ansteuerte. Am Steg warteten die Marthalers, die vorhatten, die Insel zu verlassen, um ihren Streit an einem weniger öffentlichen Ort fortzusetzen. Pippa war volle drei Runden mitgefahren und hatte jede Minute ihres spontanen Ausflugs in vollen Zügen genossen.
    »Danke für deine Hilfe, Pippa. Du kannst mich gerne bei meinem nächsten Urlaub vertreten.« Nante grinste. »Das bisschen Navigieren bekommst du auch noch hin.«
    »Dann hüte ich eben kein Haus, sondern ein Schiff.«
    Wie immer an Pfingstsonntag, hatte auf der Rieke reger Betrieb geherrscht. Regelmäßige Gäste der Rieke hatte Nante ihr vorgestellt, und alle hatten neugierig und freundlich auf sie reagiert.
    Sie hatte endlich den Kopf freibekommen. Weder die Haubentaucher noch trübe Gedanken beschäftigten sie im Moment in irgendeiner Weise.
    Ein ausdauerndes Gähnen brach sich bei ihr Bahn, und Nante grinste breit über ihren aufgerissenen Mund, denn sie hatte nicht rechtzeitig ihre Hand davorhalten können.
    »So gelangweilt, Pippa? Ich bin untröstlich.«
    »Natürlich nicht, ich hatte einen wunderbaren Tag und ich habe es definitiv genossen, mit dir zu plaudern und all diese netten Menschen zu treffen. Du hast einen großartigen Beruf.«
    Nante legte in einer theatralischen Geste die Hand auf sein Herz. »Ich möchte es meine Berufung nennen«, deklamierte er salbungsvoll und fuhr fort: »Der Reimeschmied auf hoher See vertreibt den Kummer und das Weh!«
    Das Kichern blieb Pippa im Halse stecken, als sie plötzlich etwas entdeckte, was ihr einen gehörigen Schrecken einjagte. Sie beschattete die Augen gegen die tiefstehende Sonne und sah genauer hin. Dann packte sie Nante am Ärmel, zeigte auf die Rauchfahne, die von Schreberwerder aufstieg und rief: »Da brennt es!«
    Nante kniff die Augen zusammen und sah in die Richtung, in die Pippa zeigte. »Du hast recht! Verdammt. Woher kommt der Qualm?«
    Pippa zappelte herum, das Anlegemanöver dauerte ihr viel zu lange.
    »Von hier aus würde ich sagen, von Angelikas Parzelle. Hoffentlich ist nichts passiert!«
    Nante legte an, und sie rannten gemeinsam von Bord.
    »Es brennt!«, rief Pippa den Marthalers im Vorbeilaufen zu.
    Die beiden drehten wie in Zeitlupe synchron die Köpfe und starrten ihr und Nante verblüfft hinterher, setzten sich dann aber in Bewegung, um nachzusehen, ob auf ihrer Parzelle alles in Ordnung war.
    »Es brennt!«, riefen Nante und Pippa wieder, um die anderen Insulaner zu alarmieren.
    Je näher sie dem Heckenlabyrinth kamen, desto klarer wurde ihnen, dass die Qualmsäule aus dessen Mitte aufstieg.
    »Labyrinth«, keuchte Pippa, »bestimmt verbrennt Lutz irgendwelche Beweise …«
    Sie erreichten den Eingang der Heckenspirale und versuchten, sich gleichzeitig hineinzudrängen.
    Pippa rempelte Nante aus purer Aufregung zur Seite, und er fiel krachend in die Hecke.
    »Du liebe Güte«, stöhnte er, als Pippa ihm hektisch aus dem Blattwerk half, »du bist ja ganz schön rabiat.«
    »Weiter!«, rief sie und stürmte wieder voraus. »Und übrigens: Entschuldigung!«
    Nante folgte ihr kopfschüttelnd.
    Als Pippa die Mitte erreichte, blieb sie so abrupt stehen, dass Nante in sie hineinprallte. Beide stolperten armrudernd auf den kleinen Platz und konnten gerade noch dem kleinen Lagerfeuer ausweichen, das dort prasselte.
    Fünf Gesichter starrten Pippa und Nante entgeistert an.
    »Ich … wir … was macht ihr denn hier?«, japste Pippa atemlos.
    Dann drang der aufsteigende Rauch in ihre Nase: süßlich, würzig und betäubend.
    »Herr X! Was geht hier vor?«, rief sie empört.
    Der Angesprochene zuckte zusammen und sah schuldbewusst zu Boden. »Vorräte verbrennen«, erwiderte er und deutete auf einen glühenden Haufen Marihuana, der in der Feuerstelle gerade sein Leben aushauchte. »Ich dachte, hier sieht uns keiner.«
    »Riecht gut, oder?«, sagte Sven.
    Die Jugendlichen kicherten albern.
    Pippa stemmte die Hände in die Hüften. »Ich dachte, die Kästner-Knirpse wären die einzigen Kinder hier auf der Insel. Aber ich habe mich offensichtlich geirrt.«
    »Wir wollten Abschied feiern«, sagte Sven.
    Lisa, Daniel und Bonnie nickten bestätigend und beobachteten enttäuscht, wie Nante sich abmühte, die Glut auszutreten.
    »Das ist unglaublich fahrlässig«, grollte er kopfschüttelnd. »Es ist warm und trocken, und ihr macht ausgerechnet hier ein offenes Feuer!

Weitere Kostenlose Bücher