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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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sich die Tür.
    Ich blickte mich um, und der Schock über das, was sich mir darbot, riß mich für einen Augenblick aus meinem emotionalen Elend. Der in Grau gehaltene Raum war nicht größer als das Erste-Klasse-Abteil, das ich während der Reise hierher in dem Raumschiff bewohnt hatte.
    „Wie kommt es, daß du in einer solchen Wohnung lebst?“ platzte es aus mir heraus.
    Sie sah mich ohne die geringste Reaktion auf meine Verblüffung an.
    „Es ist billiger“, sagte sie gleichgültig.
    „Aber du brauchst kein Geld zu sparen!“ sagte ich. „Ich habe doch alles mit deinem Erbe von Mathias geregelt: Ich bin mit einem auf der Erde arbeitenden Cassidaner daraufhin übereingekommen, daß er Gelder seiner Familie hierher an dich überweist. Willst du damit sagen …“ – dieser Gedanke war mir nie in den Sinn gekommen – „… daß es dabei Schwierigkeiten gegeben hat? Hat dich seine Familie nicht ausgezahlt?“
    „Doch“, sagte sie ganz ruhig. „Aber jetzt muß ich mich auch um Daves Familie kümmern.“
    „Familie?“ Ich starrte sie verwirrt an.
    „Daves jüngerer Bruder geht noch zur Schule … schon gut.“ Sie stand noch immer. Und sie hatte mich auch nicht aufgefordert, Platz zu nehmen. „Es würde zu lange dauern, dir das alles zu erzählen, Tam. Warum bist du gekommen?“
    Ich starrte sie an.
    „Eileen“, sagte ich bittend. Sie wartete nur. „Sieh mal“, setzte ich erneut an und griff nach dem Strohhalm des von ihr angeschnittenen Gesprächsthemas, „selbst wenn du Daves Familie aushilfst … jetzt ist das überhaupt kein Problem mehr. Ich bin nun Vollmitglied der Gilde. Was Geld angeht, kann ich dich mit allem unterstützen, was du brauchst.“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf.
    „Du lieber Himmel, warum denn nicht? Ich sage dir, ich kann jetzt über unbegrenzte …“
    „Ich möchte überhaupt nichts von dir, Tam“, antwortete sie. „Dennoch vielen Dank für das Angebot. Uns geht es auch so ganz gut, Daves Familie und mir. Ich habe eine recht gute Arbeit gefunden.“
    „Eileen!“
    „Ich habe dich das schon einmal gefragt, Tam“, sagte sie und rührte sich noch immer nicht. „Warum bist du hierhergekommen?“
    Selbst wenn sie eine steinerne Statue gewesen wäre, es hätte keinen größeren Unterschied zu der Schwester geben können, die ich gekannt hatte. Ich kannte sie überhaupt nicht mehr. Sie war wie ein vollkommen fremder Mensch für mich.
    „Um dich zu sehen“, sagte ich. „Ich dachte … du wolltest vielleicht wissen …“
    „Ich weiß alles darüber“, sagte sie, ohne jede Regung, vollkommen gleichgültig. „Man hat mir alles darüber erzählt. Sie sagten auch, du seist verwundet worden. Aber du hast dich inzwischen wieder erholt, nicht wahr, Tam?“
    „Ja“, gab ich hilflos zurück. „Das heißt, ganz in Ordnung bin ich nicht. Mein Knie ist ein bißchen steif. Sie sagen, es wird so bleiben.“
    „Das tut mir leid“, sagte sie.
    „Verdammt, Eileen!“ platzte es aus mir heraus. „Steh nicht einfach so da und sprich mit mir, als würdest du mich gar nicht kennen! Ich bin dein Bruder!“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die einzigen Verwandten, die ich jetzt noch habe – die einzigen, die ich jetzt noch haben möchte –, sind Daves Familienangehörige. Sie brauchen mich. Du nicht. Du hast mich nie gebraucht, Tam. Du warst dir immer selbst genug, immer auf dich selbst fixiert.“
    „Eileen!“ sagte ich bittend. „Sieh mal, ich weiß, daß du mir die Schuld an Daves Tod geben mußt – zumindest teilweise.“
    „Nein“, antwortete sie. „Du kannst nichts dafür, daß du so bist wie du bist. Es war mein Fehler, daß ich mir all die Jahre einzureden versuchte, du seist anders als du in Wirklichkeit bist. Ich glaubte, in dir schliefe etwas, das Mathias nie aufwecken konnte, dem man nur eine Chance geben müsse, sich zu entwickeln. Darauf hatte ich gehofft, als ich dich bat, mir bei der Entscheidung über Jamie zu helfen. Und als du mir schriebst, du wolltest Dave zur Seite stehen, war ich davon überzeugt, daß nun endlich das an die Oberfläche deines Wesens trat, was ich immer in dir vermutet hatte. Aber ich habe mich beide Male geirrt.“
    „Eileen!“ schrie ich. „Es war nicht meine Schuld, daß wir beide, Dave und ich, auf einen Verrückten stießen. Vielleicht hätte ich etwas anderes tun sollen – aber ich habe versucht, ihn fortzuschicken, nachdem ich angeschossen worden war. Doch er wollte nicht gehen. Begreifst du nicht? Es war

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