Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Bis die lange Nacht anbrach und die Dämonen kamen. Ich bin sicher, du kennst den Rest der Geschichte. Jeder kennt ihn.“
Die Königin blieb stehen, und Jericho Lamento tat es ihr gleich. Sie drehte sich zu ihm um, und sie sahen einander lange in die Augen. „Du bist der einzige Mann, den ich je wirklich geliebt habe“, sagte Felicity leise. „Der einzige, der mir je etwas bedeutet hat.“
„Aber nicht genug, um mich zu heiraten“, sagte Lamento.
„Ich konnte nicht! Vater hätte das niemals erlaubt. Er hätte dich geächtet. Oder ermordet.“
„Wir hätten gemeinsam durchbrennen können.“
„Nein“, sagte Felicity. „Das konnte ich nicht. Ich konnte das Leben nicht aufgeben, von dem ich dachte, es wäre mir so viel wert.“
„Ich weiß“, sagte Lamento. „Ich habe es damals sogar verstanden.“
„Dein Haar ist grau“, sagte Felicity fast erstaunt. „Dein Gesicht ist so viel älter als meines, obwohl zwischen uns nur ein paar Jahre liegen.“ Sie ließ ihr Mundstück fallen und benutzte beide Hände, um seinen langen Mantel beiseite zu schieben und an das Hemd darunter zu gelangen. Lamento stand verkrampft da, während sie die Knöpfe und dann sein Hemd öffnete, um seine nackte Brust anzusehen. „Dein Haar ist auch hier grau, und so viele Narben, so viele Schmerzen. Mein armer Lieber. Du hattest einmal einen so schönen Körper.“
„Jede Narbe erzählt eine Geschichte“, sagte Lamento. „Orden aus Gottes Kriegen. Ich war mit dem Werk des Herrn sehr beschäftigt.“
„Jesus, was haben wir uns nur angetan?“, fragte Felicity. „Die Angelegenheit sollte so nicht enden. Ich die Witwe eines anderen, du mit deiner Religion verheiratet. Hat es keine Bedeutung mehr, was wir wollen?“
„Der Herr hat für uns alle einen Plan“, sagte Lamento. „Das muss ich glauben, sonst würde ich verrückt. Das Dunkel ist echt, also muss das Licht auch echt sein.“
Felicity wandte sich ab, ihre Augen schimmerten vor Tränen, die sie sich weigerte zu vergießen. Lamento knöpfte sein Hemd zu.
„Nachdem du gegangen bist, hast du je an mich gedacht?“, fragte Felicity schließlich.
„Ich habe mich dem Herrn verschrieben.“
„Das habe ich nicht gefragt.“
„Natürlich habe ich an dich gedacht. Das werde ich immer. Aber ich habe mich etwas Größerem verschrieben, einem Zweck, der mir mehr bedeutet als das Leben. Ich bin jetzt der Wanderer, der Zorn Gottes in der Welt der Menschen. Der, den du kanntest, kann nur ein kleiner Teil davon sein.“
„Also“, sagte Felicity, die ihn mit trockenen Augen und hartem Mund anstarrte. „Was bringt dich nach all den Jahren auf die Waldburg?“
„Fliss …“
„Warum bist du gekommen?“
„Die Stimme in meinem Innern hat mir gesagt, ich würde hier gebraucht. Ich müsse in die umgekehrte Kathedrale gehen und sie für Gott zurückerobern. Sie reinigen. Felicity, wir haben unser Leben nach unseren eigenen Entscheidungen gestaltet, und die Liebe, die wir einst hatten oder vielleicht hatten, ist kein Teil unseres Lebens. Du bist die Waldkönigin, und ich bin der Wanderer, und das ist alles, was wir jemals sein können.“
„Würdest du es für mich aufgeben, der Wanderer zu sein?“, fragte Felicity so leise, dass er sie kaum hören konnte.
„Würdest du es aufgeben, Königin zu sein?“, fragte Lamento. „Würdest du die Chance für Stephen aufgeben, König zu werden?“
„Geh“, sagte Felicity entkräftet. „Lass mich allein.“ Sie drehte ihm den Rücken zu. „Es gibt einen geheimen Raum zu deiner Linken. Du kannst dort warten, während ich nach einem Spürer schicke.“
Es entstand eine lange Pause, dann sagte er leise: „Ich wollte dir nie wehtun, Fliss.“ Dann hörte man nur noch das Geräusch einer sich öffnenden und hinter ihm schließenden Tür, als er den Hof verließ, möglicherweise für immer.
Felicity schlang fest die Arme um sich, damit sie nicht auseinanderfiel. Sie konnte damit fertig werden. Sie war schon mit Schlimmerem fertig geworden. Nichts konnte sie mehr zerstören, und wenn sie über die Jahre verhärtet war, nun, dann hatte sie verhärten müssen, weil die einzige andere Alternative gewesen war, von all den widerstreitenden Kräften in ihrem Leben in Stücke gerissen zu werden. Sie zog die Autorität der Königin an sich. Es war ein kalter Trost, aber besser als gar keiner.
Die große Pforte des Thronsaals schwang langsam auf, und Cally und Sir Vivian lugten vorsichtig herein. Als sie Felicity allein sahen,
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