Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
geschlossenen Augen und konnte die Pracht des Regenbogens nicht ansehen. Der Seneschall stand da und starrte, geblendet und entzückt. Er hatte sich immer gefragt, wie der Regenbogen aus der Nähe aussah. Die lebendigen Farbtöne brannten in seinen Augen, durchfluteten seinen Körper und wischten alles Leiden und jeden Schmerz weg. Dann verblasste der Regenbogen, und dort, in der Mitte des plötzlich geschmacklos aussehenden goldenen Raumes standen Falk, Fischer und Jericho Lamento.
Falk sah sich langsam um, als erwache er aus einem Traum, der kurzzeitig stärker gewesen war als die Realität. „Verdammt“, sagte er. „Wir leben noch. Was sagt man dazu?“
„Ich dachte, wir wären erledigt, als die ganze Träumerei den Geist aufgab“, sagte Fischer. „Lamento, warum sind wir nicht tot?“
„Der Regenbogen hat uns zurückgebracht, weil wir hierher gehören“, erläuterte Lamento. „Wir waren nie Teil der Träumerei, also sind wir ihrem Untergang entkommen.“
„Ist sie wirklich für immer weg?“, fragte Falk.
„Wer weiß?“, sagte Lamento. „Wichtig ist, dass wir für immer von ihr getrennt sind. Keine Magie mehr … wie wird die Welt ohne sie sein?“
„Friedfertiger vermutlich“, sagte Fischer. „Denkt Ihr, der Magus wusste, dass er mit all den anderen Vergänglichen sterben würde? War das von Anfang an sein Plan?“
„Er wusste, dass seine Zeit um war“, sagte Falk. „Welchen Platz hätte er in der neuen Welt haben können?“
„Entschuldigt“, sagte der Seneschall. „Ich meine, willkommen zurück und all das, aber wäre es zu viel verlangt, wenn nur einer von euch erklärt, worüber zur Hölle ihr redet, verdammt? Wo wart ihr? Was ist passiert? Was habt ihr gefunden und warum hat Falk wieder beide Augen?“
Falk lachte. „Tut uns leid, es war alles etwas aufregend. Was haben wir gefunden? Den Stoff, aus dem die Träume sind. Auch alle Albträume. Dann sahen wir sie alle sterben. Auch den Magus.“ Er seufzte. „Wichtig ist, dass die Gefahr für das Land vorüber ist. Wir sind wieder sicher. Es wird an den künftigen Generationen liegen zu entscheiden, ob der Preis, den wir dafür gezahlt haben, zu hoch war. Hat Euch der brennende Mann Ärger gemacht, während wir weg waren?“
Der Seneschall blinzelte ein paarmal. „Ihr wart nur Sekunden weg. Wie lange kam es euch denn vor?“
Falk und Fischer blickten einander an. „Tage“, sagte Fischer dann. „Jahre. Ich weiß nicht. Egal. Der blaue Mond stellt keine Gefahr mehr dar und wird nie wieder eine sein. Wir erzählen Euch später die ganze Geschichte.“
„Was tun wir in der Zwischenzeit mit dem brennenden Mann?“, fragte Lamento.
Sie sahen alle nachdenklich den toten, in Flammen gehüllten Mann an, und er starrte trotzig zurück. Etwas an denen, die durch das Tor gegangen und zurückgekehrt waren, hatte sich verändert. Er spürte es. Sie hatten keine Angst mehr vor ihm.
„Er hat sich des Massenmordes, der Gotteslästerung und der Entweihung von Heiligem schuldig gemacht, und nur Gott allein weiß, wessen noch“, sagte Lamento. „Aber die Strafe, die er bereits erhalten hat, ist drakonischer und schrecklicher als alles, was wir ihm antun könnten. Ich will ihm nicht mehr wehtun, selbst wenn ich es könnte. Ich habe zu viele Urteile gesehen, zu viel Verwüstung. Trotzdem kann die Kathedrale nie rein sein, solange er hier ist.“
„Ihr werdet mich nie loswerden!“, sagte der brennende Mann böse. „Dies ist mein größter Erfolg und mein größtes Verbrechen. Der erste Waldkönig hat mich hier gebunden, und nur ein anderer Waldkönig könnte mich befreien. Leider ist der König tot. Ich werde immer hier sein, um die Wasser eures heiligen Ortes zu verderben und seine verlauste Heiligkeit zu beflecken.
„Nicht unbedingt“, sagte Falk, und in seiner Stimme lag ein erschöpftes Zögern, das sie alle zu ihm blicken ließ, als stünde er kurz davor, eine schreckliche schwere, aber notwendige Last auf sich zu nehmen. „Ihr wisst, wer ich wirklich bin. Ich war, bin, und werde immer Prinz Rupert vom Waldkönigreich sein. Als Haralds jüngerer Bruder gehören Thron und Krone rechtmäßig mir, wenn ich das wünsche. Ich bin König Rupert, falls ich mich dazu entscheide. Also, als mein erster und einziger Befehl als König gebe ich dich frei, Tomas Chadbourne. Geh zurück an der Ort, der für dich vorgesehen ist. Jetzt.“
Der brennende Mann machte ein Geräusch, das ein Lachen oder ein Schluchzen hätte sein können.
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