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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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der Frauen konnten ein Instrument spielen und hatten es dabei. Turgos brauchte jedoch eine Weile, bis er Melodien fand, die er auch zu spielen wusste. Die Frauen summten ihm die Anfänge einiger Lieder vor, die sie heute Abend zu spielen gedachten. Mit der Zeit stellte Turgos fest, dass viele der Melodien einen gemeinsamen Ursprung haben mussten. Die Texte der Lieder mochten in Schwarzenberg zwar andere sein als in Xenorien, doch die Melodien ähnelten einander sehr stark. Auch die wenigen Verwundeten, die Whenda gepflegt hatte, und die etwas laufen konnten, waren gekommen. Sogar der Vormann war mit drei Männern erschienen und sie sangen kräftig mit. Es war ein schönes, wenn auch sehr ruhiges Fest. Die Frauen hatten allerhand zu Essen mitgebracht und auch an Wein schien es nicht zu fehlen. Bis auf den Vormann und dessen Soldaten sprachen alle Erwachsenen dem Bier und Weine zu. Selbst Whenda trank davon. Turgos sah nicht ihre bewundernden Blicke, mit denen sie ihn hin und wieder streifte. Er war so damit beschäftigt, die Frauen und Kinder der Stadt aufzuheitern, dass er sie völlig vergessen zu haben schien. Erst als sich der Abend der Mitternacht zuneigte und jene Frauen den Platz verließen, die sich um kleinere Kinder zu kümmern hatten, gesellte er sich wieder zu ihr und dem Vormann.
    Dort erfuhr er dann auch, was dieser vorhatte. Der Mann wollte bei einem ersten Nahen der Feinde alle aus der Stadt hinaus und hinauf zum Falkenstein führen. Dort wollte er gemeinsam mit den Alten die Festung gegen die Thaine verteidigen. Er war sich nur etwas unsicher darin, ob diese ihnen Einlass gewähren würden, da ihnen dies ausdrücklich untersagt war. Whenda wäre froh gewesen, wenn Humir nun hier gewesen wäre, der dort oben jemanden kennen musste oder gar Verwandte hatte, die ihn hineingelassen hatten. Aber Humir war vielleicht schon tot. Eine der Frauen, die bei ihnen stand, bestärkte ihn jedoch in seiner Meinung und war davon überzeugt, dass die Alten sie ganz einfach einlassen mussten. Sie könnten es schließlich niemals zulassen, dass vor den Toren der Festung ihre Enkel und Urenkel hingeschlachtet werden würden, sollten sie ihnen den Schutz der Festungsmauern verweigern. Noch lange unterhielten sie sich über alle Wenn und Aber dieses Vorgehens. Turgos und Whenda boten an, den Rückzug zu decken und die Kinder zu verteidigen, wenn es denn sein musste. Der Vormann wunderte sich etwas über Whendas Kenntnis um die örtlichen Begebenheiten am Falkenstein, doch er fragte sie nicht, woher sie sie hatte. Die Stelle, an der sie einen Hinterhalt vorschlug, an dem sie die Soldaten der Thaine aufhalten könnten, hätte er selbst auch dafür ausgewählt. Dort war die Straße schmal und zehn Männer konnten, durch Bogenschützen und Speerträger flankiert, eine ganze Armee für eine Weile aufhalten. Diese Zeit musste dann genügen, damit der Zug der Kinder den Falkenstein erreichte. Whenda schlug zwar vor, dass sie sofort am nächsten Tag aufbrechen sollten, doch diesem Vorschlag wollte der Vormann nicht folgen. Er hoffte immer noch, dass der Krieg zu ihren Gunsten stand und die Truppen bald siegreich nach Lahrewan zurückkehren würden. Es war zwar nur eine geringe Hoffnung, die er hegte, doch sie war da. Er wollte so lange ausharren, bis er sich sicher sein konnte, dass alles verloren war. Erst dann würde er den Aufbruch befehlen. Die Einwände Whendas, dass die Kinder bei einer Vorwarnzeit von nicht einmal einem Tag nicht schnell genug fliehen konnten und bald eingeholt würden, ließ er nicht gelten. Doch hatte er nichts dagegen, dass die Frauen ab dem Morgen damit begannen, das Nötigste zusammenzupacken, sodass sie jederzeit schnell losmarschieren konnten. So geschah es und am Mittag des folgenden Tages war tatsächlich alles für einen Aufbruch gerüstet.
     

Am Hildring
    26. Tag des 7. Monats 2515
     
    Während Turgos in Lahrewan die ersten Saiten seiner Leier schlug, stand Mago, der Verweser Fengols, zwischen den zwei oberen Zuflüssen des Anjul im Hildring und sah dem weiteren Schicksal seiner Armee entgegen. Wenn nicht bald etwas passierte, würden sie hier alle den Tod finden. Mago ließ sich seine Verzweiflung nicht anmerken, aber innerlich verfluchte er den Tag, an dem er den Angriff gegen die vereinigte Armee der Thaine des Nordens befohlen hatte. Wenn er nur noch einige Stunden abgewartet hätte, kam es ihm immer und immer wieder in den Kopf. Sein Leben lang hatte er nie vorschnell gehandelt, wie er sich

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