Unter dem Banner von Dorsai
daß ihm keiner hindurchhelfen kann. Kein anderer Geist kann dieses Tal durchschreiten und darin überleben – vielleicht nicht einmal seiner. Bevor er aber dieses Tal nicht durchschritten hat und am Ende angelangt ist, wo er wieder ans Licht kommen kann, nützt er weder Ihnen noch der Enzyklopädie und damit all jenem, was diese für die Menschen auf Alterde und sonstwo bedeutet. Und nicht nur das: Er würde Ihren Posten nicht annehmen, selbst wenn Sie es ihm anböten. Schauen Sie ihn sich an.“
Sein Blick, der die ganze Zeit auf mir geruht hatte, die langsame, stetige Art zu sprechen, seine Worte, die wie kleine Steinchen eines nach dem anderen in ein bodenloses, ruhiges Wasser fielen, hatten mich gelähmt, auch als er über mich sprach, als wäre ich gar nicht vorhanden. Doch bei seinen letzten Worten ließ dieser Einfluß nach, und ich fühlte, daß ich wieder frei sprechen konnte.
„Sie haben mich hypnotisiert!“ schrie ich ihn an. „Ich habe Sie keineswegs ermächtigt, mich … mich zu psychoanalysieren!“
Padma schüttelte den Kopf.
„Ich habe Sie nicht hypnotisiert“, erwiderte er. „Ich habe Ihnen lediglich ein Fenster zu Ihrem inneren Bewußtsein aufgestoßen. Ich habe Sie auch nicht psychoanalysiert.“
„Was war es also …“ Dann, plötzlich wachsam geworden, brach ich ab.
„Was immer Sie gesehen oder gefühlt haben“, sagte er, „waren Ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle, in Ihre eigenen Symbole übersetzt. Natürlich habe ich keine Ahnung, welcher Art diese Symbole waren – ich habe auch keine Möglichkeit, das herauszufinden, wenn Sie es mir nicht selbst sagen.“
„Wie konnten Sie sich dann so schnell entscheiden?“ fauchte ich ihn an. „Sie haben Ihre Entscheidung ziemlich rasch getroffen. Was war eigentlich der Grund dafür?“
„Ihr Benehmen“, erwiderte er. „Die Art, wie Sie sich darstellten, Ihre Handlungen, Ihre Stimme, als Sie soeben zu mir gesprochen haben, und ein gutes Dutzend anderer Signale. Das war’s, Tam.
Ein menschliches Wesen äußert sich mit seinem Körper und seinem ganzen Sein, nicht nur allein durch seine Stimme oder durch seinen Gesichtsausdruck.“
„Ich glaub’s einfach nicht!“ Ich war Feuer und Flamme – doch plötzlich kühlte sich mein Mut ab, als eine leise Warnung und die Gewißheit in mir aufstiegen, daß tatsächlich irgendwelche Gründe vorhanden sein mußten, warum ich ihm keinen Glauben schenken durfte, selbst wenn ich diese Gründe im Augenblick nicht erkennen konnte. „Ich kann’s nicht glauben“, wiederholte ich daher in ruhigerem und kühlerem Tonfall. „Es muß noch etwas anderes mitgespielt haben, etwas Wesentliches, daß Sie zu dieser Entscheidung geführt hat.“
„Ja“, versetzte er, „natürlich. Ich hatte die Möglichkeit, die Unterlagen zu prüfen, gewissermaßen Ihre Personalakte, Ihren persönlichen Werdegang, der wie der Lebenslauf aller Erdenbürger, die hier und heute leben, bereits in der Enzyklopädie gespeichert ist. Ich habe also einen Blick in diese Unterlagen geworfen, bevor ich hierherkam.“
„Das allein war es auch nicht“, sagte ich grimmig. „Da muß noch etwas anderes vorhanden sein, das kann ich Ihnen versichern. Ich weiß es bestimmt!“
„Oh ja“, erwiderte Padma, indem er sanft ausatmete. „Da sie alles dies durchgemacht haben, dürften Sie wohl Bescheid wissen. Auf jeden Fall werden Sie es recht bald aus sich heraus erfahren.“ Er hob den Blick, um ihn direkt in den meinen zu versenken, doch diesmal konnte ich seinem Blick ohne ein Gefühl der Unterlegenheit begegnen.
„Zufälligerweise ist es so, Tam“, sagte er, „daß es sich bei Ihnen um einen sogenannten Isolierten handelt, um einen seltenen
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