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Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)

Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)

Titel: Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fuller
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diesen Traum«, sagte sie.
    Im Gedenken an ihren zerstörten Traum stellte Mum Trevor Thoms’ dreibändiges Pilotenhandbuch auf ihr Badezimmerregal, neben Charles Berlitz’ German Step-by-Step und Commander F. J. Hewetts Sailing a Small Boat . »Man kann nicht alles haben«, sagte sie. Und mit der ihr eigenen anfallartigen Großherzigkeit verzieh sie ihrem schneidigen kleinen Sri-Lanker trotz seiner – zumindest sah sie es so – grandiosen Mittelmäßigkeit als Fluglehrer. »Soviel ich weiß, hat kein Einziger von uns auch nur die theoretische Prüfung bestanden«, sagt Mum. Und dann reckt sie das Kinn hoch: »Aber ich bin geflogen, oder etwa nicht? Ich bin geflogen.«
    Und es stimmt ja, niemand kann ihr den Tag nehmen, an dem sie das Flugzeug über die Msasa-Bäume hinweg um das Gelände des Country Club herum und wieder zurück auf die holprige Landepiste zog, aus der untergehenden Sonne mitten hinein in den glühenden Jägermond. Der Propeller ruckelte zum Stillstand. Die Tür zum Cockpit sprang auf. Staub sank herab. Einen Augenblick lang hörte die Welt auf zu atmen. Und dann – Mr. Vaar auf dem Platz des Copiloten wischte sich noch die Stirn – ließ Mum Beryl Markham und Karen Blixen zu einem Nichts verblassen, als sie lächelnd dem Cockpit entstieg und ihren begeisterten Fans, realen und eingebildeten, das V für Victory zeigte.

Nicola Huntingford kommt zur Welt
    Isle of Skye, Schottland, 1944

    Treppenaufgang in Waternish House,
Schottland, ca. 1940
    Nicola Fuller of Central Africa hält die Werte ihres Clans in Ehren: Treue zum Blut, Liebe zum Land, Tod vor Unterwerfung. Das sind Grundsätze, für die man tötet und sich töten lässt, und in jeder nur erdenklichen Hinsicht waren es genau die Werte, an denen man in Afrika stur festhielt, wenn man weiß war und wild entschlossen, das Land in weißer Hand zu behalten, zuerst während des Mau-Mau-Aufstands in Kenia, später während des Rhodesischen Krieges. Es waren ganz sicher nicht die Werte der auf einmal ach so liberalen Weißen, die in diesen afrikanischen Ländern die Zeit nach der Unabhängigkeit nur überlebten, indem sie – plötzlich zu Rückgrat gekommen – erklärten, sie seien »von Anfang an auf Seiten des Volkes« gewesen und für die Menschlichkeit eingetreten, und die Ungleichheit sei für sie schon immer ein unerträgliches Unrecht gewesen.
    »Du liebe Zeit!«, sagt Mum gequält. »Die Humanität zu unserer Sache machen? Im Ernst? Klingt das nicht nach Wiedergeburt?« (Prinzipiell hat Mum nichts gegen wiedergeborene Christen, aber in England ist sie mal in einen evangelikalen Gottesdienst geraten, von dem sie sich nie richtig erholt hat. »Plötzlich war ich umringt von lauter wimmernden Menschen, die meine Hand halten wollten.«) »Du meine Güte, nein«, sagt Mum. »Vielen Dank.«
    Mum hat gekämpft für das Land, das sie als »ihre afrikanische Heimat« verstand, und sie hat es erbittert und voller Überzeugung getan. Da ist es aufschlussreich, sich ihre politischen Helden vor Augen zu führen (aus denen sie kein Geheimnis macht, denn sie hat ihre Lieblingstiere nach ihnen benannt): Che Guevara, Josip Broz Tito und Aung San Suu Kyi. Mit anderen Worten, Mum bewundert Führer des Volkes, mit dem Volk selber scheint sie weit weniger Geduld zu haben. Der Fairness halber sollte erwähnt werden, dass eine ihrer Katzen Maggie Thatcher hieß, und einen ihrer neuen Jack-Russell-Welpen hat sie Papa Doc getauft. »Er ist so diktatorisch«, hat sie mir kürzlich stolz geschrieben. »Er guckt schon richtig finster, dabei ist er erst sechs Wochen alt.«
    Nicola Fuller of Central Africa erblickte am 9. Juli 1944 im Vorderzimmer des Wirtschafterhäuschens auf Waternish Estate, dem Anwesen der Familie ihrer Mutter auf der Isle of Skye, das Licht der Welt. Ihre Mutter war eine Macdonald of Clanranald. Das Wappen des Clans zeigt einen körperlosen, aus den Zinnen einer Burg ragenden Arm, der ein überproportional breites Schwert hält. Das Motto des Clans, das wohl niemand so richtig ernst nimmt, lautet »My hope is constant in Thee« (Meine Hoffnung ruht unbeirrbar in Dir). Umso ernster scheint mir dagegen der Schlachtruf genommen zu werden: Dh’aindeoin co theireadhe e , aus dem schottischen Gälisch übersetzt: »Widersetze sich, wer es wagt.«
    Zuerst machte es mich ein bisschen fassungslos, dass Mums Familie einen Schlachtruf hatte, doch wenn ich es mir genau betrachte, hätte man für eine Einstellung meiner Mutter einen Schlachtruf erfinden

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