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Unter dem Banner von Dorsai

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Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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zu­rück­fin­det?“
    „Ih­nen bleibt nichts wei­ter üb­rig, als ab­zu­war­ten – und zu hof­fen, daß er ei­nes Ta­ges in un­se­ren Schoß ‚zu­rück­kehrt“, gab Pad­mas Stim­me zu­rück. „Wenn er all das, was er für sich ge­schaf­fen hat, durch­ste­hen und über­le­ben kann, so wird er viel­leicht zu­rück­keh­ren. Doch er hat die Wahl zwi­schen Him­mel und Höl­le, wie sie je­dem von uns frei­steht. Nur sind sei­ne Chan­cen grö­ßer als die un­se­ren.“
    Die Wor­te aber tra­fen bei mir auf tau­be Oh­ren, wie ein klei­ner, kal­ter Re­gen­schau­er, wie ein kur­z­er, kal­ter Re­gen­guß, der aufs Pflas­ter klatscht. Ich fühl­te plötz­lich großes Ver­lan­gen da­nach weg­zu­ge­hen, al­les hin­ter mir zu las­sen, al­lein zu sein und nach­zu­den­ken. Ich er­hob mich schwer­fäl­lig.
    „Wie kann ich hier her­aus­kom­men?“ frag­te ich dumpf.
    „Li­sa“, sag­te Mark Tor­re trau­rig. Auch Li­sa er­hob sich.
    „Hier ent­lang“, sag­te sie. Ihr Ge­sicht war blaß, aber aus­drucks­los. Sie dreh­te sich um und ging vor mir her.
    Sie führ­te mich aus dem Raum und den Weg zu­rück, den wir ge­kom­men wa­ren. Wir gin­gen durch das Dreh-La­by­rinth, durch­schrit­ten die Räu­me und Kor­ri­do­re des En­zy­klo­pä­die-Pro­jekts und be­tra­ten dann die Vor­hal­le der En­kla­ve, wo un­se­re Grup­pe zu­erst auf sie ge­sto­ßen war. Die gan­ze Zeit über sprach sie kein Wort, doch als ich sie dann ver­las­sen woll­te, hielt sie mich plötz­lich auf, in­dem sie die Hand auf mei­nen Arm leg­te. Ich dreh­te mich um und schau­te sie an.
    „Ich bin im­mer da“, sag­te sie. Und ich muß­te zu mei­nem Er­stau­nen fest­stel­len, daß in ih­ren brau­nen Au­gen Trä­nen schim­mer­ten. „Selbst wenn sonst kei­ner da ist – ich wer­de im­mer da sein!“
    Dann dreh­te sie sich auf dem Ab­satz um und eil­te da­von. Ich schau­te ihr nach, plötz­lich zu­tiefst er­schüt­tert. Aber ich hat­te wäh­rend der letz­ten Stun­den so viel er­lebt, daß ich we­der Zeit noch Lust hat­te, dar­über nach­zu­den­ken oder her­aus­zu­fin­den, was das Mäd­chen ei­gent­lich mein­te, vor­hin und eben wie­der.
    Ich fuhr mit der U-Bahn nach St. Louis zu­rück und er­wi­sch­te ge­ra­de noch die Raum­fäh­re nach Athen, wo­bei mir tau­send Ge­dan­ken durch den Kopf schos­sen.
    Ich war so tief in mei­nen Ge­dan­ken ver­sun­ken, daß ich, nach­dem ich das Haus mei­nes On­kels be­tre­ten hat­te, schnur­stracks in die Bi­blio­thek ging. Erst dort an­ge­kom­men, merk­te ich, daß Be­such zu­ge­gen war.
    Mein On­kel saß in sei­nem ho­hen Oh­ren­ses­sel, ein al­tes, in Le­der ge­bun­de­nes Buch auf den Kni­en, das auf­ge­schla­gen vor ihm lag, von ihm aber an­schei­nend ver­ges­sen wor­den war. Mei­ne Schwes­ter, die of­fen­sicht­lich vor mir ein­ge­trof­fen war, stand et­was ab­seits ihm zu­ge­kehrt.
    Auch ein schma­ler, dunk­ler jun­ger Mann war an­we­send, et­was klei­ner als ich selbst. Und für mich, der ich mich mit Ver­er­bungs­leh­re be­faßt hat­te, war so­fort klar, daß sei­ne Vor­fah­ren Ber­ber ge­we­sen wa­ren. Er war ganz in Schwarz ge­klei­det, das schwar­ze Haar über der Stirn kurz ge­schnit­ten, und er stand auf­recht da wie ei­ne blan­ke Schwert­klin­ge.
    Es war der Frem­de, der in der En­kla­ve mit mei­ner Schwes­ter ge­spro­chen hat­te. Und das Ge­fühl dunk­ler Freu­de über die ver­spro­che­ne Be­geg­nung in der Tal­soh­le wall­te er­neut in mir auf. Denn hier war­te­te die ers­te Chan­ce auf mich, mei­nen neu ent­deck­ten Geist und mei­ne Kraft zu er­pro­ben, oh­ne mich um ei­ne Ge­le­gen­heit be­mü­hen zu müs­sen.
     

4
     
    Es war ein ech­ter Kon­flikt.
    Was ich an je­nem Ort ent­deckt hat­te, wo mich die Blit­ze um­lo­der­ten, be­gann in mei­nem Be­wußt­sein zu ar­bei­ten. Doch fast gleich­zei­tig wur­de die­se neue, schär­fe­re Art der Wahr­neh­mung in mir un­ter­bro­chen, als ich mir der Rol­le be­wußt wur­de, die ich in die­ser Si­tua­ti­on spiel­te.
    Ei­leen warf mir aus blas­sem Ge­sicht einen kur­z­en Blick zu, so­bald sie mich zu se­hen be­kam, doch dann schau­te sie wie­der un­ver­wandt zu Ma­thi­as hin­über, der ge­las­sen da­saß. Sein

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