Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
anging, schon recht, Sir Richard. Wer das Leben eines Seemanns teilt, muß verrückt sein!«
    Er sammelte seine Papiere ein und wollte gehen, wahrscheinlich um vor dem Essen noch Allday und Ozzard zu treffen. Allday würde die Trennung sehr deutlich spüren, und er würde lange auf den ersten Brief warten müssen, den er Avery zum Vorlesen brachte. Das war auch so etwas Wertvolles, das die kleine Mannschaft zusammenhielt: Allday war ein stolzer Mann. Avery war gerührt von seiner einfachen, doch würdevollen Bitte, ihm die Briefe von Unis vorzulesen, weil er selber es nicht konnte.
    Würde Susanna ihm je schreiben? Er lachte beinahe über seine hochtrabende Hoffnung. Natürlich würde sie das nicht. In ein paar Wochen würde sie ihn gänzlich vergessen haben. Sie besaß ein Vermögen, war schön, war frei. Doch heute nacht würde er wieder an sie denken müssen.
    Er versuchte, seine Situation mit der zwischen Bolitho und Lady Catherine zu vergleichen, obgleich ihm das lächerlich erschien. Man konnte sie nicht vergleichen. Bis auf die eine Erinnerung lag alles wie hinter einer geschlossenen Tür und war das Ende von etwas, für das nie Hoffnung bestanden hatte. Er sah auf, verwirrt, fürchtete, etwas überhört zu haben, was Bolitho gesagt haben könnte. Aber alles war wie vorher. Sie standen vor den grauen Heckfenstern. Die See verlor in dem schwächer werdenden Licht ihre Bedrohlichkeit.
    Bolitho drehte sich um zu ihm. »Haben Sie das eben gehört?«
    Yovell suchte Halt am Tisch: »Wieder ein Gewitter, Sir Richard!«
    »Das Glas meint es anders.« Er richtete sich auf. »Hören Sie!«
    »Donner?« fragte Yovell.
    Avery sprang auf. Dies war eben doch kein Kriegsschiff. Sie waren schon viel zu lange unterwegs – und nur die See hatte sie angegriffen, Tag für Tag, Woche auf Woche. Doch jetzt waren Langeweile und laute Routine vergessen.
    »Kanonendonner, Sir!«
    Es klopfte an der Tür, und Allday trat ein. Wenn er wollte, bewegte er sich sehr leise für einen so großen Mann, den seine alte Wunde mehr schmerzte, als er je zugeben würde.
    Bolitho fragte: »Du hast das gehört, alter Freund?« Allday sah sie an. »Ich war mir zuerst nicht ganz sicher.« Er schüttelte seine gewaltige Mähne. »Das wird Sie nicht ruhen lassen, Sir Richard!«
    »Soll ich mit dem Master reden?« fragte Avery.
    Bolitho schaute auf die leichte Tür. »Nein. Das ist nicht unsere Sache.« Er lächelte Ozzard zu, der mit einem Tablett voller Gläser erschienen war. »Jedenfalls noch nicht.«
    Schließlich kam Samuel Tregullon nach achtern, hielt den mitgenommenen Hut wie ein Stückchen Filz in seiner gewaltigen Pranke.
    »Entschuldigung, Sir Richard, aber Sie wollen sicher mehr über den Kanonendonner wissen.« Er schüttelte den Kopf, als Ozzard ihm ein Glas anbot, nicht weil er so mit seinem Schiff beschäftigt war, sondern weil er aus Gewohnheit nur puren Rum trank. Er war Seemann mit klarem Blick und kräftigen Handgelenken und Händen so groß wie Fleischbrocken. Kohlenbrigg, dann Paketboot von Falmouth aus, sicherlich auch mal Schmuggler und jetzt Mann des Königs. Bolithos Vater hätte ihn einen in der Wolle gefärbten Salzbuckel genannt.
    Tregullon nickte kurz, als Ozzard das Glas durch einen Krug ersetzte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir Richard, ich bringe Sie wie befohlen nach Halifax – ganz bestimmt. Ich kann noch jeden Schurke n aussegeln, egal ob ihre oder unsere.« Er grinste. Seine unregelmäßigen Zähne erinnerten an einen zerbrochenen Zaun. »Ich hab zuviel hinter mir, als daß man mich übertölpeln könnte.«
    Als er gegangen war, hörte man das Kanonenfeuer noch eine halbe Stunde. Dann endete es, als habe die See es geschluckt.
    Der Master kam mit grimmigem Gesicht zurück und meldete, daß er wenden und wieder auf Kurs gehen würde. Alles war vorbei.
    Plötzlich sagte Bolitho: »Sie haben doch eine erfahrene Mannschaft, Kapitän Tregullon. Niemand ist für unsere Aufgabe besser geeignet als sie, sagten Sie das nicht?«
    Tregullon beäugte ihn mißtrauisch. »Das sagte ich, Sir, das ist auch wahr!«
    »Dann sollten wir unbedingt versuchen herauszubekommen, was wir da gehört haben. Im Morgengrauen wird wieder eine leichtere See laufen. Ich spür sie schon.«
    Tregullon war nicht überzeugt. »Ich habe meine Befehle, Sir. Die kommen direkt von den Lords der Admiralität. Es spielt überhaupt keine Rolle, was ich davon halte, ich kann und will diese Befehle nicht ändern.« Er versuchte zu lächeln – ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher