Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
nach Rembrandts Tod in Amsterdam gelebt hatte.
Als ich endlich nicht mehr so verquollen aussah, gingen wir gemeinsam ins Wohnzimmer, um nachzusehen, was die anderen so trieben.
Jack und Milo spielten den Rest der Nacht auf der Xbox, doch das störte niemanden. Meine Niedergeschlagenheit entging Mae nicht. Sie kuschelte sich zu mir auf die Couch.
Die Zeit verging erheblich schneller, als mir lieb war. Ehe ich wusste, wie mir geschah, ging die Sonne auf, und Jack fuhr mich wieder nach Hause. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte er wahrscheinlich gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Aber ich wollte nicht reden. Ich wollte nicht einmal nachdenken.
Kapitel 11
Mir blieben nur noch neun Tage Ferien, und Jack konnte nicht einmal eine blöde SMS beantworten. Ich wollte mir nicht noch eine Nacht in der stickigen Hitze unserer Wohnung um die Ohren schlagen. Um ihr zu entkommen, hatte ich mich mächtig gestylt und sah tatsächlich sexy aus, zumindest für meine Verhältnisse. Wer so gut aussah, konnte einfach nicht zu Hause bleiben.
Drei SMS und eine Stunde später hatte ich immer noch nichts von Jack gehört. Ich rief ihn an.
» Alice « , sagte Jack. Er klang nicht besonders glücklich. Das war kein guter Anfang.
» Jack. «
» Was kann ich für dich tun? « , fragte er. Im Hintergrund hörte ich jemanden reden. » Warte mal. « Ehe ich etwas sagen konnte, legte er die Hand auf die Muschel. » Nein! « , hörte ich ihn dumpf. » Kannst du nicht noch warten? Ich telefoniere. Ist mir egal! Warte bitte! «
» Jack, was ist denn los? « Ich dachte, ich hätte Milo im Hintergrund rufen gehört. » Stimmt etwas nicht? «
Jack war wieder am Handy. » Nein, alles in Ordnung. « Er klang wütend. » Alice, es ist jetzt wirklich ziemlich ungünstig. Kann ich dich später zurückrufen? «
» Wann denn später? «
» Ich weiß nicht. « Er knurrte und rief dann: » Nein! Hör auf damit! Du kannst doch wohl eine Sekunde warten … « Er schnaubte wütend und sprach dann wieder zu mir: » Alice, es tut mir leid. Ich muss aufhören. Ich rufe dich später an. «
» In Ordnung, ist gut. « Ich hatte kaum das Wort » gut « gesagt, da war er schon weg. Er hatte sich nicht einmal verabschiedet.
Ich warf mich aufs Bett, obwohl mir klar war, dass ich damit meine Frisur ruinierte. Meine Nägel waren frisch lackiert, in einem dunklen Lilaton, und ich hatte ein todschickes, tief ausgeschnittenes Top aus dem Schrank geholt. Ganz zu schweigen von meinem einzigen Paar Stöckelschuhen, die einfach umwerfend aussahen, mich allerdings beim Gehen umbrachten. Das melodramatische Make-up um die Augen würde sich unter Tränen in etwa fünf Sekunden in Wohlgefallen auflösen.
Nach einer stürmischen Romanze mit zwei Vampiren hatte sich mein Leben darauf reduziert, auf einen Anruf zu warten. Ich machte mich schick und wusste dann nicht, wohin mit mir.
Mein Handy, das ich noch in der Hand hielt, vibrierte. Meine angeblich beste Freundin Jane hatte mir eine SMS geschickt. Nachdem ich von Jack etwa zum hundertsten Mal in dieser Woche einen Korb erhalten hatte, konnte wenigstens Jane gute Nachrichten bieten.
Bei Andrew Sullivan steigt eine Riesenparty. Ich fahre hin. Kommst du mit?
Mein erster Reflex war, das Angebot abzulehnen, doch dann nahm ich es als Zeichen. Erst vor wenigen Tagen hatte ich Ezra gefragt, ob ich vielleicht doch besser mein altes Leben wieder aufnehmen sollte. Jack ließ mich immer mehr hängen, aber Jane wollte mich mitnehmen in die richtige Welt. Mein Weg lag deutlich vor mir.
Klar. Ich bin sogar schon fertig. Wann kannst du hier sein?, antwortete ich.
Zwanzig Minuten?, schrieb Jane zurück.
Super. Bis dann.
Ich rollte mich aus dem Bett und lief ins Bad, um mich noch einmal im Spiegel zu begutachten. Ein letzter Blick sagte mir, dass noch etwas fehlte. Dieses gewisse Etwas, das schrie: » Jetzt lassen wir’s krachen! «
Ich raste zurück in mein Zimmer und sorgte für den Feinschliff: Ich griff nach dem grelllila Tanga, den Jane mir beim Shoppen aufgeschwatzt hatte, » nur für den Fall « , dass Jack je … na ja, nicht, dass so etwas jetzt noch zu erwarten war.
Als Jane mit dem Auto ihres Vaters vorfuhr, dröhnte Musik von Moby in einer Lautstärke aus dem Wageninnern, dass die Lautsprecher eigentlich schon lange hätten implodieren müssen. Das ganze Auto roch nach Janes Erdbeer-Lipgloss. Mit einem exaltierten » Hey, Kleine « bot sie ihn mir an, und ich bediente mich.
Jane sah fantastisch aus. Sie
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