Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Robert fiel fast durch die Lücke.
Er fing sich mit Mühe ab, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und nickte Sir Vivian freudestrahlend zu. Sein Gesicht war errötet, und seine Pupillen waren sehr groß. Sir Vivian wusste sofort, was mit ihm nicht stimmte, und Sir Robert wusste, dass Sir Vivian es wusste, und es kümmerte ihn überhaupt nicht. Er schwebte. Er war in seine besten Gewänder gekleidet, aber die grellen Farben, die er gewählt hatte, bissen sich abscheulich, und seine Jacke war schief geknöpft. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, und seine Hände bewegten sich unruhig vor und zurück, bis er es bemerkte und sie fest hinter seinen Gürtel steckte.
Er hatte eine Handvoll Aufwachpillen genommen, um den Müdemachern entgegenzuwirken, und momentan fochten die verschiedenen Drogen aus, welche von ihnen ihn am gründlichsten fertigmachen konnte. Er hielt sich durch bloße Willenskraft aufrecht und beachtete nicht, was die Pillen mit seinem Körper anstellten, damit er sich darauf konzentrieren konnte, seine Gedanken klar und gebündelt zu halten. Er begegnete Sir Vivians kritischem Blick und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Er traute es sich nicht zu, sich erfolgreich zu verneigen, also nickte er Sir Vivian einfach zu und machte sich auf den Weg durch den grandiosen, leeren Saal. Er hielt den Kopf hoch erhoben und den Blick fest auf Felicity auf ihrem Thron gerichtet. Wenn er sie nur erreichen und herausfinden könnte, worum es bei diesem Treffen ging, hätte er etwas Bestimmtes, auf das er sich konzentrieren könnte, um seinem wirbelnden Geist einen Mittelpunkt zu geben. Der Saal wirkte unglaublich groß, während er weiterstolperte, wie diese Räume in unangenehmen Träumen, bei denen sich die gegenüberliegende Wand ewig zurückzuziehen scheint. Es wurde schwierig, links von rechts und vorwärts von rückwärts zu unterscheiden, und seine Augen waren jetzt so aufmerksam und konzentriert, dass sie wehtaten.
Er blieb in, wie er hoffte, respektvollem Abstand zum Thron stehen und schaffte eine recht normale Verbeugung, obwohl die Anstrengung neue Schweißtropfen über seiner Braue entstehen ließ. Er lächelte Felicity zu und hoffte, dass es besser aussah, als es sich anfühlte. Er hatte Angst. Er hatte sich nie so außer Rand und Band gefühlt. Er hatte viel zu viele Pillen genommen, und sein Körper war durch den langen Missbrauch zu schwach, um damit fertig zu werden. Es war, als versuche man, ein Pferd zu reiten, das plötzlich verrückt geworden war. Die ganze Zeit rasten seine chemisch beschwingten Gedanken in seinem Kopf vor und zurück, prallten von den Wänden seines Schädels ab, produzierten verzweifelte Pläne und verwarfen sie immer wieder, während sein Mund mit einem einfachen Gruß für die Königin rang. Er fühlte sich furchtbar hilflos, gefangen in einem Körper, der ihm nicht länger gehorchte, und seine Gedanken fühlten sich wie die eines anderen an. Sein Gedächtnis löste langsam die Leinen und trieb auf einem dunklen, dunklen Meer davon.
„Danke, dass Ihr so kurzfristig gekommen seid“, sagte Felicity. Ihre Stimme klang weit entfernt, als sei sie unter Wasser. „Ich habe auch nach Euren drei Verbündeten geschickt, den sogenannten Landgrafen, obwohl ich nicht sicher bin, ob sie sich zu uns gesellen können. Scheinbar hat seit langer Zeit keiner mehr auch nur eine Spur von ihnen gesehen.“
„Weiß selber nicht, wo sie gerade sind“, sagte Sir Robert und schwankte leicht. „Aber sie sind kein großer Verlust. Gefährlicher, treuloser Abschaum. Plant andauernd etwas. Ihr würdet nicht glauben, was die von mir wollten. Total charakterlos. Im Gegensatz zu mir natürlich. Reiße mir den Arsch für das Land auf. Für die Leute. Arbeite sogar mit denen zusammen, die ich nicht leiden kann, wie diese Landgrafen. Wenn Ihr wüsstet, wovor ich Euch gerettet habe, indem ich mit diesen Drecksäcken zusammengearbeitet habe! Habe ihr Geld genommen, ihren dummen, treulosen Plänen gelauscht …“
Er hörte, wie seine Stimme weitererzählte, und konnte sie nicht aufhalten. Sein Hirn hinkte seinem Mund gefährlich hinterher. Als er merkte, dass er nicht nur zugab, Verbindungen zu Vaterlandsverrätern zu haben, sondern auch, ihre Pläne zu kennen, war es bereits zu spät. Er zwang sich, den Mund zu schließen, seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er um Beherrschung rang, und seine Fingernägel gruben sich tief genug in seine Handflächen, dass es blutete. Der Schmerz
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