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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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von Suewan, die mit ihrem Volk nach Lindan gezogen waren, auf Anweisung Uras der Schwarzen. Niflahr war ihre erste Stadt dort.«
    »Ab wann siedelten sie in Lindan?«, wollte Turgos wissen.
    »Es muss im achten Jahr nach unserer Ankunft hier gewesen sein«, überlegte Whenda laut. »Das Haus der Barone wurde dann auch nach der Stadt Niflahr benannt, sie hießen die Niflinger.«
    Turgos hatte diesen Namen nie zuvor gehört und wusste nichts damit anzufangen.
    Whenda ergänzte sogleich. »Als das Neue Reich fiel, war Lindan eine der ersten Baronien, deren Herren ermordet wurden.«
    Sie waren inzwischen schon sehr nahe an die Stadt gelangt und der Verkehr auf der Straße hatte stark zugenommen. Man musste nun aufpassen, denn es waren viele einzelne Reiter zwischen den Wagen und den Menschen mit Handkarren unterwegs. Es gab nichts Unangenehmeres, als wenn einem ein Pferd auf den Fuß trat. Dies konnte durchaus zu Brüchen und schweren Quetschungen führen. Turgos erkannte überall auf den Wagen und Handkarren die Waren, die die Menschen transportierten. Der Norden schien also nicht so arm zu sein wie der Süden. Zum ersten Mal sah er auch, wie Federvieh in Käfigen aus Bast transportiert wurde. In Schwarzenberg wurde es genauso auf den Markt gebracht, doch in der Meerburg war es sehr selten zu sehen gewesen. Als sie das Stadttor erreichten, sahen die Soldaten dort gut gekleidet und gewaschen aus. Hier herrschte also eine bessere Ordnung als in der Meerburg. Auch war die Straße, auf der sie gingen, gut gepflastert und die Steine waren sorgfältig verlegt. Anstandslos ließen die Wachen jeden passieren, der durch das große Tor in die Stadt hinein- oder aus ihr herausging. So kamen auch Turgos und Whenda hinein, ohne dass sie nach ihrem Begehr gefragt wurden.
    So groß, wie die Stadt ihm von außen erschienen war, so groß war sie auch in ihrem Innern. Turgos hatte den Eindruck, die Häuser wären meist groß, solide gebaut und gut instand gehalten. Die Straßen waren sogar noch breiter als die Schwarzenbergs und Whenda meinte, dass es so aussähe, als ob sie hier ein gutes Zimmer in einem der Gasthäuser bekommen würden. Die Stadt war sehr sauber und kein Unrat lag über die Straßen verteilt herum. Whenda erkannte auch, dass es eine Kanalisation gab. Frisches Wasser schien über Aquädukte in die Stadt geleitet zu werden, denn sie sah einen großen Wasserspeicher, in den eines mündete. Die Stadt war für Turgos von großem Interesse und allenthalben fand er etwas, das sich anzusehen lohnte. Whenda gönnte ihm den Spaß und erwähnte nicht, dass viele Städte in Maladan noch weitaus größer waren als Königsberg. Für Turgos bildete an diesem Tage diese Stadt den Nabel der Welt.
     
     
    Abfahrt der Schiffe
    Schwarzenberg, 26. Tag des 4. Monats 2515
     
    Tankrond war früh aufgestanden. Er hatte erfahren, dass die Schiffe der Anyanar, die immer noch im Tiefbecken des Hafens vor Anker lagen, heute kurz vor der Mittagsstunde zurück nach Maladan segeln sollten. Er war fest entschlossen, eines davon zu besteigen. Sein Onkel musste noch Geschäfte mit einem der Kapitäne erledigen, dieser sollte Briefe von ihm mit nach Maladan nehmen. Er hatte viele Handelspartner in diesen Landen, weshalb ein ganzer Packen Briefe bereitlag, die Elgar zum Hafen bringen wollte. Tankrond hatte angeboten, dies für seinen Onkel zu übernehmen, doch Elgar lehnte ab und wollte sie selbst überbringen. Lange hatte Tankrond darüber nachgedacht, ob er schon in der Nacht vor dem heutigen Tage auf eines der Schiffe schleichen sollte. Aber er hatte sich dagegen entschieden. Hätten sie ihn zu früh vermisst und nach ihm gesucht, so hätten sicher die Schiffskapitäne auch ihre Schiffe nach einem blinden Passagier durchsuchen lassen und er wäre wahrscheinlich entdeckt worden. Er hatte auch überlegt, ob er Fenja in seinen Plan einweihen sollte, es dann aber unterlassen, weil er sie da nicht mit hineinziehen wollte. Sie sollte keinen Ärger bekommen, weil sie dann gewusst hätte, was er vorhatte, ohne ihren Eltern etwas verraten zu dürfen.
    Als alle gefrühstückt hatten, ging er schnell in den Hof und fütterte die Tiere. Die Gänse würden sich sonst lautstark melden, wenn sie hungrig in den Tag gehen mussten, und sein Fehlen würde auffallen. Als er dies getan hatte, begab er sich schnell zum Hafen. Während er dorthin rannte, prüfte seine rechte Hand immer wieder den Beutel mit den Silbermünzen, die er aus der Kassette Nimaras genommen hatte.

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