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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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un­durch­dring­li­chen Ver­hal­tens­wei­se, die mich et­was an Pad­ma er­in­ner­te, schloß ich auch oh­ne die ein­füh­ren­den Wor­te mei­nes On­kels auf ei­ne hö­he­re Spe­zi­es, auf einen Rang­hö­he­ren der Neu­en Wel­ten. Ei­ner von je­nen, wie uns Ma­thi­as stets zu be­wei­sen ver­such­te, mit de­nen ein Er­den­mensch nicht kon­kur­rie­ren kann. Doch die Wach­sam­keit, die von mei­nem jüngs­ten Er­leb­nis in der En­zy­klo­pä­die her­rühr­te, tauch­te jetzt wie­der in mir auf und er­füll­te mich mit der glei­chen dunklen in­ne­ren Freu­de, die mir na­he­leg­te, daß es auch noch an­de­re Mög­lich­kei­ten gab.
    „… Grup­pen­füh­rer Black“, sag­te Ma­thi­as, „hat einen Abend­kurs in Erd­ge­schich­te ab­sol­viert – den glei­chen Kurs wie Ei­leen – an der Uni­ver­si­tät von Genf. Er und Ei­leen ha­ben sich vor et­wa ei­nem Mo­nat ken­nen­ge­lernt. Nun meint dei­ne Schwes­ter, daß sie ihn hei­ra­ten möch­te und mit ihm nach Har­mo­nie zie­hen will, wenn er En­de die­ser Wo­che wie­der in sei­ne Hei­mat zu­rück­kehrt.“
    Ma­thi­as’ Blick wan­der­te zu Ei­leen hin­über.
    „Nun ha­be ich ihr ge­sagt, daß es nur an ihr liegt“, schloß er.
    „Aber ich möch­te, daß mir je­mand hilft – daß mir je­mand bei­steht und mir sagt, was rich­tig ist!“ rief Ei­leen kläg­lich aus.
    Ma­thi­as aber schüt­tel­te lei­se den Kopf.
    „Ich ha­be dir be­reits ge­sagt“, ver­kün­de­te er mit sei­ner ru­hi­gen, gleich­gül­ti­gen Stim­me, „daß es da nichts zu ent­schei­den gibt. Ei­ne sol­che Ent­schei­dung wä­re ab­so­lut be­lang­los. Fol­ge die­sem Mann – oder auch nicht. Letzt­lich macht es we­der dir noch ir­gend­ei­nem an­de­ren et­was aus. Du kannst dich an dem ab­sur­den Ge­dan­ken fest­klam­mern, daß je­de Ent­schei­dung dei­ner­seits den Lauf der Din­ge zu än­dern ver­mag. Ich bin da an­de­rer Mei­nung – und eben­so, wie ich dir dei­nen frei­en Wil­len und dei­ne Ent­schei­dungs­frei­heit ein­räu­me, be­ste­he ich mei­ner­seits dar­auf, mich nicht zu bin­den und mich in ei­ner sol­chen Far­ce in kei­ner Wei­se zu en­ga­gie­ren.“
    Er sag­te es, nahm sein Buch zur Hand und tat so, als woll­te er sei­ne Lek­tü­re wie­der auf­neh­men.
    Über Ei­leens Ge­sicht ran­nen Trä­nen.
    „Aber ich weiß nicht – ich weiß ein­fach nicht, was ich tun soll!“ wie­der­hol­te sie be­harr­lich.
    „Dann laß es blei­ben“, sag­te der On­kel und blät­ter­te ei­ne Sei­te in sei­nem Buch um. „Das ist die ein­zi­ge zi­vi­li­sier­te Art, um ein Pro­blem zu lö­sen.“
    Sie stand in Trä­nen auf­ge­löst da, und Ja­me­thon Black re­de­te auf sie ein.
    „Ei­leen“, sag­te er, wäh­rend sie sich ihm zu­wand­te. Er sprach mit lei­ser, zar­ter, ru­hi­ger Stim­me. „Willst du mich hei­ra­ten und mit mir auf Har­mo­nie le­ben?“
    „Oh ja, Ja­mie!“ sag­te sie lei­den­schaft­lich. „Ja – und wie gern!“
    Er war­te­te, aber sie ging nicht auf ihn zu, da­für rief sie wie­der­um lei­den­schaft­lich aus:
    „Ich bin nicht si­cher, ob es rich­tig ist! Merkst du denn nicht, Ja­mie, daß ich si­cher sein muß, ob ich auch rich­tig hand­le? Ich aber weiß es nicht – ich ken­ne mich ein­fach nicht aus!“
    Sie wir­bel­te her­um und schau­te mich an.
    „Tam!“ sag­te sie. „Was soll ich ma­chen? Soll ich ge­hen?“
    Ihr plötz­li­cher Auf­ruf klang in mei­nen Oh­ren wie das Echo je­ner Stim­men, die im In­dex­raum auf mich ein­ge­re­det hat­ten. Und eben­so plötz­lich schie­nen sich die Bi­blio­thek, in der ich stand, und die Sze­ne auf merk­wür­di­ge Wei­se in die Län­ge und Brei­te zu zie­hen. Die ho­hen Bü­cher­wän­de, mei­ne in Trä­nen auf­ge­lös­te Schwes­ter, die mich um Hil­fe bat, der stil­le jun­ge Mann in Schwarz – und mein On­kel, in sei­ne Lek­tü­re ver­tieft, das sanf­te Licht über sei­nem Haupt, das von den Re­ga­len hin­ter sei­nem Rücken kam, er­schie­nen mir wie ei­ne Art Zau­be­r­in­sel, los­ge­löst von al­len mensch­li­chen Ver­pflich­tun­gen und Pro­ble­men – ei­ne In­sel, die in ei­ne an­de­re, frem­de Di­men­si­on zu ent­glei­ten schi­en.
    Mir war, als könn­te ich gleich­zei­tig durch sie

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