Unter dem Banner von Dorsai
undurchdringlichen Verhaltensweise, die mich etwas an Padma erinnerte, schloß ich auch ohne die einführenden Worte meines Onkels auf eine höhere Spezies, auf einen Ranghöheren der Neuen Welten. Einer von jenen, wie uns Mathias stets zu beweisen versuchte, mit denen ein Erdenmensch nicht konkurrieren kann. Doch die Wachsamkeit, die von meinem jüngsten Erlebnis in der Enzyklopädie herrührte, tauchte jetzt wieder in mir auf und erfüllte mich mit der gleichen dunklen inneren Freude, die mir nahelegte, daß es auch noch andere Möglichkeiten gab.
„… Gruppenführer Black“, sagte Mathias, „hat einen Abendkurs in Erdgeschichte absolviert – den gleichen Kurs wie Eileen – an der Universität von Genf. Er und Eileen haben sich vor etwa einem Monat kennengelernt. Nun meint deine Schwester, daß sie ihn heiraten möchte und mit ihm nach Harmonie ziehen will, wenn er Ende dieser Woche wieder in seine Heimat zurückkehrt.“
Mathias’ Blick wanderte zu Eileen hinüber.
„Nun habe ich ihr gesagt, daß es nur an ihr liegt“, schloß er.
„Aber ich möchte, daß mir jemand hilft – daß mir jemand beisteht und mir sagt, was richtig ist!“ rief Eileen kläglich aus.
Mathias aber schüttelte leise den Kopf.
„Ich habe dir bereits gesagt“, verkündete er mit seiner ruhigen, gleichgültigen Stimme, „daß es da nichts zu entscheiden gibt. Eine solche Entscheidung wäre absolut belanglos. Folge diesem Mann – oder auch nicht. Letztlich macht es weder dir noch irgendeinem anderen etwas aus. Du kannst dich an dem absurden Gedanken festklammern, daß jede Entscheidung deinerseits den Lauf der Dinge zu ändern vermag. Ich bin da anderer Meinung – und ebenso, wie ich dir deinen freien Willen und deine Entscheidungsfreiheit einräume, bestehe ich meinerseits darauf, mich nicht zu binden und mich in einer solchen Farce in keiner Weise zu engagieren.“
Er sagte es, nahm sein Buch zur Hand und tat so, als wollte er seine Lektüre wieder aufnehmen.
Über Eileens Gesicht rannen Tränen.
„Aber ich weiß nicht – ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!“ wiederholte sie beharrlich.
„Dann laß es bleiben“, sagte der Onkel und blätterte eine Seite in seinem Buch um. „Das ist die einzige zivilisierte Art, um ein Problem zu lösen.“
Sie stand in Tränen aufgelöst da, und Jamethon Black redete auf sie ein.
„Eileen“, sagte er, während sie sich ihm zuwandte. Er sprach mit leiser, zarter, ruhiger Stimme. „Willst du mich heiraten und mit mir auf Harmonie leben?“
„Oh ja, Jamie!“ sagte sie leidenschaftlich. „Ja – und wie gern!“
Er wartete, aber sie ging nicht auf ihn zu, dafür rief sie wiederum leidenschaftlich aus:
„Ich bin nicht sicher, ob es richtig ist! Merkst du denn nicht, Jamie, daß ich sicher sein muß, ob ich auch richtig handle? Ich aber weiß es nicht – ich kenne mich einfach nicht aus!“
Sie wirbelte herum und schaute mich an.
„Tam!“ sagte sie. „Was soll ich machen? Soll ich gehen?“
Ihr plötzlicher Aufruf klang in meinen Ohren wie das Echo jener Stimmen, die im Indexraum auf mich eingeredet hatten. Und ebenso plötzlich schienen sich die Bibliothek, in der ich stand, und die Szene auf merkwürdige Weise in die Länge und Breite zu ziehen. Die hohen Bücherwände, meine in Tränen aufgelöste Schwester, die mich um Hilfe bat, der stille junge Mann in Schwarz – und mein Onkel, in seine Lektüre vertieft, das sanfte Licht über seinem Haupt, das von den Regalen hinter seinem Rücken kam, erschienen mir wie eine Art Zauberinsel, losgelöst von allen menschlichen Verpflichtungen und Problemen – eine Insel, die in eine andere, fremde Dimension zu entgleiten schien.
Mir war, als könnte ich gleichzeitig durch sie
Weitere Kostenlose Bücher