Unter dem Banner von Dorsai
zwanzig Sekunden gewesen sein, die wir uns in gegenseitigem und erwartungsvollem Schweigen anstarrten. Dann brach ich die Stille erneut und erhob mich, als ich wieder zu sprechen begann.
„Offensichtlich keine“, sagte ich mit einer Andeutung von Bedauern in meiner Stimme. „Und deshalb muß ich zu dem Schluß kommen, daß es letzten Endes keine Anzeichen für einen in absehbarer Zeit hier auf Santa Maria erfolgenden Regierungswechsel gibt. Oder auch zu einem Wandel in den Beziehungen zu den Exoten. Nun“, ich streckte meine Hand aus, „ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich es bin, der dieses Interview beendet, Mr. O’Doyne. Aber wissen Sie, ich habe ganz die Zeit vergessen. In fünfzehn Minuten werde ich im Regierungsgebäude auf der anderen Seite der Stadt erwartet – zu einem Interview mit dem Präsidenten, um auch den Standpunkt der anderen Seite kennenzulernen. Und dann muß ich mich beeilen, um rechtzeitig zum Raumhafen zurückzukehren und an Bord des heute abend zur Erde abfliegenden Schiffes zu gehen.“
Er erhob sich automatisch und schüttelte mir die Hand.
„Keine Ursache“, antwortete er. Seine Stimme hob sich und dröhnte kurz auf, dann sank die Lautstärke wieder auf ein normales Maß. „Keine Ursache … es war mir ein Vergnügen, Sie mit der tatsächlichen Lage hier vertraut zu machen, Berichterstatter.“ Er ließ meine Hand los, beinah widerstrebend.
„Also dann … auf Wiedersehen“, sagte ich.
Ich wandte mich zum Gehen, und ich war auf halbem Wege zur Tür, als hinter mir erneut seine Stimme erscholl.
„Berichterstatter Olyn …“
Ich blieb stehen und drehte mich um.
„Ja?“ fragte ich.
„Ich glaube“, seine Stimme dröhnte plötzlich auf, „es ist meine Pflicht, Sie etwas zu fragen … Sie im Namen der Blauen Front, im Namen meiner Partei, aufzufordern, mir Auskunft zu geben über alle Gerüchte, die Ihnen betreffs der Identität einer Welt zu Ohren gekommen sind – irgendeiner Welt –, die bereit wäre, einer tüchtigen und volksnahen Regierung hier auf Santa Maria zu Hilfe zu kommen. Hier auf dieser Welt sind wir ebenfalls Ihre Leser, Berichterstatter. Auch wir haben das Recht, Informationen von Ihnen zu verlangen. Haben Sie von einem Planeten gehört – aus sicherer Quelle oder gerüchteweise, wie auch immer –, der bereit ist, einer volkstümlichen Bewegung auf Santa Maria Unterstützung zu gewähren, damit wir die Knechtschaft durch die Exoten brechen und eine gleichwertige Vertretung unseres Volkes gewährleisten können?“
Ich sah zu ihm zurück. Ich ließ ihn ein oder zwei Sekunden lang warten.
„Nein“, sagte ich. „Nein, Mr. O’Doyne, das habe ich nicht.“
Er stand regungslos, als hätten ihn meine Worte in dieser Haltung eingefroren, ein wenig breitbeinig und mit vorgeschobenem Kinn, als wollte er mich herausfordern.
„Es tut mir leid“, sagte ich. „Auf Wiedersehen.“
Ich verließ die Hotelsuite. Ich glaube, er hat meinen Abschiedsgruß nicht einmal erwidert.
Ich suchte das Regierungsgebäude auf, und während des zwanzigminütigen Interviews mit Charles Perrini, dem Präsidenten der Regierung von Santa Maria, schnitt ich eine Reihe von liebenswürdigen Gemeinplätzen mit, die die Situation auf dieser Welt in bestem Licht darstellten. Dann kehrte ich über Neu Sankt Markus und Josefstadt zum Raumhafen und dem Linienschiff zurück, das zur Erde abflog.
Auf der Erde machte ich nur Zwischenstation und flog sofort weiter nach Harmonie und dem Sitz des Vereinigten Kirchenkonzils, das von den beiden Quäkerwelten Harmonie und Eintracht zusammen verwaltet wird. Fünf Tage verbrachte ich in der dortigen Stadt und stand mir in
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