Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
fragte Jack.
» Ich weiß es nicht! «
» Ich hole dich ab! « , sagte Jack kurz entschlossen.
» Woher weißt du denn, wo ich bin? Ich weiß es ja selber nicht! « Ich ging gerade die Treppe hinunter. Dabei stolperte ich gegen das Geländer und ließ das Handy fallen. Als ich es wieder aufhob, brüllte Jack panisch: » Hallo, hallo! «
» Jack? «
» Alice! Geh aus dem Haus! «
Ich kämpfte mich durch das Gewühl von Menschen. Jack sagte etwas, aber ich konnte ihn erst wieder hören, als ich es durch die Haustür nach draußen geschafft hatte.
» … sieh dich um « , sagte er gerade.
» Was soll ich? « , fragte ich. Ich dachte schon, es sei eine Art Zaubertrick und Jack würde schon auf mich warten. Doch so war es leider nicht.
» Bist du draußen? «
» Ja, ich bin draußen. Wo sind nur meine Schuhe? «
» Siehst du ein Straßenschild? Ein markantes Gebäude? Etwas, das uns verrät, wo du bist? « , fragte Jack.
» Äm … « Ich suchte die Gegend ab. Von der Autobahn her hörte ich den Verkehr, und eine Seitenstraße weiter sah ich ein großes Werbeschild. » Ich glaube, ich bin in der Nähe der 494 bei einem Werbeschild für den Sender 93X. Hilft dir das? «
» Ja, damit kann ich was anfangen. « Jack klang erleichtert. » Du bleibst, wo du bist. Ich bin in einer Minute bei dir. «
» Okay. « Ich nickte, obwohl er das ja gar nicht sehen konnte.
» Ruf mich an, wenn es nötig ist. Aber ich bin gleich bei dir « , versicherte er mir.
» Okay « , wiederholte ich. Er beendete das Gespräch.
Ich hätte ihm sagen müssen, dass ich gar nicht in Gefahr war. Jedenfalls nicht in unmittelbarer Gefahr – aber immerhin war ich sturzbetrunken und saß ohne Schuhe irgendwo in der Großstadt allein auf der Straße.
Wenige Minuten später fuhr Jack mit dem Lamborghini vor, den er immer nahm, wenn er es eilig hatte. Er hielt genau vor mir und sprang aus dem Auto. Die Tür ließ er offen.
» Alles in Ordnung? « Jack ging vor mir in die Hocke und strich mir das feuchte Haar aus den Augen.
Meine Augen waren verheult, auf meinem todschicken Top prangten Bierflecken, die Füße waren schmutzig, doch alles in allem ging es mir gut.
» Ich glaube schon. «
» Du bist betrunken « , sagte Jack anklagend.
» Ich glaube schon. «
» Okay. Bringen wir dich nach Hause. « Er stand auf und zog mich an den Händen hoch. Ehe wir ins Auto stiegen, sah er mich noch einmal von oben bis unten an, nur um sicherzugehen, dass ich nicht doch verletzt war. Sein Blick wurde hart, und die Hand, mit der er mich festhielt, sehr kalt. » Deine Hose ist offen. «
» Was? « Ich sah an meiner Jeans hinunter. Ich konnte mich nicht erinnern, sie aufgemacht zu haben. Dann fiel mir wieder ein, dass ich oben mit Jordan rumgemacht hatte. » Oh. Ja. Das. Ich habe nichts gemacht. «
» Du hast nichts gemacht? « Jack ließ meine Hand los und sah mich streng an.
» Nein, hab ich nicht. Na ja, ein bisschen knutschen, mehr nicht. Völlig harmlos. « Ich zog den Reißverschluss zu, als mir etwas einfiel. » Ich habe einen lila Tanga an. «
» Du hast einen lila Tanga an? « Jack zog eine Augenbraue hoch, doch in meinem Zustand konnte ich unmöglich erkennen, was in ihm vorging.
» Ja. Willst du mal sehen? « , bot ich ihm an.
» Steig einfach ein « , sagte Jack, durchaus nicht unfreundlich, und ging um das Auto herum zum Fahrersitz.
» Tut mir leid « , murmelte ich. Als ich einstieg, lief mir eine Träne über die Wange. Ich wischte sie weg, ehe er sie bemerkte.
» Was hast du da gemacht, als ich dich angerufen habe? « Er fragte es mit unbewegter Stimme, fuhr jedoch mit quietschenden Reifen los, und seine Hände umklammerten das Lenkrad. Ich sank tiefer in den Sitz.
» Er hat mir dauernd nachgeschenkt. Ich erinnere mich nicht mehr so richtig. Ich weiß nicht mal mehr, wie ich in das Zimmer gekommen bin. Aber als ich gemerkt habe, was Sache war, war gleich Schluss, und da hast du zufällig gerade angerufen. « Ich wickelte eine Haarsträhne auf und schüttelte den Kopf. » Ich weiß gar nicht, warum ich dir das erklären soll « , sagte ich. » Heute Abend warst du ja sogar zu beschäftigt, um mit mir zu reden. Ist ja nicht meine Schuld, dass du mich ausgerechnet mit deiner Gegenwart beglückst, wenn ich einmal was unternehme. «
» Oh, natürlich. Weil ich nichts anderes zu tun habe, als wilde Partys zu feiern « , spottete Jack.
» Ich war es einfach leid, in dieser dummen Wohnung herumzusitzen und auf dich zu warten! « ,
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