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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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Lastwagen hin und pferchen sie ein.«
    »Und da soll ich …?«
    »Dieser Spinner, so behauptet die rechte Presse, war Mitglied der holländischen Partei. Aber unsere Genossen dort sagen, sie haben ihn rausgeworfen, und jetzt gehört er zu den Radenkommunisten.«
    »Was?
    »Linkssektierer, Anarchisten.«
    Was kümmert es uns, wenn ein Anarchist im Reichstag zündelt, dachte Klara. Mit einem Mal war sie wieder müde. Und unkonzentriert. Noch bevor die Zigarette aufgeraucht war, nahm sie sich eine neue und musste leise auflachen, als sie feststellte, dass ja in der Zündholzschachtel noch viele Hölzer lagen. Wenn das Schicksal es will, bleibt dein Vorrat noch länger erhalten. So traurig wie das Mädchen mit den Schwefelhölzern musst du nicht enden. Und jetzt hast du auch noch eine Zigarette zu viel in den Händen.
    »Entschuldige, Genosse, ich bin übernächtigt«, sagte sie lächelnd.
    Durch die hoch gelegenen, schmalen, von außen vergitterten Souterrainfenster drang die Sonne und schnitt schräge Pfeile in den aufsteigenden Zigarettendunst.
    Eriksen beugte sich vor, die Ellbogen rutschten über die Bilder vom brennenden Reichstagsgebäude. »Hier kommst du ins Spiel. Wir wissen, dass du Kontakte zu Anarchisten hast. Die kannst du jetzt zum Nutzen der Partei aktivieren.«
    Klara war erstaunt.
    Er überschätzt mich. Er überschätzt meine Möglichkeiten. Aber zurück nach Deutschland, zurück in den Kampf, vielleicht in die entscheidende Schlacht ziehen, dabei sein, wenn die Faschisten geschlagen werden und das Proletariat sich erhebt, ist das nicht tausendmal mehr wert als Treibgut zu werden, Versuchungen nachzugeben? Disziplin! Nicht vom Kurs abkommen, auch wenn der lockende Gesang der Sirene süße Träume weckt – oben am Mast weht die rote Fahne, und die Mannschaft hält Kurs.
    »Also nehme ich Kurs auf Berlin«, sagte sie ruhig.
    Eriksen schaute auf seine Armbanduhr. »Ein Koffer mit Papieren und einem Dossier sind schon in deinem Hotel. Du wirst als Journalistin reisen. Als Auslandsreporterin der Times . Dein Londonaufenthalt wird dir von Nutzen sein.« Er warf ihr einen kleinen Schlüssel hin. Dann zog er umständlich ein Bündel Geldscheine aus der Hosentasche, zählte den Betrag ab, den sie ihrer Zimmerwirtin schuldig war, und hielt ihr die Scheine hin wie einen Veilchenstrauß.
    Und wenn ich abgelehnt hätte?
    »Du musst alles über diesen van der Lubbe herausfinden. Wo er herkommt, mit wem er in Berlin zu tun hatte, was er dort getrieben hat. Alles. Und so schnell wie möglich. Wir haben viele Kräfte mobilisiert, um der Nazi-Propaganda entgegenzutreten. Die Truppen sammeln sich, und du marschierst voran als Kundschafterin!«
    Hieß es nicht die ganze Zeit, wir seien schon auf dem Posten? Und jetzt sammeln und dann erst marschieren? Klaras Blick fiel auf die Streichholzschachtel, die sie noch immer in der Hand hielt. »Wie haben die den Reichstag denn angezündet?«
    »Der Holländer sagt, mit Kohlenanzündern.«
    Klara musste lachen. Eriksen stimmte ein. Und so lachten sie gemeinsam, aber aus verschiedenen Gründen.

    Als sie in ihrer Pension ankam, stand ein ramponierter dunkelgrüner Lederkoffer im Zimmer. Die Inhaberin des Etagenhotels eilte herbei und wirkte arg verunsichert. Ein »rüpelhafter Mann in Arbeitskleidung«, dessen Manieren zu seiner Aufmachung »leider nur allzu gut« gepasst hätten, habe sie angeschnauzt und verlangt, dass sie Klaras Zimmer öffne. Er habe den Koffer abgestellt und sich neugierig umgeschaut. Sogar den Schrank und das Bett habe er untersucht. »Aber von der Polizei kann er nicht gewesen sein, Polizisten benehmen sich anders. Außerdem sprach er nur sehr schlecht Dänisch.«
    Klara versuchte sie zu beruhigen, doch erst bei der Ankündigung, dass sie noch heute Abend abreisen müsse, wirkte die Zimmerwirtin erleichtert und nahm gierig die Geldscheine entgegen, die sie ihr hinhielt.
    Nachdem sie gegangen war, schloss Klara mit dem Schlüssel, den Eriksen ihr gegeben hatte, den Koffer auf. Auf den ersten Blick schien er leer zu sein. Dafür war er aber eindeutig zu schwer. Im doppelten Boden, im Deckel und hinter demFutter am Rand fand Klara einen deutschen Reisepass und einen britischen Presseausweis, außerdem einige Briefe, die dokumentierten, dass sie für die Times arbeitete und den Auftrag hatte, über kulturelle Themen aus der Reichshauptstadt zu berichten. Zwei Exemplare der Times von gestern und vorgestern und ein Manchester Guardian von letzter Woche sollten

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