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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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setzte ihn auf. »Ich möchte euch nicht zur Last fallen. Ich könnte auch auf dem Fußboden schlafen.« »In der Küche gibt es eine Holzbank, die einiges aushält.« »Er hat einen ruhigen Schlaf«, sagte Klara.
    Svarta hob eine Braue, aber nur die über dem Glasauge. »Na gut, gehen wir.«
    Hier und da traten die ersten Arbeiter und Arbeiterinnen aus den Häusern, um zur Frühschicht zu gehen. An einer Straßenecke wurde gerade ein Kiosk geöffnet. Die wichtigsten Zeitungen lagen stapelweise im Schnee. Klara und Svarta gingen eilig vorbei. Rinke blieb abrupt stehen und zerrte ein Ekstra Bladet aus dem verschnürten Paket. Die Frauen merkten, dass er nicht mitgekommen war, und drehten sich um.
    Ludwig Rinke hob die Zeitung hoch, damit sie die Schlagzeile lesen konnten: REICHSTAG BRENNT IN BERLIN!

    »Unsinn! Lange werden die nicht durchhalten, und dann kommen wir!« Der Mann, der Klara in den Internationalen Seemannsklub bestellt hatte, schmiss Messer und Gabel auf den Teller, den er gierig leer gegessen hatte. Er trug einen groben Wollpullover unter dem Anzug und dicke Socken in den Schnürstiefeln. Seine Hände waren groß, aber gepflegt, die Uhr am Handgelenk sah teuer aus. Er war mal Heizer gewesen, jetzt arbeitete er als Gewerkschaftsfunktionär und organisierte die Vermittlung von Seeleuten. Sein Einfluss ging weit über den Hafen hinaus.
    Sie saßen in einem Hinterzimmer mit drei gedeckten Tischen. Niemand sonst war anwesend.
    Klara war zu spät gekommen. Daran war die schwarze Katzeschuld, aber sag das mal dem Genossen, dem du als zuverlässiger Komintern-Kurier empfohlen worden bist.
    »Ich lege Wert auf absolute Zuverlässigkeit«, hatte er sie angeblafft, als sie sich gleich nach ihrer Ankunft in Kopenhagen bei der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter gemeldet hatte. Ein Genosse in der Parteizentrale hatte sie an Eriksen verwiesen, weil der die internationalen Kontakte koordinierte, aber er schickte sie fort, er hätte keine Arbeit für sie. Als sie völlig deprimiert in ihrer Pension ankam und überlegte, ob sie den Parteiausweis zerreißen sollte, tauchte ein fescher Matrose auf und übergab ihr einen Zettel. Bleib, wo du bist! Halte dich zur Verfügung!, stand darauf, in hastig gekritzelten Druckbuchstaben.
    Der junge Matrose salutierte und rannte davon. Klara spürte Glück und Widerwillen zugleich: Jetzt bist du wieder in der Truppe und wartest auf Befehle. Zwei Tage später brachte ein Bote ein Päckchen mit einer Broschüre der Transportarbeitergewerkschaft auf Dänisch. Auf Seite 15 fand sie einige Geldscheine.
    Und dann kam wochenlang nichts. Eriksen meldete sich nicht, niemand nahm Kontakt mit ihr auf. Mehr als einmal machte sie sich auf den Weg zum Seemannsklub, setzte sich an einen Tisch im Restaurant im Souterrain und bestellte aus der in mehreren Sprachen abgefassten Karte einen »Billigen Frokostteller« oder trank ein Bier. Einmal stürmte Eriksen durch das Lokal und bemerkte sie. Wenig später kam der Kellner und erklärte ihr auf Englisch, dass ihre Anwesenheit in diesem Haus nicht ratsam sei.
    Klara fluchte auf Eriksen, auf die Partei, auf den Seemannsklub, die Gewerkschaft, die ganze gottverdammte Internationale und ihre Geheimniskrämerei und ließ den letzten Rest Disziplin fahren, der ihr noch geblieben war. Da niemand sie brauchte, streifte sie nachts ziellos durch die Gassen des Hafenviertels. Schließlich wurde das »Kabaret Malstrøm« ihr fester Anlaufpunkt, nicht zuletzt, weil sie überzeugt war, an diesem Ort der Dekadenz so weit wie möglich von den Leuten entfernt zu sein, die sie so schäbig behandelten, womöglich gar vergessen hatten.
    Darin hatte sie sich getäuscht. Eriksen wusste sehr genau, wo sie sich die ganze Zeit herumgetrieben hatte, und machte ein paar Witze auf ihre Kosten, bevor er mit der ernsten Miene eines Politkommissars auf die Vorkommnisse in Berlin und Deutschland zu sprechen kam.
    »Die Nazis werden sich nicht lange halten. Die können grölend und prügelnd durch die Straßen ziehen, aber den Staat haben sie in kürzester Zeit ruiniert.« Er schaute sie auffordernd an.
    Klara wusste nichts darauf zu erwidern. Sie sah die Zeitungen, die durcheinander auf dem Tisch lagen. Der brennende Reichstag war auf fast allen Titelblättern der internationalen Presse zu sehen. Bisher wusste sie nicht viel darüber, nur das, was Rinke am frühen Morgen, nachdem sie todmüde in Svartas Wohnung angekommen waren, bruchstückhaft aus dem Artikel des Ekstra

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