Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
Sache auf den Grund – ich war ein Teil von Mathias Denkgebäude. Und im Gegensatz zu jenen veränderten und erwachseneren Kindern der jüngeren Planeten waren die Träume von Ruhm und Gerechtigkeit für die, die auf der Erde geboren waren, irgendwie und irgendwann zu Ruinen geworden – wie das Parthenon, zerfallen mit anderen kindlichen Illusionen, zerfallen und im Regen vergessen.
    Was hatte Lisa noch gesagt? Wenn ich sie damals verstanden hätte, so dachte ich nun, dann hätte ich diesen Augenblick voraussehen und mir die Pein ersparen können zu hoffen, Eileen könne mir den Tod Daves verziehen haben. Lisa hatte zwei Türen erwähnt – daß es nur noch zwei Türen gäbe, durch die man Zugang zu mir habe, und daß sie die eine davon war. Jetzt begriff ich, was diese Türen waren. Es waren Eingänge zu meinem Ich, durch die Liebe mein Innerstes erreichen konnte.
    Liebe – die tödliche Krankheit, die Männern die Kraft raubt. Nicht einfach körperliche Liebe, sondern dieses zu Schwäche führende Verlangen nach Zuneigung, nach Schönheit, nach Hoffnung auf Wunder, die geschehen könnten. Nun erinnerte ich mich, daß es eine Sache gab, zu der ich nie in der Lage gewesen war. Ich war nie fähig gewesen, Mathias zu verletzen, ihm Schande zu bereiten, ihm auch nur Schwierigkeiten zu machen. Und weshalb nicht? Weil er so kränklich war wie jeder sterilisierte Körper. Er liebte nicht nur niemanden, sondern nichts. Und indem er auf diese Weise den ganzen Kosmos verschenkt hatte, hatte er ihn als Geschenk zurückerhalten, denn das Universum besteht ebenfalls aus dem Nichts. Und so ruhte er in dieser perfekten Symmetrie, in der das Nichts mit dem Nichts verschachtelt war, wie ein Fels, glücklich und zufrieden.
    Als mir das bewußt wurde, stellte ich plötzlich fest, daß ich mich wieder betrinken konnte. Auf dem Weg hierher war ich aufgrund meines Schuldbewußtseins und der Hoffnung dazu nicht in der Lage gewesen. Und auch deshalb nicht, weil die Fetzen aus bestechlichem und liebesempfänglichem Fleisch noch immer an mir hafteten, an dem nackten Skelett von Mathias’ Philosophie in meinem Innern. Doch nun …
    Ich lachte laut auf in dem leeren Abteil. Denn auf dem Weg nach Cassida, als ich die Betäubung des Alkohols so dringend benötigt hatte, war ich nicht fähig gewesen, sie zu benutzen. Und nun, da ich sie gar nicht mehr brauchte, hätte ich in ihr schwimmen können, wenn ich wollte.
    Selbstverständlich hatte ich die Pflicht, für das Ansehen meines beruflichen Standes Sorge zu tragen, und durfte mich nicht in aller Öffentlichkeit gehen lassen. Doch es gab keinen Grund, der mich davon zurückhalten konnte, mich hier in meinem Abteil ganz privat vollaufen zu lassen, wenn ich den Wunsch danach verspürte. Im Gegenteil: Es gab sogar allen Grund, mich gerade jetzt zu betrinken. Denn dies war eine Gelegenheit zum Feiern: die Stunde meiner Befreiung von der Schwäche, an der Körper und Geist aller normalen Menschen zeitlebens leiden.
    Ich bestellte eine Flasche samt Glas und Eis. Und im Spiegel meiner Kabine prostete ich mir selbst zu, vom Sofa aus, mit der Flasche im Arm.
    „ Slainte, Tam Olyn back – auf dich, Tam Olyn, Single!“ rief ich mir zu, denn ich hatte Scotch bestellt, und in diesem Augenblick schäumten bildhaft gesehen alle schottischen und irischen Vorfahren durch meine Adern. Ich nahm einen ordentlichen Schluck.
    Der gute Whisky brannte in meinem Innern, und sein angenehm wärmendes Feuer breitete sich durch meinen ganzen Körper aus. Und nach einer Weile, während ich immer weiter trank, wichen die engen Wände meines Abteils bis auf eine gewisse Entfernung zurück, und ich konnte mich wieder klar erinnern, wie ich unter Padmas hypnotischem Einfluß auf dem Blitz geritten war, an jenem Tag in der Enzyklopädie.
    Erneut spürte ich die Macht und die Wildheit, die damals über mich gekommen waren, und zum erstenmal wurde mir bewußt, wie es jetzt um mich stand, da mich keine menschliche Schwäche mehr behinderte, die den Gebrauch dieses Blitzes hätte beschränken können. Zum erstenmal sah ich Verwendungsmöglichkeiten für ihn und die Macht des Zerstörern . Möglichkeiten, neben denen sich das, was Mathias getan – oder auch, was ich bisher alles zustande gebracht hatte – wie Kindereien ausmachte.
    Ich trank und träumte von Dingen, die möglich waren. Und nach einer Weile schlief ich ein oder schaltete einfach ab, was auch immer. Und ich träumte eine symbolische Vision.
    Es war ein Traum,

Weitere Kostenlose Bücher