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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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wie ich Her­ren und Meis­ter, die gleich mir auf den Flü­geln des Sturm­winds da­hin­flo­gen, der durch das Stre­ben der Mas­sen un­se­rer mensch­li­chen Ras­se er­zeugt wur­de. Die­ser Sturm konn­te uns für Se­kun­den zu­sam­men­keh­ren und im nächs­ten Mo­ment äo­nen­weit aus­ein­an­der­trei­ben. Doch ich konn­te sie se­hen und sie mich. Und ich wur­de mir be­wußt, daß sie nach mir rie­fen, daß sie mich auf­for­der­ten, nicht für mich al­lein zu kämp­fen, son­dern mich mit ih­nen im ge­mein­sa­men Stre­ben, im ge­mein­sa­men Kampf zu ver­ei­nen, um die Schlacht für uns zu ent­schei­den und die Mensch­heit aus dem Cha­os her­aus­zu­füh­ren.
    Doch al­les in mir sträub­te sich ge­gen die­sen Ruf. Ich war zu lan­ge un­ter­drückt und mit Fü­ßen ge­tre­ten wor­den, man hat­te mich viel zu lan­ge her­um­ge­sto­ßen. Jetzt aber hat­te ich die wil­de Freu­de er­lebt, selbst auf den Wo­gen zu rei­ten und nicht ge­rit­ten zu wer­den, war mir mei­ner Macht und mei­ner Fä­hig­kei­ten be­wußt. Ich woll­te das ge­mein­sa­me Stre­ben nicht, ich woll­te mich dem nicht fu­gen, um schließ­lich die Mensch­heit zum er­sehn­ten Frie­den zu fuh­ren und die­sen mit ihr zu er­lan­gen, ich woll­te nichts wei­ter als die­sen be­rau­schen­den Wir­bel, die­sen rauschar­ti­gen Sog er­le­ben, auf sei­nen Wo­gen da­hin­trei­ben und ihn be­herr­schen. Ich war durch die Fins­ter­nis, in der mein On­kel leb­te, zu lan­ge ge­bun­den und ver­sklavt wor­den, um jetzt nicht die Frei­heit, die mein ei­gen war, in vol­len Zü­gen zu ge­nie­ßen. Jetzt war ich frei, war ein Meis­ter die­ser Welt, und nichts konn­te mich da­zu brin­gen, mich frei­wil­lig wie­der in Ket­ten le­gen zu las­sen. Ich streck­te die Hand nach den Blit­zen aus, nach dem Licht, und spür­te, wie mein Griff im­mer fes­ter und im­mer um­fas­sen­der wur­de.
    Ur­plötz­lich be­fand ich mich wie­der in Mark Tor­res Bü­ro.
    Mark, das Ge­sicht wie in Stein ge­mei­ßelt, starr­te mich an. Auch Li­sa schau­te mit kalk­weißem Ge­sicht in mei­ne Rich­tung. Un­mit­tel­bar vor mir aber saß Pad­ma, der mich mit ru­hi­gem Blick mus­ter­te.
    „Nein“, sag­te er. „Sie ha­ben recht, Tam. Sie kön­nen uns hier in der En­zy­klo­pä­die nicht von Nut­zen sein.“
    Ein lei­ser Laut kam von Li­sas Lip­pen, ein klei­ner Seuf­zer, der sich fast wie ein Schmer­zens­schrei an­hör­te. Doch die­ser Laut ging im Rö­cheln von Mark Tor­re un­ter, das sich an­hör­te wie das Rö­cheln ei­nes töd­lich ver­wun­de­ten Bä­ren, der im­mer noch ver­such­te, sich auf die Hin­ter­bei­ne zu stel­len und sei­ne Fein­de an­zu­grei­fen.
    „Nicht?“ sag­te er. Tor­re hat­te sich hin­ter sei­nem Schreib­tisch auf­ge­rich­tet und wand­te sich jetzt an Pad­ma. Sei­ne ge­schwol­le­ne Rech­te lag zur Faust ge­ballt auf der Tisch­plat­te. „Er muß – er muß un­be­dingt! Es ist zwan­zig Jah­re her, seit­dem je­mand im In­dex­raum et­was ge­hört hat – und ich wer­de alt!“
    „Al­les, was er ge­hört hat, wa­ren die Stim­men. Und die­se ha­ben in ihm kei­nen Fun­ken ge­zün­det. Sie ha­ben auch nichts ge­spürt, als Sie ihn be­rühr­ten“, sag­te Pad­ma. Er sprach lei­se und wie aus wei­ter Fer­ne, stieß die Wör­ter eins nach dem an­de­ren her­vor, wie Sol­da­ten, die auf einen Be­fehl hin mar­schier­ten. „Und das, weil nichts vor­han­den ist, kei­ne Iden­ti­tät mit den an­de­ren. Er be­sitzt den gan­zen Me­cha­nis­mus, je­doch kein Ein­füh­lungs­ver­mö­gen – kei­ne Kraft­quel­le, die sich da­mit ver­bin­det.“
    „Sie kön­nen ihn auf Vor­der­mann brin­gen! Ver­dammt noch mal …“ – die Stim­me des al­ten Man­nes klang wie ei­ne Glo­cke, doch er war den Trä­nen na­he – „… auf den Exo­ti­schen Wel­ten könn­ten Sie ihn hei­len!“
    Pad­ma schüt­tel­te den Kopf.
    „Nein“, sag­te er. „Er kann sich nur selbst hel­fen. Er ist we­der krank noch de­fekt, son­dern le­dig­lich et­was un­ter­ent­wi­ckelt. Ir­gend­wann in sei­ner Ju­gend muß er sich von den Men­schen ab­ge­wandt und in ein dunkles, ein­sa­mes Tal zu­rück­ge­zo­gen ha­ben, und mit den Jah­ren wur­de die­ses Tal im­mer tiefer, dunk­ler und schma­ler, so

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