Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
auch die Trauer des Mannes, als dieser davonritt, um nach etwaigen Nachzüglern Ausschau zu halten.
Mago blieb dann nur noch ein Ausweg. Er musste ins Tal vom Hildrings. Das war nicht gut, denn es gab von dort aus keinen Ausweg. Im Hildring würde sich das Schicksal seiner Truppen entscheiden müssen. Ganz Xenorien stand auf dem Spiel und er hoffte inständig, dass die Feinde nun keinen Teil ihrer Armee nach Lahrewan schickten, um es niederzubrennen. Was diese mit den Frauen und Kindern dort anstellen würden, wollte er sich nicht einmal ausmalen.
Während sie in das Tal hineinmarschierten, sahen sie schon, wie die ersten Feinde die Höhen von Gosch besetzten. Durch den kargen, bewuchslosen Fels waren die Männer der Thaine gut zu erkennen, die dort ihre Stellungen bezogen. Mago war dann doch ein wenig erleichtert gewesen, dass er den Befehl gegeben hatte, nach Norden zu marschieren. Hätte er versucht, das For-Anjul zu nehmen, dann wäre er jetzt sicher schon in ein Gefecht verwickelt gewesen. Aber die Schlacht, die er seinen Feinden liefern wollte, sollte beim nächsten Mal besser vorbereitet sein. Trotz der völligen Erschöpfung seiner Leute, ließ er sie dann noch Abwehrstellungen befestigen. Er wusste, dass auch seine Feinde am Ende ihrer Kräfte sein mussten. Auch diese Soldaten hatten in den letzten Tagen mehr geleistet, als es ihm möglich schien. Sicher sahen ihre Anführer das genauso und wollten, so wie er, die Männer erst wieder zu Kräften kommen lassen. Magos Armee bestand jedoch zu fast einem Drittel aus Frauen. Er erinnerte sich, dass von diesen besonders viele gefallen waren. Aber die Frauen waren deshalb nicht entmutigter als die Männer, als sie an die Schanzwerke gingen. Weiter in den Norden, wo sie Bäume schlagen sollten, wollte er nur Männer schicken, denen diese Arbeit besser lag.
Nun stand er hier und wusste auch nicht weiter. Vorerst waren sie gerettet, doch saßen sie hier schon seit Wochen fest. Er hatte auch keine Idee, wie er seine Armee aus dieser misslichen Lage befreien konnte, ohne dass er dabei ihre Vernichtung herbeiführte. Das For-Anjul war uneinnehmbar, wie er feststellen musste. Über die Berge im Westen konnten sie auch nicht steigen. Seine Späher, die er dort hinaufgeschickt hatte, meinten, der Weg durch die Berge sei unmöglich zu schaffen und im Wiesenland von Alfarn stünden überall die Truppen Elborgans bereit, die nur darauf warteten, dass jemand den Versuch unternahm, über die Berge zu entkommen. Das einzig Gute daran war, dass die Thaina, sollte sie denn selbst ihre Truppen anführen, was Mago jedoch nicht annahm, nicht versuchte, diese selbst über die Berge zu schicken. Wenn dann gleichzeitig die Thaine des Nordens von Süden her angriffen, hätten sie sie in der Zange. Die Wehren im Süden, nördlich der Höhen von Gosch, die von ihren Feinden besetzt waren, würden für diese zwar schwer zu nehmen sein, aber ganz unmöglich erschien es ihm nicht. Viele spitze Pfähle hatten sie dort in den Boden gerammt und auch tiefe Gräben ausgehoben. Es bereitete ihm jedoch Sorgen, dass diese Wehren aus den Höhen gut einsehbar waren. So konnte der Feind einen gut koordinierten Angriff durchführen, den er bisher jedoch unterlassen hatte. Aber die Bogenschützen setzten seinen Leuten arg zu. Deshalb hatten sie auch die vordersten der Wehren schon aufgeben müssen. Sie lagen einfach zu nah an den Höhen und in der Reichweite der feindlichen Bogenschützen.
Hinter den Höhen befanden sich auch die Heerlager des Feindes. Von den östlichen Bergen aus konnte man diese, wenn man weit genug im Süden war, einsehen. Er war froh, dass seine Leute diese großen Lager nicht vor Augen hatten. Dieser Anblick und die große Zahl der Feinde würden deren Mut schnell sinken lassen. Noch war dieser nicht gebrochen, obwohl sie fast zweitausend Tote und Verlorene zu beklagen hatten. Das Heer selbst war mit seinen 17.000 Soldaten jedoch noch kampffähig. Mago schätzte die Stärke des Feindes jedoch mindestens auf das Dreifache wenn nicht gar Vierfache seiner eigenen Armee. Und wahrscheinlich erhielten die Männer auch Nachschub an Lebensmitteln, die ihnen dagegen langsam zur Neige gingen. Sie beuteten momentan zwar das ganze Hildringtal aus, aber inzwischen war alles Jagdbare erlegt und auch die Beeren und Wurzeln, die sie hier fanden, gingen zur Neige. Bald würde ihnen nichts anderes mehr übrig bleiben, als ihre Pferde zu verspeisen. Dabei hatten sie schon ungewöhnlich viele davon
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