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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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wieder.
    „Eileen?“
    „Sie wird gleich hier sein.“
    Doch als die Nacht angebrochen und der Mond hoch genug gestiegen war, um sein silbernes Licht durch die winzigen Fugen im dichten Blätterdach tropfen zu lassen, so daß ich sein Gesicht wieder erkennen konnte, war er tot.
     

14
     
    Ich wurde kurz nach Sonnenaufgang gefunden, nicht von den Streitkräften der Quäker, sondern von cassidanischen Kommandoeinheiten. Kensie Graeme hatte sich im Südabschnitt seiner Kampffront zurückgezogen, bevor der Strahlende seinen wohldurchdachten Plan hatte ausführen können, an dieser Stelle einen Angriff durchzuführen, die dortigen cassidanischen Verteidigungslinien aufzureiben und die Reste in den Straßen von Hauptburg zu vernichten. Kensie aber hatte dies vorausgesehen und seine Einheiten vom südlichen Frontabschnitt abgezogen. Die so freigesetzten Artillerie- und Infanterieeinheiten hatte er in einem weiten Schwenker herumgeführt und damit die Linien des Nordabschnitts verstärkt, wo Dave und ich uns aufgehalten hatten.
    Das Ergebnis war, daß sich seine Front nun um einen zentralen Punkt gedreht hatte, bei dem es sich ziemlich genau um die Fahrbereitschaft handelte, wo ich ihm zum erstenmal begegnet war. Am folgenden Morgen rückten die nun verstärkten Truppen des Nordabschnitts vor, schwenkten in südlicher Richtung herum, unterbrachen die Nachschublinien der Quäker und stießen in den Rücken jener Quäker-Einheiten, die überzeugt gewesen waren, den größten Teil der cassidanischen Streitkräfte eingeschlossen und in der Stadt aufgerieben zu haben.
    Die Stadt Hauptburg, die den Fels hatte darstellen sollen, der die cassidanischen Truppen zermalmte, bildete statt dessen den Fels, der die Streitkräfte der Quäker selbst zerschmetterte. Die schwarzgekleideten Krieger kämpften mit der ihnen eigenen Wildheit und zeigten ihre unbekümmerte Tapferkeit selbst dann noch, als die Falle zuschnappte. Doch jetzt wurden sie von Kensies Schallkanonen im Westen der Stadt und seinen ausgeruhten, ihnen in den Rücken fallenden Truppen in die Zange genommen. Schließlich kapitulierte das Oberkommando der Quäker, um nicht noch weitere seiner wertvollen, zweibeinigen Kampfeinheiten einzubüßen, die seine Soldaten waren – und der Bürgerkrieg zwischen der Nord- und Südparzelle von Neuerde war zu Ende, gewonnen von den cassidanischen Streitkräften.
    Aber das alles war mir ziemlich egal. Ich war ganz benommen von den Medikamenten, als man mich zur Überweisung in ein Krankenhaus nach Blauvain zurückbrachte. Die Wunde in meinem Knie hatte sich verschlimmert, da sie zu lange unbehandelt geblieben war. Ich kenne die Einzelheiten nicht, aber mein Bein blieb steif, obwohl sie die Verletzung heilen konnten. Die Ärzte teilten mir mit, das ließe sich nur mit einer komplizierten Operation und der Einsetzung eines ganz neuen, vollkommen künstlichen Knies beheben – und sie rieten mir davon ab. Das natürliche Fleisch und Blut, so meinten sie, sei immer noch besser als alles andere, was von Menschenhand konstruiert werden konnte, um es zu ersetzen.
    Was mich betrifft, so interessierte mich das nicht sonderlich. Sie hatten den Gruppenführer, der das Massaker verübt hatte, gefangengenommen und vor Gericht gestellt. Und er war – wie er selbst prophezeit hatte – von einem Exekutionskommando hingerichtet worden, gemäß den Bestimmungen des Söldnerkodexes, Gefangene mit Respekt zu behandeln. Aber selbst das verschaffte mir keine Befriedigung.
    Denn – und er hatte auch dies vorhergesagt – seine Hinrichtung änderte nichts. Es stand nicht in meiner Macht oder der irgendeines anderen Menschen, die Geschichte auszuradieren, die er mit seiner Suchgeschoß-Schleuder auf das Papier geschrieben hatte, das Dave und die anderen Gefangenen gewesen waren. Und damit hatte er etwas in mir verändert.
    Ich war wie eine Uhr, die trotz einer gebrochenen Feder im Innern immer weiterlief, die man aber rasseln und klappern hören konnte, wenn man sie nahe dem Ohr schüttelte. Irgend etwas in mir war zerbrochen. Und nicht einmal das Lob, das ich vom Interstellaren Nachrichten-Büro erhielt – und die Gewährung einer Vollmitgliedschaft in der Gilde –, konnten diesen Defekt reparieren. Nun aber, da ich Vollmitglied war, kümmerten sich das Vermögen und die Macht der Gilde um mich, und sie bewerkstelligte etwas, zu dem nur sehr wenige private Organisationen in der Lage gewesen wären: Sie schickte mich zur Behandlung nach Kultis, der

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