Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
Vom Netzwerk:
abgesehen hatte, mehr als einige kleine Schlucke davon zu nehmen. Schon in alter Zeit hatte sie nie dem Trunke zugesprochen, ihr Volk trank nur mäßig die Flüssigkeiten, die aus vergorenem Obst und Gemüse hergestellt wurden. Turgos lobte dieses Gebräu und meinte, noch nie einen solchen Schnaps getrunken zu haben, er sei mild und doch vollmundig. Whenda war da ganz anderer Ansicht. Unter mild verstand sie nicht, dass es brannte wie Feuer, wenn man davon trank. Auch die Vollmundigkeit, von der Turgos so schwärmte, konnte sie an diesem Schnaps nicht erkennen: Der Nachgeschmack war ein übles Brennen auf der Zunge und im Hals.
    Als sie einen der Stadtbewohner danach fragten, wo man denn gut übernachten könne, entgegnete dieser, dass dies einzig und allein eine Frage des Geldbeutels sei. Übernachten könne man in dieser Jahreszeit auch gut auf der Straße oder im Hafen. Turgos fragte den Mann, was er damit meinte, denn er verstand zuerst nicht.
    »Am ersten Marktplatz gibt es ein Haus, in dem die Nacht einen Silberzehner kostet«, erklärte dieser dann.
    Turgos erschrak etwas. »Mietet man sich dafür einen Palast?«
    Der Mann lachte. »Nein, aber alles andere ist dann gleich mitbezahlt.« Er sah Turgos verschwörerisch an und, mit einem Blick auf Whenda, fügte er dann hinzu, »Sie ist hoffentlich deine Schwester, ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    Turgos musste lachen und der Mann fiel mit ein. Whenda hasste diese Art von Späßen und wandte sich genervt von den Männern ab. Der Mann erklärte Turgos dann noch den Weg zu einem anderen guten Haus, in dem sie übernachten konnten. Es war zwar auch sehr teuer, doch kostete es pro Zimmer nur ein Fünftel. Dorthin gingen sie dann. Die Herberge war fantastisch und in einem Gebäude untergebracht, das prunkvoll eingerichtet war. Es war sogar fast besser als die Burg von Schwarzenberg. Viele Verzierungen und Ornamente schmückten die Wände. Die Holzfußböden schimmerten in einem dunklen Rot, so etwas hatte Turgos noch nie zuvor gesehen. Auch die Teppiche, die überall die steinernen Böden bedeckten, waren von einer Qualität und Ausdruckskraft, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Die Bediensteten des Hauses waren sogar beflissenerer als seine eigenen Diener, wie er fand, und er wunderte sich immer mehr, dass es einen solchen Ort gab. Idenstein musste sehr reich sein. Das Haus war mehr ein kleiner Palast und verfügte, obwohl mitten in der Stadt gelegen, sogar über einen Garten, in dem einige Leute saßen und ein Mahl zu sich nahmen. Als sie von einer Bediensteten auf ihr Zimmer geführt wurden, verschlug es Turgos erneut die Sprache. Das Zimmer hatte nämlich ein Bad, das fast so groß wie das Zimmer selbst war. In diesem befand sich auch eine Wanne, die aus einem einzigen großen Steinblock gefertigt sein musste.
    »Granit«, sagte Whenda, als sich Turgos nicht vom Anblick der Wanne lösen mochte. Turgos sah sie an. »Das Gestein, aus dem sie geschnitten wurde, nennt man Granit.«
    Er nickte und seine Augen glitten zu den Wasserhähnen, die aus der Wand in die Wanne führten. Sie sahen aus, als ob sie aus purem Gold wären.
    »Das ist nur Messing«, stellte Whenda etwas geringschätzig fest.
    Sofort sagte die Bedienstete, die noch immer im Raume stand: »Warmes Wasser gibt es zu jeder Tages- und Nachtzeit. Die Kessel auf unserem Dach sind immer beheizt.« Whenda nickte und steckte ihr etwas Trinkgeld zu, damit sie die Frau endlich loswurden. Es war ihr doch etwas peinlich, wie verwundert Turgos die Einrichtung des Hauses bestaunte.
    Er nahm jedes Detail in Augenschein und strich gar mit den Fingern über die Ornamente in den großen Waschbecken. Diese waren aus demselben Granit gefertigt wie die große Wanne. »Dieses Haus gefällt mir sehr gut«, stellte er zufrieden fest. »Hier lässt es sich aushalten.«
    Die nächsten Tage verbrachten sie damit, die große Stadt zu erkunden. Es gab noch viel mehr zu sehen als in Königsberg. Turgos ertrug auch die Erklärungen von Whenda nun viel besser und stellte ihr sogar unentwegt Fragen zu diesem und jenem. Das war auch der Grund, warum sie länger als beabsichtigt in dieser Stadt verweilten, denn auch ihr tat diese Kurzweil gut. Des Abends neigte Turgos öfter dazu, sich etwas dem Trunke hinzugeben. Seinen Birnenschnaps rührte er jedoch nicht an, diesen wollte er unbedingt mit nach Schwarzenberg nehmen, um sich dort an ihm zu laben, wie er sagte. Er überlegte sogar, ob sie nicht nach einem Schiff im Hafen sehen

Weitere Kostenlose Bücher