Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
geübtem Blick beobachtete er Männer auf den oberen Rahen und im Rigg und andere, die frische Vorräte aus einem Leichter übernahmen, der längsseits gegangen war. Die
Royal Enterprise
würde schnell wieder Segel setzen mit einem neuen Auftrag, und immer noch würde ihr Master sich den Kopf zerbrechen über das brutale Ende des anderen Transporters, den er und seine Leute so gut gekannt hatten. Er würde jetzt sicher weniger davon überzeugt sein, daß man nur Geschwindigkeit brauchte, um sich vor einem entschlossen angreifenden Gegner zu schützen.
    Der Vormittag war schon zur Hälfte vergangen. Bolitho hatte seit dem ersten Frühlicht gearbeitet. Die Herzlichkeit seines Empfangs hatte ihn überrascht und gerührt. Tyacke war persönlich erschienen, um ihn von der
Royal Enterprise
abzuholen. Seine Augen standen voller Fragen, als Tregullon von dem Angriff auf das Schwesterschiff berichtete.
    Er sah sich in der Kajüte um, die ihm trotz seiner Abwesenheit in England so vertraut war. Tyacke hatte einiges in Bewegung gesetzt, um das Schiff wiederherzustellen und es seeklar zu machen, denn auch im Hafen lud das Wetter zu solchen Arbeiten nicht ein. Jetzt fiel ein bißchen Sonnenlicht über die Schiffe und ließ die Illusion entstehen, daß es warm sei. Er berührte das Fensterglas. Die Illusion war in der Tat falsch.
    Daran sollte er sich gewöhnt haben. Dennoch war die Verwandlung der Kajüte ein Kompliment für den Kommandanten der
Indomitable
. Auch von dieser Kajüte aus hatten die Kanonen verächtlich gebrüllt. Jetzt war jede sicher hinter geschlossenen Luken festgelascht, die Lafetten waren gestrichen, und auf den Läufen fehlte jede Spur von Feuer und Rauch.
    Er schaute in seine leere Tasse. Exzellenter Kaffee, und er fragte sich, wie lange sein Vorrat reichen würde. Er konnte sich Catherine in dem Laden in der St. James Street Nr. 3 vorstellen, der zu der Welt gehörte, die sie ihm eröffnet hatte. Kaffee, Wein, viele kleine luxuriöse Wohltaten – sie wußte genau, er hätte sich selber nie darum gekümmert und auch niemand aus seiner Umgebung.
    Keen würde in etwa einer Stunde an Bord kommen. Er hatte ausrichten lassen, daß ihn irgendein Militär zurückhielt, der mit ihm die verbesserten Verteidigungsanlagen und die Strandbatterien besprechen wollte. Schon ein flüchtiger Blick auf die Karte zeigte, wie sinnvoll sie waren. Halifax war die einzige Marinebasis, die ihnen an der Atlantikküste geblieben war. Die Amerikaner konnten wählen zwischen Boston, New York, Philadelphia und zwischen Dutzenden von Buchten und Flußmündungen, in denen sie, wenn sie wollten, ganze Armadas verbergen konnten.
    Er fragte sich, wie Adam sich als Flaggkapitän fühlte. Nach der Freiheit einsamer Aufträge wäre dies vielleicht genau das, was er brauchte. Andererseits könnte ihn die neue Aufgabe grausam daran erinnern, wieviel besser er es gehabt hatte.
    Er klappte die Leinwandmappe zu, die Keens Bericht enthielt, und dachte nach. Einem Geleitzug von fünf Handelsschiffen war befohlen worden, in der Nähe der Bermudas auf stärkeren Schutz für den Rest der Passage zu den westindischen Inseln zu warten. Bis dahin hatte Dawes ganze zwei Briggs detachiert, um die Handelsschiffe zu verteidigen.
    Der Konvoi hatte die Bermudas nie erreicht. Die Schiffe waren entweder aufgebracht oder versenkt worden.
    Beim Treffen mit Keen würde er dessen wahre Einschätzung der Ereignisse kennenlernen. Das Unglück war ein paar Tage, nachdem er seine Flagge auf der
Valkyrie
gesetzt hatte, geschehen. Er selber hatte nichts tun können. Aber wie stand es wirklich um Dawes, der bis zu Keens Ankunft verantwortlicher Commodore gewesen war? Vielleicht hatte er gute Gründe, Handelsschiffe ungeschützt in Seegebiete zu schicken, die Jagdgründe für feindliche Kriegsschiffe und Kaperer waren.
    Er hatte Tyackes Meinung erfragt, und der hatte mit ihr nicht zurückgehalten. »Der kümmert sich zu sehr darum, sein eigenes Haus in Ordnung zu halten. Ich weiß, daß Beförderungen Männer manchmal so verändern können.« Das war deutlich und direkt, so wie immer. Tyacke hatte selbst über seine beiden neuen Schulterstücke gespottet, nachdem er zum Kapitän mit vollem Rang befördert worden war. Die üblichen drei Dienstjahre als Kapitän hatte man ihm als Zeichen der Wertschätzung erlassen. »Ich bin immer noch der gleiche, Sir Richard! Die Herren Lords der Admiralität haben sicher ganz andere Werte vor Augen.« Er hatte ein bißchen geseufzt. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher