Unter deinem Stern
wir aus Paris zurück sind.«
»O Gott! Du hast doch hoffentlich nichts von Paris erwähnt, oder?«
»Nein. Warum?«
»Weil ich nicht glaube, dass er was davon weiß, und wenn er Wind davon bekäme, dass Kris mit mir fahren wollte –«
Claudie schlug die Hand vor den Mund. »Oje. Daran hab ich gar nicht gedacht. Wahrscheinlich hat er keine Ahnung, oder?«
Simon schüttelte den Kopf. »Nein, sicher nicht. Aber was genau hast du denn eigentlich getan?«
Claudie atmete tief durch. Vielleicht hätte sie doch lieber ein Glas Wein trinken sollen. »Also«, setzte sie an. »Ich hab ihn von Waterloo aus angerufen.«
»Was hast du zu ihm gesagt?«
»Ich hab ihm gesagt, er soll sich am Riemen reißen und sich, wenn er Kristen behalten will, ein bisschen mehr um sie bemühen. Ich hab ihm gesagt, dass ich für ein paar Tage wegfahre und Kristen solange mein Haus hütet und sich wahrscheinlich übers Wochenende durch meine Musicalsammlung arbeitet.«
Simon lachte und schüttelte den Kopf. »Die arme Kris.«
»Genau.« Claudie entspannte sich ein bisschen, jetzt, wo die Wahrheit heraus war. Es widerstrebte ihr, sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen, doch manchmal blieb einem einfach nichts anderes übrig.
»Was hat der große Mann denn nun dazu gesagt?«
Claudie zuckte die Achseln. »Das ist es ja gerade, was mir solche Sorgen macht – er hat überhaupt nichts gesagt. Andererseits war es ziemlich laut auf dem Bahnhof, gut möglich, dass ich ihn nur nicht gehört habe.«
»Wir werden es also erst erfahren, wenn wir zurückkommen?«
Claudie trank einen Schluck Wasser. »Wahrscheinlich. Meinst du, ich sollte ihn noch mal anrufen?«
»Nein, auf keinen Fall!«, sagte Simon, lehnte sich zurück und verzog das Gesicht. »Ich glaube kaum, dass Jimmy der Typ ist, der sich unter Druck setzen lässt.«
Eine Weile grübelten sie schweigend über das Schicksal ihrer besten Freunde nach.
Simon seufzte. »Die beiden werden sich schon wieder zusammenraufen, meinst du nicht? Die werden nicht so enden wie Felicity und ich, oder?«
Claudie lächelte. Sie war gottfroh, dass er so einfühlsam war. »Die kriegen das hin«, sagte sie. »Kris und Jimmy gehören einfach zusammen.«
44
»In einer Großstadt wird es nie richtig dunkel, nicht wahr?«, bemerkte Claudie, als sie nach dem Essen zum Hotel zurückgingen.
»All die vielen Lichter«, sagte Simon. »Paris ist schließlich die Lichterstadt.«
»Würdest du je in einer großen Stadt leben wollen?«, fragte Claudie. Ihre Schritte hallten unter den Arkaden an der Place des Vosges.
»Nein. Du?«
»Nein.«
»Whitby ist mir städtisch genug«, sagte er.
»Mir auch.«
Sie gingen schweigend weiter.
»Vielen Dank für das Essen«, sagte Claudie. »Es war ein wunderschöner Abend.«
»War mir ein Vergnügen. Es war ja wohl das Mindeste, was ich nach dem Fiasko von letzter Woche tun konnte.« Sie betraten das Hotel und nickten auf dem Weg zum Aufzug der jungen Frau an der Rezeption zu.
»Was ist denn nun passiert?«, fragte Claudie leise.
»Was meinst du? Mit Felicity?«
»Falls dir meine Frage nicht unangenehm ist.«
»Nein, überhaupt nicht.« Er lachte in sich hinein. »Wir sind übereingekommen, dass es besser ist, wenn wir getrennter Wege gehen.«
Claudie nickte. »Damit bist du nun zufrieden?«
Simon blickte sie mit leuchtenden Augen an. »Ob ich zufrieden bin? Ich bin absolut begeistert! «
Claudie grinste. »Und Kristen? Warum hat es mit euch beiden nicht geklappt?«
Simon lachte. »Gott, keine Ahnung. Wir beide sind eher wie Bruder und Schwester.«
Claudie hob die Brauen. »Das ist ja ein Ding. Dasselbe hat sie gesagt.«
»Ich weiß. Komisch, nicht wahr? Vielleicht ist es die Chemie, vielleicht ist es Schicksal oder was auch immer. Wir sind einfach nicht miteinander klargekommen. Aber ohne sie könnte ich trotzdem nicht sein.«
»Ich auch nicht«, sagte Claudie.
Sie stiegen in den Aufzug. Simon drückte die Taste für den ersten Stock.
»Heute ist unser letzter Abend«, sagte Claudie und wünschte im selben Augenblick, sie hätte den Mund gehalten. Wie konnte sie nur so etwas Dummes sagen! Es war, als würde sie sich ihm auf einem Silbertablett anbieten.
»Ja«, sagte Simon, der ihre Verlegenheit offenbar nicht bemerkte. »Die Zeit ist so schnell vergangen. Aber morgen haben wir noch den ganzen Tag.«
Claudie nickte, und die Türen des Aufzugs öffneten sich.
»Also dann«, sagte er, als sie vor ihren Zimmertüren standen. »Wieder um
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