Unter dem Teebaum
vermisse.«
Sie waren Arm in Arm weitergeschlendert und standen plötzlich vor dem Hotel. Die Nacht war schon lange hereingebrochen, doch der Himmel über Sydney wurde niemals richtig dunkel, denn die Lichter der Metropole machten die Nacht zum Tag.
In der Hotelhalle blieben sie stehen. Ralph küsste Amber zärtlich auf die Wange und sagte: »Gute Nacht. Schlaf gut und träum schön. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.«
Er wollte sich umdrehen, doch Amber hielt seine Hand fest: »Bleib!«, bat sie. »Bleib bei mir. Ich möchte jetzt nicht allein sein.«
Ralph sah ihr in die Augen und versuchte, darin zu lesen.
»Möchtest du das wirklich?«, fragte er.
Amber nickte. »Lass uns die Nacht zusammen verbringen.«
»Du weißt, dass ich nichts lieber täte. Aber was ist, wenn du morgen bereust, was du heute aus einer Augenblickstimmung heraus tust?«
Amber lächelte. Sie legte Ralph den Finger auf den Mund und zog ihn ungeachtet der anderen Gäste in den Fahrstuhl.
Kaum hatten sich die Türen hinter ihnen geschlossen, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ihre Leidenschaft überwältigte Ralph. So lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Ja, er hatte geglaubt, dass er sich für den Rest seines Lebens würde damit begnügen müssen, von Amber zu träumen. Doch jetzt war alles anders. Ungestüm erwiderte er ihren Kuss.
Als der Fahrstuhl hielt, war er nicht bereit, sich von ihr zu lösen. Er trug sie einfach in sein Zimmer und legte sie auf das Bett, doch dann hielt er inne.
Er begehrte sie so sehr, dass er befürchtete, über sie herzufallen. Es brauchte eine große Anstrengung, sich nicht auf sie zu stürzen und alle Liebe, die er in über zehn Jahren gesammelt hatte, über sie zu ergießen.
Ralph wusste, dass er sanft vorgehen musste.
»Was ist?«, fragte Amber. »Willst du mich jetzt nicht mehr?«
Ralph lachte. »Mein Verlangen nach dir war nie größer als in diesem Augenblick. Ich möchte jede Sekunde davon in allen Zügen genießen.«
Er nahm eine Haarbürste von seinem Nachtkästchen und sagte: »Bitte, Amber, setz dich auf den Sessel, der nahe beim Fenster steht. Ich habe schon immer davon geträumt, dir einmal das Haar zu bürsten.«
Amber stand auf und ließ sich in dem Sessel nieder.
Bewundernd stand Ralph da. Der Mond, der wie ein Taler über Sydney hing, übergoss sie mit silbernem Licht.
Langsam ging er zu ihr und löste die Spange, mit der ihr Haar zusammengehalten wurde.
Dann fuhr er mit den Fingern beider Hände behutsam durch die weiche Haarflut, die sich über ihre Schultern ergoss.
Er barg sein Gesicht darin, konnte nicht satt werden an ihrem Geruch, an der weichen, dunkelbraunen Fülle.
Behutsam nahm er die Bürste und strich damit von einem Wirbel am Scheitelpunkt herunter. Ganz langsam bürstete er Strähne für Strähne.
Zuerst saß Amber sehr gerade und hielt die Hände im Schoß wie bei einem Kirchenbesuch, doch allmählich entspannte sie sich, ließ den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen.
Ralph legte die Bürste zur Seite. Der Anblick ihres ungeschützten Gesichts mit den vertrauensvoll geschlossenen Augen machte ihn hilflos. Die Liebe, die er in diesem Moment empfand, füllte ihn ganz und gar aus, besetzte sein Denken, sein Empfinden, seine Sinne.
Es kostete ihn alle Mühe, sich zurückzuhalten.
Er betrachtete sie im Silberlicht, flüsterte: »Oh, wie sehr ich dich liebe.«
Dann setzte er seine Fingerspitzen auf ihre Kopfhaut, ließ sie hin und her wandern, mal mit etwas weniger, mal mit etwas mehr Druck.
Seine Hände strichen über ihre Ohren, legten sich warm und sanft darüber, glitten weiter über den Hals, massierten die Schultern, strichen über die Oberarme.
Amber stöhnte leise auf. Ralph wusste, dass dieses Stöhnen nicht der Leidenschaft, sondern dem Behagen entsprang. Und sosehr er sie auch begehrte, er hielt sich zurück. Er wollte ihr gut tun, nichts mehr. Er wollte sie streicheln, liebkosen, verzärteln …
Da nahm sie seine Hand und legte sie fest auf eine ihrer Brüste.
Er ging um den Sessel herum, öffnete ihr Kleid und ließ es über ihre Schultern gleiten. Dann zog er sie hoch, streifte das Kleid über die Hüften, streifte ihr auch das Höschen ab, bis sie nackt im Silberlicht stand.
»Du siehst aus wie eine griechische Statue«, sagte er voller Bewunderung.
Amber lachte leise. »Ich bin keine Statue, Ralph. Ich bin eine Frau aus Fleisch und Blut. Und im Augenblick ist dieses Blut ziemlich heiß.«
Ralph
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