Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Reiter in der Ferne erkennen. Diese Fehlentscheidung seinerseits war es gewesen, die ihn die Schlacht verlieren ließ. Hätte er seine Männer einfach weiterkämpfen lassen und sich selbst der Reiterei gestellt, hätte noch eine große Chance auf den Sieg bestanden. Die Fußtruppen der Thaina hätten sicher eine Stunde gebraucht, um in Formation das Schlachtfeld zu erreichen. Und eine Stunde war viel Zeit in einer Schlacht, mehr als er gebraucht hätte. Er musste dann jedoch seinen Aussichtsstandort, der etwas erhöht war, verlassen und den Rückzug organisieren helfen. Eine wilde Flucht verleitete den Gegner nur, einem hinterherzujagen, was noch mehr Tote gefordert hätte. Den Rückzug geordnet zu bekommen war jedoch weitaus schwieriger, als er gedacht hatte. Die Truppen der Thaine waren derart mit seinen Männern verkeilt, dass sie sich nur schwer von diesen lösen konnten, ohne ein Schwert im Rücken zu spüren. Als es dann vollständig gelungen war, sich abzusetzen und einige Hundert Schritte Abstand zwischen die letzten seiner Leute und die feindlichen Soldaten zu bringen, da war er doch erschrocken, wie viele tapfere Männer und Frauen gefallen waren. Den ganzen restlichen Tag waren sie weiter in nordwestlicher Richtung geflohen, die Feinde immer dicht auf den Fersen. Er kannte bisher nur die Moral der Truppen Elborgans und Fengols und rechnete fest damit, dass diese ihre Verfolgung bald abbrechen würden. Aber wieder lag er falsch – unentwegt folgten sie ihnen. Als die Nacht hereingebrochen war, zwang er seine müden abgekämpften Truppen weiterzumarschieren und sie gingen gen Westen auf die Falkenberge zu. Dort, wo das Land übersichtlich war und man weit in die Ferne blicken konnte, wollte er am nächsten Morgen die Truppen ordnen und ausruhen lassen. Als die Sonne aufging, war sein Schrecken endgültig. Er erkannte, dass auch ihre Feinde die Nacht über durchmarschiert waren. Ihre Reiterei formierte sich gerade, um sie anzugreifen. Er wusste, dass, wenn sie nun aufgehalten wurden, alles verloren war. So hatte er seiner eigenen Reiterei befohlen, sich den berittenen Feinden entgegenzustellen. Sie waren zwar zahlenmäßig unterlegen, doch er hatte keine andere Wahl. Auf den Pferden wurden fast nur Verwundete transportiert, die zu schwach waren, um zu laufen. Diese Männer hatte er zurücklassen müssen. Seine Reiterei schlug zwar die gegnerischen Reiter in die Flucht, doch deren Fußtruppen näherten sich unaufhaltsam. Nur wenigen der Verletzten gelang es noch, bei einem der Reiter mit aufzusitzen. Dann ging der Marsch, gefolgt von ihren Feinden, weiter, bis sie schließlich die Lande von Alfarn an den Oberläufen des Anjul erreichten. Erst dort traf Temlas mit weiteren Berittenen auf das fliehende Heer und brachte etwas Abstand zwischen Mago und seine Verfolger, indem er sie in kleine Scharmützel verwickelte. In der Ferne erblickten sie schon die Höhen von Gosch. Mago entschied sich, den Anjul entlang nach Norden zu marschieren, denn er wollte es nicht wagen, die Höhen von Gosch im Westen zu umrunden. Hätte er dies getan, dann hätte es bis nach Lahrewan keinen Ort mehr gegeben, an dem sie sich verstecken könnten. Dort lagen nur noch weitere offene Wiesenlande. Die Höhen von Gosch fielen im Osten stark ab und es lag eine breite Ebene zwischen diesen und dem Anjul, der hier noch kein richtiger Fluss war. Wenn sie sie umrundeten, könnten sie durch das For-Anjul weiter nach Westen fliehen und dort einige Männer zurücklassen, die dann ihren Rückzug decken könnten. Bis hierhin war sein Rückzugsplan noch gut gewesen. Auch Temlas, der wieder bei ihm war, hielt ihn für durchführbar und bot sich sogleich an, mit seinen Truppen For-Anjul, das Tor zum Anjul, zu verteidigen, damit das Heer entkommen konnte.
Aber auch dieser Plan sollte nicht aufgehen. Denn als sie am nächsten Tag ungefähr in der Mitte der Nordflanke der Höhen von Gosch angelangt waren, kam Temlas, der mit seinen Leuten vorausgeritten war, wieder zurück und berichtete Mago, dass die Reiterei ihrer Feinde diesen Ort bereits eingenommen hatte. Es musste dort auch zu einem Kampf mit Soldaten aus Lahrewan gekommen sein, denn sie sahen viele Tote, deren Köpfe auf Stangen aufgespießt waren, um den Weg zu versperren. Runas Kopf war auch darunter, hatte Temlas damals gesagt und sich abgewandt. Mago wusste, dass Runa und Temlas eine Liebschaft hatten. Dies hatte ihren Dienst an Lahrewan jedoch nie negativ beeinflusst. Und so verstand er
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