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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Nach dem wenigen zu urteilen, was er sagte, war er auch ehrgeizig – als Sprößling einer einflußreichen Familie, allerdings keiner mit Marinetradition. Keen war mit allem sehr zufrieden. Doch Bolitho fragte sich, ob die Kommandierung wohl einem der vielen Freunde von Keens Vater zu verdanken war.
    Adam hatte ihn herzlich begrüßt, hielt jedoch Abstand von den anderen. Bolitho spürte, daß er verbergen wollte, wie bedrückt er war. Keen seinerseits war sehr an der aktuellen Kriegslage interessiert und wollte wissen, was sie erwarten konnten, sobald das Wetter sich besserte. Auch er konnte sich die Zerstörung der
Royal Herold
nicht erklären. Die meisten aktiven amerikanischen Schiffe lagen im Hafen. Sie wurden sehr genau beobachtet von vielen Briggs und anderen kleinen, beschlagnahmten Fahrzeugen. Auf jedem dieser kleinen Schiffe könnte sich dem befehlshabenden Leutnant die große Chance bieten, befördert zu werden – wenn das Glück ihm hold war. Bolitho hatte einst solch eine Chance gehabt. Er berührte sein Auge und runzelte die Stirn. Das schien eine Ewigkeit her zu sein.
    Er hatte zusammen mit Tyacke die
Indomitable
inspiziert, um einerseits gesehen zu werden und andererseits die Qualität der Reparaturen zu begutachten. Im Gefecht mit der
Unity
hatte er siebzig seiner Offiziere, Matrosen und Seesoldaten verloren – als Verwundete oder Gefallene. Ersatz war gefunden worden, war von Schiffen übernommen worden, die nach England segelten. Überraschend viele Neuschottländer hatten sich freiwillig gemeldet. Sie verdienten auf der See ihr Brot, bis streunende Kriegsschiffe und Kaperer ihnen auch das streitig machten.
    Sie würden sich auf der
Indomitable
einleben. Doch erst auf See, eng verwoben in die ursprüngliche Mannschaft, würde man ihren wahren Wert erkennen können.
    Bolitho war auf verblüffte und neugierige Blicke von Matrosen gestoßen, die den Mann, dessen Flagge über ihnen allen im Großtopp wehte, noch nie gesehen hatten. Nur einige ältere Männer, die grüßend die Hand an die Stirn legten oder grüßend eine teerdunkle Faust hoben und damit zeigten, daß sie den Admiral kannten, hatten schon Schlachten mit ihm geschlagen, bis im Rauch die Flagge des Feindes an Deck gerauscht war. Bethune hatte sein Kommando Leegeschwader getauft. Die Lordschaften hatten sich generöser gezeigt, als er zu hoffen gewagt hatte, indem sie ihm acht Fregatten und genauso viele Briggs unterstellten. Nicht eingeschlossen waren in dieser Zahl die schwer bewaffnete
Valkyrie
und
Indomitable
. Außerdem zählten dazu noch Schoner, einige Brigantinen und zwei Bombenschiffe, nach deren Zweck niemand in der Admiralität gefragt hatte. Also ein starkes, schnell bewegliches Geschwader, zu dem später die
Redoubtable
stoßen würde, ein altes Linienschiff mit vierundsiebzig Kanonen, das nach Antigua beordert worden war.
    Wenn die kleinen Patrouillenboote bei ihren endlosen Suchen und Befragungen brauchbare Informationen sammelten, würden sie es mit jeder neuen feindlichen Taktik aufnehmen können. Zwar hatten die größeren und besser bewaffneten amerikanischen Fregatten ihre Überlegenheit bereits bewiesen, bevor die
Unity
auf dieses Schiff traf. Und dann… Doch irgend etwas fehlte ihm noch.
    Er schritt auf und ab, ging kreuz und quer über das schwarzweiße Segeltuch, das den ganzen Boden seiner Kajüte bedeckte. Sein Haar streifte fast die gewaltigen Balken. Die
Royal Herald
war zusammengeschossen worden, also war ein Schiff, vielleicht sogar zwei, den Patrouillen entwischt oder bei dem schlechten Wetter ungesehen aus ihrem Hafen ausgelaufen. Es war zwecklos, das Ereignis wegzuwischen oder es mit einem Zufall zu erklären. Wenn es als gezielter Angriff keinen Erfolg gebracht hatte – was mußte er dann tun? Sehr bald würden die Amerikaner einen neuen Angriff starten müssen. Tyacke war überzeugt, es würde eine Operation an Land geben, bei der das Heer direkt in Kanada einfallen könnte. Alle Berichte hielten das für wahrscheinlich. Die britischen Truppen stammten zwar aus kriegserprobten Regimentern, doch aus eigener bitterer Erfahrung aus jenem ersten amerikanischen Krieg wußte Bolitho, daß man sich oft viel zu sehr auf örtliche Miliz und Freiwillige verließ oder auf indianische Seouls, die an das harte Leben und die Kampfesweise der Infanterie nicht gewöhnt waren.
    Schnelligkeit war entscheidend für die Amerikaner. Napoleon zog sich zurück. Und jeden Tag in diesem Krieg verließen ihn jetzt Freunde und

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