Unter dem Banner von Dorsai
Heiligen Soldaten gelegt. Und daher bleibt ihnen nur der Sieg – oder manchmal der Tod. Und was ist schon der Tod?“
Er sah seine Kameraden an, und sie alle nickten.
„Was ist schon der Tod?“ wiederholten sie.
Ich betrachtete sie. Dort standen sie und fragten mich und sich selbst, was der Tod sei … als sprächen sie von einem zwar harten, aber notwendigen Job.
Ich hatte eine Antwort für sie parat, aber ich sprach sie nicht aus. Der Tod, das war ein Gruppenführer – ein Quäker wie sie selbst –, der Soldaten wie ihnen den Befehl erteilte, Gefangene zu ermorden. Das war der Tod.
„Rufen Sie einen Offizier“, sagte ich. „Mein Passierschein erlaubt mir die Weiterfahrt.“
„Ich bedaure, Sir“, antwortete derjenige, der zu mir gesprochen hatte, „aber wir können unseren Posten nicht verlassen, um einen Offizier zu holen. Doch es kommt bald ohnehin einer hierher.“
Ich hatte so eine Ahnung, was „bald“ bedeutete, und ich lag richtig damit. Es wurde Mittag, bevor ein Truppenführer kam, die Soldaten Essen fassen ließ und mir die Weiterfahrt gestattete.
Als ich Kensie Graemes Hauptquartier erreichte, stand die Sonne schon tief und überzog den Boden mit den langen Schatten von Bäumen. Und doch war es, als erwache das Lager gerade erst.
Man mußte kein Militärfachmann sein, um zu erkennen, daß die Exoten nun endlich gegen Jamethon ins Feld zogen.
Ich traf Janol Marat, den Kommandeur von Neuerde.
„Ich muß Truppen-Kommandeur Graeme sprechen“, sagte ich.
Wir kannten uns inzwischen recht gut, doch er schüttelte nur den Kopf.
„Das ist jetzt nicht möglich, Tam. Es tut mir leid.“
„Janol“, sagte ich, „diesmal geht es nicht um ein Interview. Es ist eine Sache von Leben und Tod. Im Ernst. Ich muß Kensie sprechen.“
Er starrte mich an. Ich starrte zurück.
„Warten Sie hier“, sagte er. Wir standen bereits im Büro des Hauptquartiers. Doch er ging wieder hinaus und ließ mich für etwa fünf Minuten allein. Ich stand da und lauschte dem Ticken der Wanduhr. Dann kam er zurück.
„Hier entlang“, sagte er.
Zwischen den gewölbten Blasen der Plastik-Bauwerke hindurch führte er mich zum rückwärtigen Bereich des Lagers, zu einem kleinen Gebäude, das zwischen einigen Bäumen halb verborgen war. Als wir durch den Vordereingang traten, bemerkte ich, daß es Kensies persönliche Unterkunft war. Durch ein kleines Wohnzimmer schritten wir in einen Raum, bei dem es sich um eine Kombination aus Schlafzimmer und Bad handelte. Kensie war gerade aus der Duschkabine herausgekommen und zog sich nun einen Kampfanzug an. Er sah mich neugierig an und wandte seinen Blick dann zu Janol.
„In Ordnung, Kommandeur“, sagte er. „Sie können jetzt wieder zu Ihren Pflichten zurückkehren.“
„Jawohl, Sir“, antwortete Janol, ohne mich dabei anzusehen.
Er salutierte und ging hinaus.
„Also gut, Tam“, meinte Kensie und zog sich die Uniformhose an. „Um was geht’s?“
„Ich weiß, daß Sie bereit sind, ins Feld zu ziehen“, sagte ich.
Er sah mich ein wenig amüsiert an, während er seinen Hosenbund schloß. Er hatte sein Hemd noch nicht angezogen, und in dem relativ kleinen Zimmer ragte er wie ein Riese auf, wie eine Art überwältigende Naturgewalt. Sein Körper war so gebräunt wie dunkles Holz, und die Muskeln bildeten deutlich sichtbare Stränge auf seiner Brust und den Schultern. Sein Bauch war flach, und die Sehnen und Bänder seiner Arme traten deutlich hervor und verschwanden wieder, wenn er sie bewegte. Erneut spürte ich dieses besondere und außergewöhnliche Element des Dorsai in ihm. Es war nicht nur seine physische Größe und Stärke. Es war nicht einmal die Tatsache, daß er ein Mann war, der von Geburt an für den Krieg ausgebildet und für den Kampf selbst geboren war. Nein, es war etwas Vitales und doch Ungreifbares – die gleiche Besonderheit der Andersartigkeit, auf die man auch bei den geborenen Exoten wie Padma dem Außenbürgen stoßen konnte. Oder bei einigen Forschern von Newton oder Cassida. Etwas, das weit über und jenseits des gewöhnlichen Menschen lag; etwas, das diesen Mann wie einen Fels erscheinen und ihn – wenn es um seine Berufssparte ging – eine so vollständige und alles andere verdrängende Überlegenheit ausstrahlen ließ, daß er jenseits jeder Schwäche war, unangreifbar, unbesiegbar.
Vor meinen inneren Augen sah ich den schlanken und dunklen Schatten Jamethons, der einem solchen Mann wie diesem gegenüberstand. Und die
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