Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Lippen betonten ihr Gesicht.
„Ein wenig indezent, ganz zu schweigen von echt billig“, sagte Leichtfuß knapp. „Genau der Stil, den ich im Sinn hatte. Du kannst gehen.“
Ihr Spiegelbild streckte ihr die Zunge heraus und verschwand. Sofort trug Leichtfuß die Garderobe, die sie ausgesucht hatte, bis zu den genauen Farbschattierungen auf ihrem Gesicht. Sie streckte sich langsam, schwelgerisch und selbstbewusst wie eine Katze, wand sich ein wenig, um ihr Kleid zu richten, und drehte sich dann um, um den Magus bei seinem Schachspiel zu beobachten.
„Auf welcher Seite spielst du heute?“
„Auf beiden, wie immer“, sagte der Magus, ohne aufzuschauen. „Ich mag das Kleid. Ziemlich zugeknöpft für dich. Jetzt bereite dich vor. Wir bekommen Gesellschaft.“
Leichtfuß sah sich schnell um. „Wen denn? Darf ich ihn bespringen?“
„Es sind die guten Hauptleute Falk und Fischer. Sie waren unten in der Krypta und haben mit dem toten König gesprochen. Jetzt kommen sie her und erwarten Antworten auf ihre Fragen.“
Leichtfuß lächelte. „Sie kennen dich noch nicht gut, oder?“
„Oh, ich habe Antworten. Ob sie auf die Fragen passen, weiß ich nicht. Es ist schwierig, die Bande des Schicksals um Falk und Fischer herum zu sehen. Die wilde Magie hat sie tief berührt, auf Ebenen, von denen sie höchstwahrscheinlich noch nicht einmal wissen. Vielleicht werden sie mich am Ende doch verstehen können. Das Bizarre und Unheimliche ist ihnen nicht fremd, auch nicht die Felder, die noch dahinter liegen.“
„Werden sie die Wahrheit herausfinden?“, fragte Leichtfuß, schritt hinüber und stellte sich neben den Magus. „Werden sie herausfinden, wer Harald ermordet hat?“
„Wen kümmert es?“, fragte der Magus ruhig. „Wichtig ist, dass sie in die umgekehrte Kathedrale gehen und sich dem stellen, was dort lauert. Harald hätte es tun können, wenn er der Held gewesen wäre, der er vorgab zu sein, oder der König, der er sein wollte. Aber er war es nicht und hat es nicht getan, und deshalb stecken wir jetzt in diesem Schlamassel.“
„Harald hatte Angst“, sagte Leichtfuß. „Genau wie jeder andere, wenn er die Wahrheit wüsste.“
„Helden haben Angst“, sagte der Magus und sah bekümmert zu, wie die schwarzen Spielsteine auf seinem Brett die weißen dezimierten und sich unaufhaltsam in Richtung Schachmatt bewegten. „Sie weigern sich nur, sich davon beherrschen zu lassen.“ Er lehnte sich plötzlich vor und wischte mit einem Schlag alle Spielfiguren vom Brett. Sie fielen auf den Fußboden und lagen einen Moment zuckend da, bevor sie schließlich still liegen blieben. Der Magus lehnte sich in seinem Ohrensessel zurück, sein Gesicht völlig ruhig und beherrscht. „Falk und Fischer müssen in die umgekehrte Kathedrale gehen. Sonst ist niemand mehr übrig.“
„Was ist mit dem Quästor?“
„Ein guter Mann“, gab der Magus zu. „M öglicherweise zu gut. Er versteht zu viel. In ihm steckt zu wenig von seinem Vater. Nicht annähernd genug Skrupellosigkeit, und er hat zu viel, für das er leben will. Das kann die Standhaftigkeit eines Mannes schwächen. Falk und Fischer waren immer bereit zu tun, was nötig ist, zur Hölle mit dem Preis und den Konsequenzen.“
„Was, wenn sie nicht mitmachen?“
„Dann wird der blaue Mond zu seiner vollen Stärke finden, die Vergänglichen werden aus ihrer langen Gefangenschaft freikommen, und die Hölle auf Erden wird ausbrechen.“
„Lasst alle Hoffnung fahren …“
„Ziemlich. Herein!“
Das Klopfen an der Tür ertönte genau nachdem er gesprochen hatte, und es gab eine kleine Pause, ehe sich die Tür öffnete und Falk und Fischer hereinkamen. Sie sahen sich schnell um, als studierten sie ein mögliches Schlachtfeld, und gingen dann zusammen auf den Magus zu. Leichtfuß trat etwas näher neben ihn. Der Magus nickte seinen Besuchern höflich zu, ohne aufzustehen, und Falk und Fischer erwiderten sein Nicken kurz, als sie vor ihm stehenblieben.
„H übscher Trick mit der Tür“, sagte Falk. „Aber an Weihnachten muss es den ganzen Spaß verderben.“
„Ich feiere nicht“, sagte der Magus. „Ich finde all diese erbarmungslose Verbindlichkeit und das Licht ein wenig anstrengend.“
Fischer musterte die Schachfiguren auf dem Boden. „Schlechter Verlierer?“
„Ich verliere nie. Das ist schlecht für mein Ansehen. Wie war es in der Krypta?“
Falk und Fischer sahen einander an. „Woher wusstet Ihr, dass wir gerade dort waren?“, fragte Falk
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