Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
«
» Das stimmt. « Ich schluckte.
» Wie du vielleicht schon bemerkt hast, beansprucht ein frisch verwandelter Vampir eine Menge Zeit und Energie « , fuhr Ezra fort. » Wir alle müssen uns viel um ihn kümmern und ihm bei der Eingewöhnung helfen. Wir hatten ursprünglich geplant, dich zu verwandeln, wenn du meinst, dass Milo das verkraftet. « Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Mein Herz pochte schmerzhaft. » Aber seine Verwandlung hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. «
» Wie meinst du das? « , fragte ich.
» Milo braucht im Moment viel Zuwendung, und das wäre bei dir nach der Verwandlung nicht anders « , erklärte Ezra. » Es wäre schwierig und euch beiden gegenüber nicht fair, wenn wir zwei sehr junge Vampire gleichzeitig im Haus hätten. Jack ist noch nicht erfahren genug, um die Verantwortung für euch beide zu übernehmen. «
» Oh. « Mir fiel kein Gegenargument ein. Ich starrte vor mich hin.
» Das wird nicht immer so sein « , fügte Ezra rasch hinzu. » Wir verschieben alles nur ein wenig. Wir kehren einfach zum ursprünglichen Zeitplan zurück. «
» Warte mal. Zum ursprünglichen Zeitplan? Du meinst … Du meinst in ein oder zwei Jahren? «
» Auf die Art kannst du deinen Highschool-Abschluss machen « , sagte Ezra.
» Die Highschool ist mir völlig egal! « , blaffte ich ihn an.
» Ich weiß « , seufzte Ezra. » Aber eine Ausbildung ist wichtig. «
» Warum wird das nur alles immer komplizierter? « Tränen stiegen mir in die Augen. Ich kämpfte nicht einmal dagegen an. Ezra hatte sicher gewusst, dass ich mich so aufregen würde, und es mir deshalb unter vier Augen mitgeteilt.
» Ich weiß auch nicht. « Er kam zu mir, setzte sich neben mich auf das Sofa und legte mir eine Hand auf den Rücken. » Es tut mir leid für dich, Alice. Wirklich. Bis es so weit ist, kannst du so viel hier sein, wie du willst. «
» Ja, natürlich. Als käme Milo im Moment damit klar. Oder Peter, falls er je wieder zurückkommt. «
» Milo wird sich bald so weit beruhigt haben, dass du dich hier aufhalten kannst, so viel du willst « , versicherte mir Ezra. Doch mir fiel auf, dass er Peter nicht erwähnte.
» Kann ich dich etwas fragen? « Ich sah ihn direkt an. » Glaubst du … dass ich jemals ein Vampir werde? Ich meine, ist das für mich überhaupt das Richtige? Oder wäre es vielleicht besser, wenn ich mein Leben weiterlebe und so tue, als wäre ich euch nie begegnet? «
» Das kann ich nicht für dich beantworten, Alice. « Seine tiefe Stimme klang traurig. » Ich habe dir immer gesagt, dass du tun musst, was am besten für dich ist, unabhängig von dem, was wir meinen. Und wenn du glaubst, das Vampirleben ist nichts für dich, dann ist das eben so. «
» Aber ich habe keine Ahnung, was am besten für mich ist. « Ich verschränkte die Arme auf den Knien und vergrub mein Gesicht darin. Dass Ezra mich weinen sah, war mir peinlich.
» Ich glaube, du weißt es. « Er strich mir über den Rücken. Seine Hand fühlte sich stark und sanft an. Nachdem ich eine Weile geweint hatte, riss ich mich zusammen und hob den Kopf. Ich wischte mir die feuchten Wangen ab, strich die Haare aus dem Gesicht und atmete ein paarmal tief ein. Immerhin, sagte ich mir, war das nicht das Ende der Welt – aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
» Wissen sie es schon? « , fragte ich und dachte daran, wie fröhlich Mae und Jack gewesen waren.
» Jack hat gestern Abend deine Verwandlung angesprochen, aber ich bin ihm ausgewichen « , sagte Ezra. » Nein, ich habe weder ihm noch Milo etwas gesagt. «
» Sagst du es ihnen noch? «
» Du kannst es ihnen sagen, wenn du möchtest. Oder ich mache es oder auch wir beide. Wir können es jetzt tun oder nächste Woche. Was dir am liebsten ist. « Er wischte sich das Haar aus der Stirn und sah aus dem Fenster. » Ich weiß, sie werden beide nicht gerade begeistert sein. «
» Heute Abend nicht mehr « , entschied ich.
Es hätte mich überfordert, Jack traurig oder wütend zu sehen. Es reichte schon, wenn es mir dreckig ging.
» Das ist verständlich. «
» So kann ich sowieso nicht zu den anderen, sonst merken sie gleich, dass etwas nicht stimmt « , sagte ich und strich mir das Haar glatt.
» Weißt du, was dich aufheitern würde? « , fragte Ezra und stand auf. » Ein Blick in eins meiner Lieblingsbücher.« Er zog einige Bände aus dem Regal und erläuterte mir anschließend das Gemälde an der Wand. Es hatte ihm immer am Herzen gelegen, weil Ezra kurz
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