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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Auch die Quä­ker-Kir­chen hat­ten ih­re spe­zi­el­len Be­auf­trag­ten, die sich um Un­ter­drückung und Aus­lö­schung von Ket­ze­rei küm­mer­ten. Aber hin­ter die­sen Au­gen ar­bei­te­te die po­li­ti­sche In­tel­li­genz ei­nes Ver­stan­des, der wuß­te, wann er die Zü­gel lo­ckern oder straf­fer an­zie­hen muß­te, mit de­nen er zwei Pla­ne­ten kon­trol­lier­te. Zum ers­ten­mal in mei­nem Le­ben konn­te ich mich in die La­ge von je­man­dem ver­set­zen, der al­lein in einen Lö­wen­kä­fig tritt und hört, wie sich das stäh­ler­ne Git­ter hin­ter ihm schließt.
    Und es war auch das ers­te­mal, daß mir die Knie weich wur­den, seit ich da­mals im Re­gis­ter­zim­mer der Letz­ten En­zy­klo­pä­die ge­stan­den hat­te. Denn – was war, wenn die­ser Mann kei­nen schwa­chen Punkt be­saß und ich mei­ne Plä­ne ver­ei­tel­te, in­dem ich ver­such­te, ihn zu be­ein­flus­sen?
    Aber die Er­fah­run­gen von Tau­sen­den von In­ter­views ka­men mir zu Hil­fe, und selbst als ich von Zwei­feln ge­plagt und ge­quält wur­de, ar­bei­te­te mei­ne Zun­ge ganz au­to­ma­tisch.
    „… Trup­pen­kom­man­deur Was­sel und sei­ne Män­ner auf Neu­er­de ha­ben mich auf je­de nur denk­ba­re Wei­se un­ter­stützt“, sag­te ich. „Ich weiß das sehr zu schät­zen.“
    „Auch ich“, sag­te der Strah­len­de scharf, und sein Blick brann­te sich in mei­ne Au­gen, „weiß einen un­vor­ein­ge­nom­me­nen Be­richt­er­stat­ter zu schät­zen. Sonst wä­ren Sie nicht hier in mei­nem Bü­ro und könn­ten mich in­ter­view­en. Da es mei­ne Auf­ga­be ist, dem Wil­len des Herrn zwi­schen den Ster­nen Gel­tung zu ver­schaf­fen, bleibt mir nur we­nig Zeit, zum Amü­se­ment der Gott­lo­sen von sie­ben Wel­ten bei­zu­tra­gen. Nun, was ist der Grund für die­ses In­ter­view?“
    „Ich tra­ge mich mit dem Ge­dan­ken“, sag­te ich, „ein Pro­jekt zu ent­wer­fen, das die Quä­ker in den Au­gen der Men­schen auf den an­de­ren Pla­ne­ten in ei­nem bes­se­ren Licht dar­stellt …“
    „Um Ih­re Loya­li­tät ge­gen­über Ih­rem Be­rufs­be­kennt­nis zu be­wei­sen … wie Was­sel sag­te?“ un­ter­brach mich der Strah­len­de.
    „Nun, ja“, ant­wor­te­te ich. Ich ver­steif­te mich ein we­nig auf mei­nem Stuhl. „Ich wur­de in jun­gen Jah­ren zur Wai­se. Und wäh­rend all der Jah­re, in de­nen ich auf­wuchs, war es im­mer mein Traum, für einen Nach­rich­ten­dienst zu ar­bei­ten, und …“
    „Ver­schwen­den Sie nicht mei­ne Zeit, Be­richt­er­stat­ter!“ Wie ei­ne Axt hack­te die bar­sche Stim­me des Strah­len­den den un­aus­ge­spro­che­nen Rest mei­nes Sat­zes ab. Er er­hob sich er­neut, plötz­lich und ab­rupt, als ver­lan­ge die in ihm schlum­mern­de Ener­gie nach ei­nem Be­we­gungs­ven­til. Er schlich um sei­nen Schreib­tisch her­um, blieb vor mir ste­hen und sah zu mir her­ab, die Dau­men hin­ter den Gür­tel an sei­ner schma­len Hüf­te ge­hakt. Sein ha­ge­res, kno­chi­ges und gut fünf­zig Jah­re al­tes Ge­sicht beug­te sich über mich. „Wel­che Be­deu­tung kann Ihr Be­kennt­nis schon für je­man­den wie mich ha­ben, des­sen Weg vom Wort Got­tes er­leuch­tet wird?“
    „Wir al­le wer­den von un­se­ren ei­ge­nen Lich­tern er­leuch­tet, je­der von sei­nem ei­ge­nen“, sag­te ich. Er war mir so na­he, daß ich mei­nem drän­gen­den Be­dürf­nis nicht nach­ge­ben und auf­ste­hen konn­te, um ihm ge­gen­über­zu­tre­ten. Es war, als hät­te er mich phy­sisch an mei­nen Stuhl un­ter ihm ge­fes­selt. „Wenn es nicht um mein Be­kennt­nis gin­ge, dann wä­re ich jetzt nicht hier. Viel­leicht wis­sen Sie nicht, was mir und mei­nem Schwa­ger zu­ge­sto­ßen ist, als wir auf Neu­er­de ei­nem Ih­rer Grup­pen­füh­rer aus­ge­lie­fert wa­ren …“
    „Ich weiß Be­scheid.“ Die drei Wor­te wa­ren mit­leids­los. „Und si­cher hat man sich da­für vor ei­ni­ger Zeit bei Ih­nen ent­schul­digt. Hö­ren Sie, Be­richt­er­stat­ter.“ Sei­ne dün­nen Lip­pen ver­zo­gen sich ein we­nig, um ein ver­är­ger­tes und miß­mu­ti­ges Lä­cheln an­zu­deu­ten. „Sie sind kein Ge­weih­ter des Herrn.“
    „Nein“, sag­te ich.
    „Je­ne, die Got­tes Wort fol­gen, ha­ben viel­leicht

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