Unter dem Banner von Dorsai
Mittelpunkt, geführt werden, wo man die Wände dieser kugelförmigen Halle bereits mit all jenem Stoff beschickt, der das Wissen der Jahrhunderte erschließt. Wenn dann in hundert Jahren die Halle randvoll gefüllt sein wird, werden die verschiedenen Wissensgebiete miteinander in Beziehung gebracht, die bislang noch nie in irgendwelche Beziehung zueinander gebracht worden sind, Verknüpfungen, die bisher noch keines Menschen Geist fertiggebracht hat. Und was werden wir dann erblicken, was erkennen?
Geheimnisse unbekannter Welten in uns?
Doch wie gesagt, mach dir darüber vorerst keine Gedanken. Geh einfach hin und besuche das Indexzimmer – das ist alles, was ich von dir verlange. Geh hin und schau es dir an, zusammen mit den anderen Besuchern. Stell dich mitten hinein und tu, was dir der Fremdenführer sagt.
Horche.
Horche. Steh einfach da und sperre die Ohren auf. Lausche – aber du wirst nichts hören. Irgendwann wird dann der Fremdenführer das schier unerträgliche Schweigen brechen und dir sagen, warum du unbedingt horchen solltest.
Nur einer unter Millionen wird je etwas zu hören bekommen – einer unter Millionen Erdgeborenen.
Doch keiner – nicht ein einziger – unter denen, die auf den Neuen Welten geboren wurden und hierhergekommen sind, um zu lauschen, haben je auch nur einen einzigen Ton vernommen.
Meinst du vielleicht, daß dies noch gar nichts beweist? Dann, mein Freund, bist du auf dem Holzweg. Denn ich bin einer von denen, die etwas gehört haben – was immer da auch zu hören war –, und es hat mein Leben verändert, was meine Taten beweisen, gerüstet durch Selbsterkenntnis im Bewußtsein meiner Macht, die sich später in Zorn verwandelte, so daß ich die Vernichtung der Bewohner der beiden Quäkerwelten plante.
Lach mich also nicht aus, wenn ich meinen Zorn mit dem Zorn des Achilles vergleiche, der verbittert und zerrissen bei den Booten unter den Mauern von Troja stand. Tam Olyn ist mein Name, und meine Vorfahren waren überwiegend irischer Abstammung. Doch ich bin auf dem Peloponnes in Griechenland aufgewachsen, wie Achilles, um schließlich das zu werden, was ich heute bin.
Im Schatten der Ruinen des Parthenon, die sich in weißer Pracht über der Stadt Athen erheben, wurden unsere Seelen durch meinen Onkel verdüstert, Seelen, die er eigentlich hätte freilegen müssen, damit sie unter der Sonne gedeihen. Meine Seele – und die meiner jüngeren Schwester Eileen.
2
Es war ihre Idee – die Idee meiner Schwester Eileen –, die Enzyklopädie an diesem Tag zu besuchen, wobei ich mich meines neuen Reiseausweises als Mitarbeiter des Nachrichtendienstes bediente.
Normalerweise hätte ich mich vielleicht gefragt, warum sie ausgerechnet dorthin fahren wollte. Doch in diesem Fall wurde bereits bei ihrem Vorschlag ein Gefühl in mir geweckt, tief und schwer, wie ein Gongschlag – ein Gefühl, das ich noch nie vorher empfunden hatte –, eine Resonanz, die nahendes Unheil verkündete.
Es war aber nicht nur eine Drohung, nein, so einfach war das nicht. Eigentlich war es gar kein unangenehmes Gefühl, eher eine große Leere, eine gewisse erwartungsvolle Spannung, wie die vor einer großen, wichtigen Prüfung. Trotzdem anders und mehr – als würde ein Drache meine Wege kreuzen.
Es war nur ein flüchtiger Augenblick, während dieser Todesengel durch den Raum schwebte, dennoch war es mehr als genug. Und da die Enzyklopädie theoretisch alle Hoffnungen für die Erdgeborenen darstellte und mein Onkel Mathias für uns alle Hoffnungslosigkeit auf Erden symbolisierte, brachte ich diese Empfindung mit ihm in Verbindung, mit der Herausforderung, die all unsere gemeinsamen
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