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Unter dem Banner von Dorsai

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Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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fast an ih­rer Sei­te stand. Ich mach­te mich be­reit ein­zu­schrei­ten, wenn nö­tig, um mei­ner Mei­nung Nach­druck zu ver­lei­hen. Doch er sprach nur zu ihr, sehr mild, in je­nem et­was or­di­nären Idi­om, des­sen sich, wie ich aus mei­nen Stu­di­en wuß­te, die­se Leu­te un­ter sich be­dien­ten, die ich aber nie vor­her ver­nom­men hat­te.
    „Du willst al­so nicht mit mir kom­men, Ei­leen?“ frag­te er.
    Sie er­beb­te wie ei­ne schwan­ken­de Pflan­ze bei her­an­na­hen­den schwe­ren Schrit­ten, wie ei­ne Pflan­ze, die nicht fest im Bo­den ver­wur­zelt ist, und wand­te sich von ihm ab.
    „Ich kann nicht, Ja­mie“, flüs­ter­te sie. „Du hast doch ge­hört, was Tam ge­sagt hat. Es ist wahr. Ich wür­de dich im Stich las­sen.“
    „Das ist nicht wahr“, sag­te er im glei­chen lei­sen Ton­fall. „Sag nicht, daß du es nicht kannst. Sag, daß du nicht willst, und ich ge­he.“
    Er war­te­te. Aber sie schau­te ihn nicht an und mied sei­nen Blick. Dann, schließ­lich, schüt­tel­te sie den Kopf.
    Er hol­te tief Luft. Er hat­te we­der Ma­thi­as noch mich an­ge­blickt, seit­dem ich auf­ge­hört hat­te zu spre­chen, und auch jetzt wür­dig­te er uns kei­nes Blickes. Oh­ne auch das ge­rings­te An­zei­chen von Schmerz oder Wut wand­te er sich ab und ver­ließ lei­se die Bi­blio­thek, ging aus dem Haus und ent­schwand den Bli­cken mei­ner Schwes­ter für im­mer.
    Ei­leen dreh­te sich auf dem Ab­satz um und rann­te aus dem Zim­mer. Ich aber schau­te auf Ma­thi­as. Er blät­ter­te ei­ne Sei­te in sei­nem Buch um, oh­ne mich da­bei an­zu­se­hen. Und nie er­wähn­te er je­mals die­sen Vor­fall, noch ver­lor er je ein Wort über Ja­me­thon Black.
    Ei­leen üb­ri­gens auch nicht.
    Doch kaum ein hal­b­es Jahr spä­ter un­ter­zeich­ne­te sie ih­ren Ver­trag für Cas­si­da und wur­de auf je­ne Welt ver­setzt. We­ni­ge Mo­na­te nach ih­rer An­kunft hei­ra­te­te sie einen jun­gen Mann, einen Ein­hei­mi­schen mit Na­men Da­vid Long Hall. We­der Ma­thi­as noch ich er­fuh­ren et­was da­von. Die Nach­richt er­reich­te uns meh­re­re Mo­na­te nach der Hoch­zeit, aber aus an­de­rer Quel­le. Sie selbst schrieb kei­ne Zei­le.
    Aber zu je­ner Zeit küm­mer­te ich mich be­reits eben­so­we­nig um sie wie Ma­thi­as. Der Er­folg, den ich bei Ja­me­thon Black und bei mei­ner Schwes­ter er­run­gen hat­te, als wir sei­ner­zeit in der Bi­blio­thek ver­sam­melt wa­ren, hat­te mir je­nen Weg ge­zeigt, den ich selbst ein­schla­gen woll­te. Ich be­gann Tech­ni­ken zu ent­wi­ckeln, um Men­schen zu ma­ni­pu­lie­ren, wie ich es bei Ei­leen ge­tan hat­te, um das zu er­rei­chen, was ich an­streb­te. Gleich­zei­tig hat­te ich auch ei­ne hei­ße Spur ge­fun­den, die mich zu mei­nem ei­ge­nen Ziel, zu Macht und Frei­heit, führ­te.
     

5
     
    Es stell­te sich aber her­aus, daß je­ne Sze­ne in der Bi­blio­thek in mei­ner Er­in­ne­rung fest­saß, daß sie wei­ter in mir bohr­te, so sehr ich auch ver­such­te, sie zu ver­ges­sen.
    Wäh­rend der fünf Jah­re, in de­nen ich die Er­folgs­lei­ter beim Nach­rich­ten­dienst em­por­klet­ter­te, er­hielt ich kei­ne Nach­richt von Ei­leen, kei­ne Zei­le, kein Wort. Sie schrieb we­der an Ma­thi­as noch an mich. Die we­ni­gen Brie­fe, die ich an sie rich­te­te, blie­ben un­be­ant­wor­tet. Ich kann­te ei­ne Men­ge Leu­te, doch ich konn­te nicht be­haup­ten, daß ich Freun­de hat­te – und Ma­thi­as zähl­te oh­ne­hin nicht. Wie von fer­ne, in ei­nem ver­bor­ge­nen Win­kel mei­nes Her­zens, wur­de ich mir all­mäh­lich be­wußt, daß ich ganz al­lein auf der Welt stand und daß ich im ers­ten fie­ber­haf­ten Rausch mei­ner neu­ent­deck­ten Fä­hig­keit, Men­schen zu ma­ni­pu­lie­ren, bes­ser ein an­de­res Op­fer für mei­ne Ver­su­che ge­wählt hät­te als den ein­zi­gen Men­schen auf die­sen vier­zehn Wel­ten, der zu­min­dest einen ein­zi­gen Grund ha­ben konn­te, mir zu­ge­tan zu sein.
    Fünf Jah­re spä­ter stand ich auf ei­nem Berg­hang auf Neu­er­de, der erst kürz­lich durch schwe­re Ar­til­le­rie ver­wüs­tet wor­den war. Ich streif­te über den Hang, der einen Teil je­nes Schlacht­fel­des bil­de­te, das erst vor we­ni­gen Stun­den von den

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