Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
Vom Netzwerk:
und um sie her­um­bli­cken. Und plötz­lich glaub­te ich mei­nen On­kel zu ver­ste­hen, so wie ich ihn noch nie ver­stan­den hat­te, auf ein­mal wuß­te ich, daß er, ob­wohl er zu le­sen vor­gab, längst ent­schie­den hat­te, wie ich auf Ei­leens Fra­ge rea­gie­ren soll­te.
    . Wenn er zu mei­ner Schwes­ter ge­jagt hät­te: „Bleib hier!“, hät­te ich sie viel­leicht mit Ge­walt aus die­sem Haus ent­führt. Er wuß­te, daß ich in­stink­tiv al­le sei­ne Ent­schei­dun­gen ab­leh­nen wür­de. Al­so un­ter­nahm er nichts, um mir kei­ne An­griffs­flä­che zu bie­ten. Er hat­te sich auf sei­ne teuf­li­sche (oder gött­li­che) Gleich­mut zu­rück­ge­zo­gen, wo­bei er mir die Ent­schei­dung über­ließ.
    Doch dies­mal hat­te er mich un­ter­schätzt. Er hat­te die Ver­än­de­rung nicht er­kannt, die in mir vor­ge­gan­gen war, mein neu­es Wis­sen, das mir den Weg wies. Für ihn war das Schlag­wort ZER­STÖ­REN nichts wei­ter als ei­ne hoh­le Nuß, ei­ne lee­re Scha­le, in die er sich zu­rück­zie­hen konn­te. Doch jetzt, wie im Fie­ber, konn­te ich wei­ter­bli­cken – und ich er­kann­te, daß sich mir hier ei­ne Waf­fe bot, die ich selbst ge­gen die­se über­le­ge­nen Dä­mo­nen der Neu­en Wel­ten keh­ren konn­te.
    Ich schau­te zu Ja­me­thon Black hin­über, aber ich war nicht mehr von ihm be­ein­druckt, eben­so­we­nig, wie mich Pad­ma zu­letzt be­ein­dru­cken konn­te. Im Ge­gen­teil, ich konn­te es kaum ab­war­ten, um mei­ne Kräf­te mit den sei­nen zu mes­sen.
    „Nein“, sag­te ich zu Ei­leen, „ich glau­be nicht, daß du mit ihm ge­hen soll­test.“
    Sie starr­te mich an, ich aber merk­te, daß sie ge­nau­so ar­gu­men­tiert hat­te, un­be­wußt zwar, wie mein On­kel, daß ich näm­lich auf­hö­ren soll­te, ihr das aus­re­den zu wol­len, was ihr Herz sich wünsch­te. Ich aber hat­te sie be­reits los­ge­eist und fuhr fort, mei­ne Ar­gu­men­te an je­ne Din­ge zu ver­an­kern, an die sie glaub­te, in­dem ich mei­ne Wor­te sorg­fäl­tig wähl­te.
    Es fiel mir nicht schwer, die pas­sen­den Wor­te zu fin­den.
    „Har­mo­nie ist nichts für dich“, sag­te ich mild. „Du weißt nur zu gut, wie an­ders die Leu­te dort sind. Du wärst dort fehl am Plat­ze. Du könn­test dich an sie und ih­re Art nicht ge­wöh­nen. Au­ßer­dem ist die­ser Mann Grup­pen­füh­rer.“ Ich ver­such­te, Ja­me­thon Black einen freund­li­chen Blick zu schen­ken, er aber er­wi­der­te mei­nen Blick so gleich­gül­tig und kalt wie die Schnei­de ei­ner Axt, oh­ne die lei­ses­ten An­zei­chen, mich güns­tig stim­men zu wol­len.
    „Weißt du, was das auf Har­mo­nie be­deu­tet?“ frag­te ich. „Er ist Of­fi­zier in ih­rer Ar­mee. Sein Ver­trag kann je­den Au­gen­blick ver­kauft wer­den, er kann dich je­de Stun­de ver­las­sen. Man könn­te ihn an Or­te ver­set­zen, wo­hin du ihm nicht fol­gen kannst. Viel­leicht wür­de er jah­re­lang nicht zu­rück­kom­men – viel­leicht über­haupt nicht mehr, wenn er fällt, was durch­aus im Be­reich des Mög­li­chen liegt. Willst du dich dar­auf ein­las­sen?“ Dann setz­te ich bru­tal hin­zu: „Bist du stark ge­nug, Ei­leen, um ei­ne sol­che see­li­sche Be­las­tung zu ver­kraf­ten? Ich ken­ne dich von Ge­burt auf und wa­ge dar­an zu zwei­feln. Du wür­dest nicht nur dich selbst, son­dern auch die­sen Mann im Stich las­sen.“
    Ich hielt in­ne. Mein On­kel hat­te die gan­ze Zeit nicht von sei­nem Buch auf­ge­blickt und tat es auch dies­mal nicht. Doch mir war – und das er­füll­te mich mit heim­li­cher Ge­nug­tu­ung –, als zit­ter­ten sei­ne Hän­de, die das Buch um­klam­mert hiel­ten, in ei­ner Ge­fühls­re­gung, die er stets ge­leug­net hat­te.
    Ei­leen hat­te mich die gan­ze Zeit, wäh­rend ich sprach, un­gläu­big an­ge­st­arrt. Jetzt ließ sie einen klei­nen Seuf­zer hö­ren und rich­te­te sich auf, wo­bei ihr Blick zu Ja­me­thon Black hin­über­wan­der­te.
    Sie sag­te kein Wort, aber die­ser Blick al­lein ge­nüg­te. Ich be­ob­ach­te­te auch ihn, um viel­leicht ein ver­rä­te­risches Zei­chen ei­ner Ge­fühls­re­gung zu ent­de­cken, doch nur ein klei­ner, trau­ri­ger Schat­ten husch­te über sein Ge­sicht. Er trat zwei Schrit­te auf sie zu, bis er

Weitere Kostenlose Bücher