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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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mathematischen Begabungen, die die früher besiedelte Welt Newton wohlhabend gemacht haben. Am Raumhafen der Hauptstadt Moro ging ich an Bord einer Fähre, die nach Alban flog, der von Newton finanziell unterstützten Universitätsstadt, wo Dave Phasenverschiebungsmechanik studiert und wo sowohl er als auch Eileen gearbeitet hatten, um sein Studium zu finanzieren.
    Es war ein in sich verschachtelter Ameisenhaufen, eine Stadt, die verschiedene Ebenen umfaßte. Nicht daß es für ihre Errichtung an Platz gemangelt hätte: Doch der größte Teil Albans war mit Geldern von Newton gebaut worden, und die entsprechend den begrenzten Mitteln ökonomischste Bauweise war die, alle notwendigen Einrichtungen auf engstem Raum zusammenzufassen.
    Am Fährenhafen besorgte ich mir eine Wegweiserrute und programmierte sie mit Eileens Adresse, die sie mir in jenem Brief angegeben hatte, der am Morgen des Tages von Daves Tod angekommen war. Die Rute zeigte mir den Weg und führte mich durch eine Reihe von vertikalen und horizontalen Röhren und Korridoren zu der Einheit eines Wohnkomplexes, der irgendwo über Bodenniveau lag – aber mehr konnte man über seine Position beim besten Willen nicht sagen.
    Als ich in den letzten Gang hineinschritt, der zur Eingangstür der von mir gesuchten Adresse führte, begann in mir zum erstenmal der wirkliche Beweggrund emporzuschäumen, der mich davon abgehalten hatte, auch nur bewußt an Eileen zu denken – bis Lisa ihn mir schonungslos ins Gedächtnis zurückgerufen hatte. Das Bild, das sich mir auf der Waldlichtung von Neuerde dargeboten hatte, trieb wieder vor meine inneren Augen, so schrecklich klar und intensiv wie die Szene eines Alptraums. Und Angst und Wut begannen wie Fieber in mir zu brennen.
    Einen Augenblick schwankte ich – und wäre fast stehengeblieben. Doch dann schob mich das Bewegungsmoment, das ich während der langen Reise hierher entwickelt hatte, weiter auf die Tür zu, und ich betätigte den Melder.
    Eine Sekunden währende Ewigkeit geschah gar nichts. Dann öffnete sich die Tür, und das Gesicht einer Frau in mittleren Jahren blickte mir entgegen. Ich starrte es verblüfft an, denn es war nicht das Gesicht meiner Schwester.
    „Eileen …“ stotterte ich. „Ich meine … Mrs. David Hall? Ist sie nicht da?“ Dann fiel mir ein, daß ich dieser Frau unbekannt sein mußte. „Ich bin ihr Bruder … von der Erde. Berichterstatter Tam Olyn.“
    Ich trug natürlich Umhang und Baskenmütze, und das reichte in gewisser Weise als Ausweis. Doch daran dachte ich in diesem Augenblick überhaupt nicht. Ich erinnerte mich wieder daran, als die Frau ein wenig nervös wurde. Wahrscheinlich hatte sie noch nie in ihrem Leben ein Gildemitglied leibhaftig vor sich gesehen.
    „Nun, sie ist umgezogen“, sagte sie. „Für eine Person allein ist diese Unterkunft zu groß. Sie wohnt nun einige Etagen tiefer und nördlich von hier. Einen Augenblick, ich gebe Ihnen ihre neue Adresse.“
    Sie sauste davon. Ich hörte, wie sie einige rasche Worte mit einer männlichen Stimme wechselte, dann kam sie mit einem Blatt Papier zurück.
    „Hier“, sagte sie ein wenig außer Atem. „Ich hab’s für Sie aufgeschrieben. Sie gehen weiter diesen Korridor entlang … oh, wie ich sehe, haben Sie eine Wegweiserrute dabei. Dann stellen Sie sie einfach ein. Es ist nicht weit.“
    „Ich danke Ihnen“, sagte ich.
    „Keine Ursache. Wir waren Ihnen … nun, ich glaube, ich sollte Sie nicht aufhalten“, meinte sie, denn ich wandte mich bereits zum Gehen. „Wir waren Ihnen gern behilflich. Auf Wiedersehen.“
    „Auf Wiedersehen“, murmelte ich. Ich ging den Korridor hinunter und justierte meine Wegweiserrute neu. Sie geleitete mich fort und tiefer hinab, und die Tür, an der ich schließlich die Ruftaste betätigte, lag ein ordentliches Stück unter dem Bodenniveau.
    Diesmal mußte ich länger warten. Dann öffnete sich die Tür endlich – und dort stand meine Schwester.
    „Tam“, sagte sie.
    Sie schien sich überhaupt nicht verändert zu haben. In ihrem Gesicht war kein Zeichen von Kummer oder Gram zu erkennen, und plötzlich erstrahlte der Glanz neuer Hoffnung in mir. Aber als sie einfach nur stehenblieb und mich schweigend ansah, verblaßte dieser Schimmer wieder. Ich konnte nur warten. Und so rührte ich mich ebenfalls nicht und stand ihr wortlos gegenüber.
    „Komm herein“, sagte sie schließlich, doch ihr Tonfall hatte sich kaum geändert. Sie wich zur Seite, und ich trat ein. Hinter mir schloß

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