Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)
über eine wunderschön gemusterte Schlange mit einem diamantenförmigen Kopf gestiegen, dick wie der Unterarm eines kräftigen Mannes – eine Puffotter. Puffottern töten auf diesem Kontinent mehr Menschen als alle anderen Schlangen zusammen, ihre bevorzugte Nahrung sind Nagetiere und Frösche (womit der Baum des Vergessens ihnen ein üppiges wie unerschöpfliches Büfett zur Verfügung stellt), und um ihre Ziele in fast jedem Winkel treffen zu können, schlagen sie aus einer S-Position heraus zu. Dieses Exemplar liegt in S-Position vor uns.
»Hol Emmanuel«, sagt Dad.
»Ein Manual?«, wiederhole ich verständnislos, und spiele in Gedanken schnell verschiedene Möglichkeiten durch: Die Behandlung und Prävention von Schlangenbissen vielleicht, oder: Wenn mal kein Arzt zur Hand ist .
»Ja«, sagt Dad nur. »Erstes Haus links, wenn du aus dem Hof kommst.«
Während Mum noch ihre Arien singt – »Vittoria! Vittoria! L’alba vindice appar« –, laufe ich unter dem Torbogen hindurch in die pechschwarze Nacht des Sambesi Valley, um den verrückten Missionar Emmanuel zu holen – »Emmanuel! Emmanuel!« Und mir wird klar, dass uns ein Dreifachbegräbnis bevorstehen könnte. Dad von einer Puffotter gebissen, Mum zu Puccinis Musik in der Badewanne ertrunken und ich in der Finsternis tödlich gestürzt. Ich stelle mir Vanessa bei unserem Massenbegräbnis vor und höre sie sagen: »Na, das ist doch mal wieder typisch, oder?«
Aber zu zweit schaffen es Dad und Emmanuel, die Schlange zu töten – oder, wie Dad sich ausdrückt, ihr »tödliche Kopfschmerzen« zu verpassen –, wozu sie sich eines der vielen Krückstöcke bedienten, die Mum im Lauf der Jahre dem taubstummen Zimmermann des Dorfes abgekauft hat. »Wie kann ich zu dem armen Mann Nein sagen?«, erklärt sie die Unmengen an Stöcken. »Ich bin sein einziger Kunde.« Als Mum aus der Badewanne kommt, erfrischt und bereit für das nächste Gläschen Wein, herrscht längst wieder Ordnung unter dem Baum des Vergessens: Emmanuel ist zurück in sein Haus gegangen, die erschlagene Puffotter liegt in einer leeren Bierkiste hinter der Küche, die Hunde haben sich wieder auf Sessel und Schöße begeben, und Dad mischt die Karten für die nächste Runde Mau-Mau.
»Im Gästehaus war eine Puffotter«, sage ich zu Mum.
Mum wirkt nicht besonders beeindruckt. »Ach ja?« Sie schüttelt den Tetrapack Wein. »Wie viel davon habt ihr schon intus?«
»Über die Hälfte«, antworte ich.
»Also wirklich, Bobo!«
»Und meine Nerven?«, widerspreche ich. »Die liegen blank.«
Mum seufzt. »Eine winzige kleine Schlange, und du brichst zusammen.« Dann fällt ihr Blick auf den zersplitterten Krückstock, und ihr Gesicht stürzt ab. »Ach nein, so ein Jammer. Habt ihr mir einen meiner taubstummen Krückstöcke ruiniert?«
»Tja, was ist dir lieber?«, frage ich. »Dein taubstummer Krückstock oder ich?«
»Ich hab meine Krückstöcke lieber in einem Stück«, sagt Mum, hebt einen ihrer Jack Russells hoch und tätschelt ihm das Ohr. »Oder, Papa Doc?«
»Genau, ich hab’s!«, rufe ich. »Ich schreibe noch ein grässliches Buch, und diesmal handelt es wirklich von dir.«
Mum sitzt unter dem Baum des Vergessens, Papa Doc auf dem Schoß. Sie schaut Dad an. »Hast du gehört, Tim?«, sagt sie, und ihre Mundwinkel zucken. »Bobo will eine Fortsetzung schreiben.«
»Bitte?«, sagt Dad.
» GRÄSSLICHES BUCH !«, ruft Mum. » BOBO SCHREIBT NOCH EINS .«
Danksagungen
Mum und Dad am Kariba-See, Sambia, 2008
Ich möchte mich bei folgenden Autoren bedanken, deren Arbeiten mir beim Verfassen dieses Buchs sehr geholfen haben: Caroline Elkins, Trevor Royle, Leonard Thompson, Tom Mangold und Jeff Goldberg, Meryl Nass, Peter Godwin und Ian Hancock, Paul Moorcraft und Peter McLaughlin, SGM (im Ruhestand) Herbert A. Friedman.
Mein tiefer Dank gilt meiner Agentin Melanie Jackson für ihre Unterstützung und ihre Ermutigungen und dafür, dass sie wusste, dass diese Geschichte mir unter den Nägeln brannte.
Ebenso meiner Lektorin Ann Godoff für ihre unermüdliche Geduld, ihr Mitgefühl, ihren Rat, Satz für Satz.
Mein Dank an Joan Blatt für ihre alle Erwartungen übertreffende Freundschaft.
Mein Dank auch an Mo Blum für heilsame Mengen an Wein, Basilikumöl und Suppe.
Mein Dank an Bryan Christy – den klügsten Menschen, den ich kenne – dafür, dass er jedes Wort dieses Buchs gelesen und viele von ihnen treffender gemacht hat.
Mein Dank an Katie Pierce, dass sie dieses Buch aus
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