Unter dem Banner von Dorsai
und um sie herumblicken. Und plötzlich glaubte ich meinen Onkel zu verstehen, so wie ich ihn noch nie verstanden hatte, auf einmal wußte ich, daß er, obwohl er zu lesen vorgab, längst entschieden hatte, wie ich auf Eileens Frage reagieren sollte.
. Wenn er zu meiner Schwester gejagt hätte: „Bleib hier!“, hätte ich sie vielleicht mit Gewalt aus diesem Haus entführt. Er wußte, daß ich instinktiv alle seine Entscheidungen ablehnen würde. Also unternahm er nichts, um mir keine Angriffsfläche zu bieten. Er hatte sich auf seine teuflische (oder göttliche) Gleichmut zurückgezogen, wobei er mir die Entscheidung überließ.
Doch diesmal hatte er mich unterschätzt. Er hatte die Veränderung nicht erkannt, die in mir vorgegangen war, mein neues Wissen, das mir den Weg wies. Für ihn war das Schlagwort ZERSTÖREN nichts weiter als eine hohle Nuß, eine leere Schale, in die er sich zurückziehen konnte. Doch jetzt, wie im Fieber, konnte ich weiterblicken – und ich erkannte, daß sich mir hier eine Waffe bot, die ich selbst gegen diese überlegenen Dämonen der Neuen Welten kehren konnte.
Ich schaute zu Jamethon Black hinüber, aber ich war nicht mehr von ihm beeindruckt, ebensowenig, wie mich Padma zuletzt beeindrucken konnte. Im Gegenteil, ich konnte es kaum abwarten, um meine Kräfte mit den seinen zu messen.
„Nein“, sagte ich zu Eileen, „ich glaube nicht, daß du mit ihm gehen solltest.“
Sie starrte mich an, ich aber merkte, daß sie genauso argumentiert hatte, unbewußt zwar, wie mein Onkel, daß ich nämlich aufhören sollte, ihr das ausreden zu wollen, was ihr Herz sich wünschte. Ich aber hatte sie bereits losgeeist und fuhr fort, meine Argumente an jene Dinge zu verankern, an die sie glaubte, indem ich meine Worte sorgfältig wählte.
Es fiel mir nicht schwer, die passenden Worte zu finden.
„Harmonie ist nichts für dich“, sagte ich mild. „Du weißt nur zu gut, wie anders die Leute dort sind. Du wärst dort fehl am Platze. Du könntest dich an sie und ihre Art nicht gewöhnen. Außerdem ist dieser Mann Gruppenführer.“ Ich versuchte, Jamethon Black einen freundlichen Blick zu schenken, er aber erwiderte meinen Blick so gleichgültig und kalt wie die Schneide einer Axt, ohne die leisesten Anzeichen, mich günstig stimmen zu wollen.
„Weißt du, was das auf Harmonie bedeutet?“ fragte ich. „Er ist Offizier in ihrer Armee. Sein Vertrag kann jeden Augenblick verkauft werden, er kann dich jede Stunde verlassen. Man könnte ihn an Orte versetzen, wohin du ihm nicht folgen kannst. Vielleicht würde er jahrelang nicht zurückkommen – vielleicht überhaupt nicht mehr, wenn er fällt, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Willst du dich darauf einlassen?“ Dann setzte ich brutal hinzu: „Bist du stark genug, Eileen, um eine solche seelische Belastung zu verkraften? Ich kenne dich von Geburt auf und wage daran zu zweifeln. Du würdest nicht nur dich selbst, sondern auch diesen Mann im Stich lassen.“
Ich hielt inne. Mein Onkel hatte die ganze Zeit nicht von seinem Buch aufgeblickt und tat es auch diesmal nicht. Doch mir war – und das erfüllte mich mit heimlicher Genugtuung –, als zitterten seine Hände, die das Buch umklammert hielten, in einer Gefühlsregung, die er stets geleugnet hatte.
Eileen hatte mich die ganze Zeit, während ich sprach, ungläubig angestarrt. Jetzt ließ sie einen kleinen Seufzer hören und richtete sich auf, wobei ihr Blick zu Jamethon Black hinüberwanderte.
Sie sagte kein Wort, aber dieser Blick allein genügte. Ich beobachtete auch ihn, um vielleicht ein verräterisches Zeichen einer Gefühlsregung zu entdecken, doch nur ein kleiner, trauriger Schatten huschte über sein Gesicht. Er trat zwei Schritte auf sie zu, bis er
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