Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
Vom Netzwerk:
standen sie wieder im Aufzug. Diesmal Schulter an Schulter.
    Unter dem Bogen im Frühstückssaal nahmen sie ihr letztes petit déjeuner zu sich und überlegten, was sie während der verbleibenden Stunden unternehmen sollten.
    »Vielleicht sollten wir auf den Eiffelturm steigen«, meinte Claudie.
    »Oder wir könnten eine Bootstour machen.«
    »Wie wär’s mit dem Louvre?«
    »Das Monet-Museum?«
    »Das Rodin-Museum?«
    »Oder«, sagte Simon, während er mit einem Brötchen kämpfte, »wir könnten einfach mal sehen, wohin unsere Füße uns tragen.«
    Claudie blickte ihm in die Augen und versuchte, nicht zu sehr an den Winterhimmel in Whitby zu denken. »Ja«, sagte sie. »Gute Idee.«
     
    Die Sonne schien hell, als sie aus dem Hotel traten. Claudie hatte wieder ihre hohen schwarzen Stiefel angezogen, dazu einen fliederfarbenen Pullover, in dem sie wahrscheinlich schwitzen würde, wie sie angesichts des strahlenden Sonnenscheins befürchtete. Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick in Simons Richtung. Er trug eine schwarze Hose, schwarze Schuhe und einen schokoladenbraunen Pullover, der sein Haar noch blonder wirken ließ als gewöhnlich.
    Sie landeten wieder an der Seine, als fühlten sie sich auf magische Weise von ihr angezogen, und Claudie sah zu, wie Simon die Schachteln mit den Schwarzweißpostkarten durchstöberte, die an den Bücherständen entlang des Flusses angeboten wurden.
    »Glaubst du, die sind echt?«, fragte er und reichte Claudie eine Karte mit einem Poststempel aus dem Jahre 1902.
    »Na ja, auf jeden Fall schreibt heute kein Mensch mehr so. Eigentlich schreibt heutzutage doch kaum noch jemand Postkarten.«
    Simon verzog das Gesicht. »Woher willst du wissen, dass nicht irgendein arbeitsloser Schauspieler irgendwo in einer Mansarde hockt und jeden Tag stapelweise solche Karten fälscht?«
    Claudie zog die Brauen hoch. »Du alter Skeptiker.«
    Er hob die Schultern, nahm ihr die Postkarte aus der Hand und steckte sie zu den anderen in die Schachtel zurück. »Für mich sehen die alle gleich aus.«
    Claudie suchte nacheinander mehrere Karten heraus und betrachtete sie. Sie waren sehr schön. Schwarzweißfotos von Springbrunnen, Straßen, Standbildern, spielenden Kindern. So typisch für Paris. Sie wählte drei mit Ansichten der Stadt aus und bezahlte sie.
    »Was ist?«, fragte sie, als sie Simons fragenden Blick bemerkte. »Es ist mir egal, ob die echt sind oder nicht. Sie gefallen mir, und das reicht.«
    Simon lächelte sie an. Aber es war kein gewöhnliches Lächeln. Es war ein Lächeln, das einem unter die Haut ging, das einem die Zehen wärmte und ans Herz rührte. Und sie erwiderte es.
     
    Der Pont Alexandre III mit seinen vergoldeten Reliefs, seinen bombastischen Laternen und den mythischen, an Delfine erinnernden Tierstatuen war die eindrucksvollste Brücke, die Claudie je gesehen hatte. Plötzlich entdeckte sie ihre fünf Engel zu Füßen zweier großer Cupidos. Es hätte sie eigentlich nicht wundern sollen, dass die fünf sich ausgerechnet diesen Ort für ihren Auftritt ausgesucht hatten.
    Claudie begrüßte sie mit einem kaum merklichen Lächeln, wagte jedoch nichts zu sagen, da Simon neben ihr stand. So sehr sie den Mann mochte, war sie doch noch nicht so weit, dass sie ihm von ihren Engeln erzählen wollte.
    »Hat er dich schon geküsst, Claudie?«, rief Lily, woraufhin Claudie ihr einen zornigen Blick zuwarf. Was für eine Frechheit! Noch dazu vor Simon, auch wenn er es nicht hören konnte.
    »Du kannst doch nicht nach Paris fahren und ungeküsst wieder abreisen«, scherzte Jalisa.
    »Lasst sie in Ruhe«, sagte Mr Woo.
    »Machen wir«, erwiderte Jalisa. »Nur noch eine Minute.«
    Claudie wurde hellhörig. Seit Jalisa von Abschied gesprochen hatte, war sie ganz nervös, und sie wollte sich vergewissern, dass der gefürchtete Augenblick noch nicht gekommen war. Aber solange Simon in der Nähe war, konnte sie nicht mit Jalisa sprechen. Sie würde warten müssen, und das machte sie nur noch unruhiger.
    Ein mit Touristen voll besetztes Boot fuhr unter der Brücke hindurch, und Claudie sah mehrere Kameras, die direkt auf sie gerichtet waren. Merkten die Leute, dass sie Engel fotografierten? Dann hatte sie eine Idee.
    »Simon?«
    »Ja?«
    »Könntest du ein paar Fotos für mich machen?«
    »Klar. Was soll ich denn fotografieren?«
    »Die Brücke. Ich finde sie so unglaublich schön. Und von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf den Eiffelturm.«
    »Du traust mir zu, dass ich mit deiner

Weitere Kostenlose Bücher