Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Selbst dann jedoch wurden die Schlitzohren schlechter bezahlt als andere Tagelöhner bei vergleichbarer Arbeit.
Die Händler gingen brutaler vor. Betrog jemand mit einem falschen Gewicht, konnte das gar die Verbannung aus der Stadt nach sich ziehen. Auf jeden Fall gab es dafür fünfzig Stockschläge auf die nackten Fußsohlen, was böse Folgen bis zur Verkrüpplung der Füße haben konnte. Bei den Seeleuten waren die Strafen am härtesten und endeten meist erst mit dem Tode des Delinquenten. Selbst Diebstähle ahndeten die Gilden unter ihren Mitgliedern selbst. So hatten die Soldaten der Thaina nicht viel zu tun. Doch waren sie gefürchtet und korrupt, da sie die Zölle eintrieben. Zeugis hatte ihre Stadtwachen jedoch immer mehr verkleinert, weil sie dieses Problem der Korruption nicht in den Griff bekam. Die Händler sagten scherzhaft, dass mit jedem Bataillon, das die Thaina nicht in der Stadt stationiert hatte, die Handelserträge um den zehnten Teil eines Ganzen stiegen.
Die wenigen Wachen in der Stadt änderten jedoch nichts an den Machtverhältnissen. Zeugis herrschte uneingeschränkt und konnte auf ihre Armee vertrauen. Gegen ihren Spruch gab es keine Widerrede, wenn er einmal gesprochen war. Brutal unterdrückte sie jeden, der gegen sie sprach. Nur selten wagte dies jemand und dann waren es meist Fremde unter sich. Wenn einer ihrer Bürger auch nur über die Höhe der Abgaben lästerte, galt das sofort als Hochverrat und sein Hab und Gut fiel an die Thaina. Der Betreffende und seine ganze Familie wurden in die Zwangsarbeit geschickt. Diese Strafe galt für das ganze Leben der Betroffenen, nie wieder konnten sie ihre Freiheit zurückerlangen. Es gab auch keine Gerichtsverhandlung, in der man seine Unschuld beweisen konnte. Hatte Zeugis einmal das Dokument unterschrieben, das den Hochverrat bezeugte, dann galt die Schuld des Betreffenden als erwiesen. So hielten es die Thaine Elborgans schon seit Hunderten von Jahren und niemand würde je auch nur auf die Idee kommen, ihnen hierin zu widersprechen oder mehr Rechte einzufordern. Es galt als das Vorrecht der Herrscher, so zu handeln, wie es ihnen genehm war. Da Zeugis sich außer in dieser Sache nicht in das Leben der Menschen in Elborgan einmischte, war es diesen auch nicht als besondere Last aufgefallen. Man hielt seinen Mund, sprach nicht gegen die Herrscherin und zahlte seine Steuern. Alle, die dies taten, hatten ein angenehmes Leben und blieben unbehelligt vom starken Arm der Thaina. Jeder wusste auch, dass sie überall ihre Spione hatte und früher oder später alles erfahren würde, was über sie gesprochen wurde. Wenn ein Verurteilter seine Mitverschwörer nicht nennen wollte, dann gab es immer noch die Folter. Zeugis legte größten Wert darauf, dass ihr Volk es mitbekam, wenn jemand, der gegen sie und ihre Herrschaft gesprochen hatte, gefoltert wurde, um mehr über seine Mitverschwörer zu erfahren. Dies hatte zur Folge, dass es niemand duldete, wenn in seiner Gegenwart gegen die Thaina gesprochen wurde. Selbst das Anhören von ketzerischen Reden hatte dieselbe Strafe zur Folge, als wenn man selbst das Wort gegen Zeugis geführt hätte.
Turgos und Whenda fanden diese Art der Unfreiheit zwar schändlich und ungerecht, doch behielten sie es für sich und hielten sich an die Worte der anderen Händler, die ihnen empfahlen sich nicht über die Belange des Thainates mit ihnen auseinanderzusetzen. Turgos, der geglaubt hatte, dass der Handel in Schwarzenberg zum Besten stand, wurde immer wieder eines Besseren belehrt. Oft standen er und Whenda an dem riesigen Hafen der Stadt und beobachteten die ein- und ausfahrenden Schiffe. An manchen Tagen waren es gar zwanzig an der Zahl, die den Hafen anliefen. Überall waren große Lagerhäuser, die den Handelsgilden gehörten und in die die Händler ihre Waren gegen eine Gebühr einlagern konnten. Turgos wollte solch ein Lagerhaus auch in Schwarzenberg errichten lassen, teilte er Whenda mit. Denn dann waren fremde Händler unabhängiger und konnten Schwarzenberg auch mit Fracht anlaufen, die sie dort nur vorübergehend lagern wollten. Auch wollte er sich ein Beispiel an der Wasserversorgung nehmen. Es gefiel ihm, dass niemand, der es sich leisten konnte, an einen Brunnen musste, um dort Wasser zu schöpfen, sondern sich an eins der Hochbecken anschließen lassen konnte, aus denen das Wasser dann kam. Die Kanalisation der Stadt war die gleiche wie in Schwarzenberg, nur dass am Idenstein die Straßen auch das
Weitere Kostenlose Bücher