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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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den Amts­räu­men und Un­ter­of­fi­ziers-Wachstu­ben ih­res so­ge­nann­ten Bü­ros für Öf­fent­lich­keits­ar­beit die Bei­ne in den Bauch.
    Am sechs­ten Tag zahl­te sich ei­ne Nach­richt aus, die ich un­mit­tel­bar nach mei­ner An­kunft an Trup­pen­kom­man­deur Was­sel ge­schickt hat­te. Man brach­te mich zum ei­gent­li­chen Kon­zils­ge­bäu­de. Und nach­dem ich nach Waf­fen durch­sucht wor­den war – auf den Quä­ker­wel­ten gab es ei­ni­ge ge­walt­sa­me Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen kon­kur­rie­ren­den sek­tie­re­ri­schen Kir­chen­grup­pen, und of­fen­bar mach­ten sie kei­ne Aus­nah­men, nicht ein­mal für Be­richt­er­stat­ter –, ge­stat­te­te man mir Zu­gang zu ei­nem Bü­ro mit nied­ri­ger De­cke und kah­len Wän­den. Und dort, im Zen­trum des schwarz-wei­ßen Mus­ters der Bo­den­flie­sen, um­ge­ben von ein paar Stüh­len mit ge­ra­den Rücken­leh­nen, stand ein schwe­rer Tisch, hin­ter dem ein ganz in Schwarz ge­klei­de­ter Mann saß.
    Das ein­zi­ge Weiß an ihm wa­ren sein Ge­sicht und sei­ne Hän­de. Al­les an­de­re war be­deckt. Sei­ne Schul­tern wa­ren so eckig und breit wie ein Scheu­nen­tor, und die Au­gen in dem wei­ßen Ge­sicht dar­über wa­ren so schwarz wie sei­ne Klei­dung und schie­nen mir ent­ge­gen­zu­glü­hen. Er er­hob sich und kam um den Tisch her­um, um mir die Hand zu rei­chen. Er war einen hal­b­en Kopf grö­ßer als ich.
    „Gott sei mit Ih­nen“, sag­te er.
    Wir schüt­tel­ten uns die Hän­de. An der dün­nen Li­nie sei­nes ge­ra­den Mun­des kleb­te die Spur ei­nes deut­li­chen Hauchs von Be­lus­ti­gung. Und der Blick sei­ner Au­gen schi­en mich wie mit den zwei Skal­pel­len ei­nes Chir­ur­gen zu se­zie­ren. Er drück­te mir die Hand, nicht fest, aber mit der An­deu­tung ei­ner Kraft, die mei­ne Fin­ger wie in ei­nem Schraub­stock zer­quet­schen konn­te, wenn er ge­wollt hät­te.
    End­lich stand ich ihm von An­ge­sicht zu An­ge­sicht ge­gen­über: dem Äl­tes­ten des Kon­zils der Äl­tes­ten, dem Ober­haupt der ver­ei­nig­ten Kir­chen von Har­mo­nie und Ein­tracht, je­nem Mann, den man den Strah­len­den nann­te, dem Ers­ten un­ter den Quä­kern.
     

19
     
    „Sie kom­men mit der be­son­de­ren Emp­feh­lung von Trup­pen­kom­man­deur Was­sel“, sag­te er, nach­dem er mir die Hand ge­schüt­telt hat­te. „Für einen Be­richt­er­stat­ter ist das sehr un­ge­wöhn­lich.“ Es war ei­ne Fest­stel­lung, kein Spott. Und ich folg­te sei­ner Ein­la­dung – es war bei­nah eher ein Be­fehl als ei­ne Ein­la­dung –, mich zu set­zen, als er sich wie­der ab­wand­te und hin­ter sei­nem Schreib­tisch Platz nahm, über den hin­weg er mich mus­ter­te.
    Macht schlum­mer­te in die­sem Mann, die Hit­ze ei­ner schwar­zen Flam­me. Wie die Hit­ze – das kam mir plötz­lich in den Sinn – der schla­fen­den Flam­me des Schieß­pul­vers, das 1687 von den Tür­ken im Par­the­non ge­la­gert wor­den war: Ei­ne von den Ve­ne­zia­nern un­ter Mo­ro­si­ni ab­ge­feu­er­te Gra­na­te hat­te die schwar­zen Kör­ner ex­plo­die­ren las­sen und das Zen­trum je­nes wei­ßen Tem­pels in die Luft ge­jagt. In mei­nem In­nern hat­te im­mer ei­ne be­son­ders fins­te­re Ecke aus Ab­scheu die­ser Gra­na­te und die­ser Ar­mee ge­gen­über exis­tiert – denn für mich als Jun­ge war das Par­the­non das hel­le Licht ge­we­sen, das Ma­thi­as’ Dun­kel­heit er­leuch­te­te, und die von der Gra­na­te ver­ur­sach­te Zer­stö­rung hat­te Zeug­nis da­von ab­ge­legt, wie je­ne Dun­kel­heit zu sie­gen ver­moch­te, selbst im Zen­trum des Lichts.
    Als ich den Äl­tes­ten Strah­len­den be­ob­ach­te­te, brach­te ich ihn in mei­nen Ge­dan­ken in Ver­bin­dung mit die­sem al­ten Haß, ach­te­te aber dar­auf, die­se Emp­fin­dung vor sei­nen se­zie­ren­den Bli­cken zu ver­ber­gen. Nur bei Pad­ma hat­te ich bis­her einen so durch­drin­gen­den und fes­seln­den Blick be­merkt – und auch hier stand ein ana­ly­ti­scher Geist da­hin­ter.
    Denn die Au­gen gli­chen de­nen ei­nes Tor­que­ma­da {3} , dem An­trei­ber der In­qui­si­ti­on im mit­tel­al­ter­li­chen Spa­ni­en – wie be­reits an­de­re vor mir fest­ge­stellt hat­ten.

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