Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
ich hier im Lager der Quäker und konnte nicht schlafen und erinnerte mich. Nach einer Weile vernahm ich das Marschieren der Soldaten, die im Karree zum Mitternachtsappell antraten.
    Ich lag auf dem Rücken und lauschte ihnen. Schließlich verstummten ihre marschierenden Stiefel. Das einzige Fenster meiner Kammer befand sich über meiner Liege, hoch oben in der Wand, an die die linke Seite meines Feldbettes gerückt war. Es war unverglast, und die Nachtluft trug die Geräusche ungefiltert zu mir heran. Zusammen mit dem trüben Licht vom Karree, das ein blasses, rechteckiges Muster auf die gegenüberliegende Wand meines Zimmers malte. Ich lag still da, betrachtete dieses Rechteck und lauschte dem Appell draußen. Und ich hörte, wie der Offizier vom Dienst ein Würdigkeitsgebet mit ihnen anstimmte. Danach sangen sie erneut ihre Kampfhymne.
     
    Frag nicht, Soldat – nicht jetzt noch irgendwann,
    In welchen Krieg dein Banner dich führen mag.
    Die Legionen des Teufels umzingeln uns.
    Kämpfe! Und spüre nicht den Schlag!
     
    Ruhm und Ehre, Lob und Profit,
    Sind nicht mehr wert als Flittergold.
    Tu deine Pflicht und frage nicht,
    Den Schmutz des Menschen auf Erden ihr lassen sollt.
     
    Blut und Kummer, nicht endende Pein,
    Das ist unser aller Los.
    Pack das blanke Schwert und stell dich dem Feind,
    Falle freudig in der Schlacht, so groß.
     
    Dann werden wir, die geweihten Soldaten,
    Schließlich vor dem Throne stehen, dem hellen Schimmer.
    Geweiht von unseren Wunden, dem roten Strömen,
    Dem Willen unseres Herrn ergeben – für immer!
     
    Danach zogen sie sich auf Feldbetten zurück, die sich von meinem nicht unterschieden.
    Ich lag reglos da, lauschte der Stille im Karree und dem gleichmäßigen Rauschen eines Regengusses außerhalb meines Fensters – und als der Schauer vorüber war, den Tropfen, die langsam fielen, einer nach dem anderen, ungezählt in der Dunkelheit.
     

25
     
    Am Tag nach meiner Landung hörte es endgültig auf zu regnen. Tag für Tag wurde der Boden trockener. Bald schon mochte er so fest sein, daß er das Gewicht von schwerem, bodengebundenem Kriegsgerät tragen konnte. Und jedermann wußte, daß dann die Frühjahrsoffensive der Exoten begann. In der Zwischenzeit bereiteten sich sowohl die Truppen der Exoten als auch die der Quäker darauf vor.
    Während der folgenden paar Wochen ging ich fleißig meiner Arbeit als Berichterstatter nach. Ich schrieb hauptsächlich aktuelle Artikel und kleinere Berichte über die Soldaten und Einheimischen. Ich hatte eine Menge Telegramme zu verschicken, und ich erledigte das alles gewissenhaft. Ein Korrespondent ist nur so gut wie seine Kontakte: Ich knüpfte überall Kontakte, außer bei den Quäkertruppen. Die blieben zurückhaltend, obwohl ich dort mit vielen Soldaten sprach. Sie zeigten auch weiterhin weder Furcht noch Unsicherheit.
    Ich hörte, daß es mit dem Ausbildungsstand dieser Quäkersoldaten im allgemeinen nicht weit her war, da ihre Reihen aufgrund der selbstmörderischen Taktiken ihrer Offiziere dauernd mit unerfahrenem Ersatz aufgefüllt werden mußten. Diese hier jedoch waren von einem Expeditionskorps übriggeblieben, das sechsmal so stark wie jetzt gewesen war. Sie alle waren Veteranen, auch wenn die meisten von ihnen noch keine zwanzig Jahre alt waren. Nur hier und dort – unter den Unteroffizieren und häufiger unter den Offizieren – entdeckte ich den Prototyp des Gruppenführers, der die Kriegsgefangenen auf Neuerde erschossen hatte. Hier wirkten die Männer dieser Art wie tollwütige graue Wölfe inmitten einer Meute aus gehorsamen und gut dressierten jungen Hunden, die gerade erst entwöhnt waren. Ich war versucht zu glauben, sie allein stellten das dar, was ich zu zerstören beabsichtigte.
    Um dieser Versuchung widerstehen zu können, sagte ich mir, daß Alexander der Große bereits gegen die Bergstämme ins Feld gezogen war und in Pella, der Hauptstadt von Mazedonien, regiert und die Hinrichtung von Menschen befohlen hatte, als er erst sechzehn gewesen war. Doch die Quäkersoldaten wirkten auch weiterhin beinahe wie Kinder auf mich. Ich konnte mir nicht helfen: Ich mußte sie mit den erwachsenen und erfahrenen Söldnern in Kensie Graemes Streitkräften vergleichen. Denn entsprechend ihrer philosophischen Prinzipien lehnten es die Exoten ab, Truppen aus Söldnern oder Rekruten zu mieten, die sich nicht aus freiem Willen für die Uniform entschieden hatten.
    Während all dieser Zeit hörte ich nicht ein Wort von der Blauen

Weitere Kostenlose Bücher