Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
nachgeschenkt hatte.
Er kannte mich noch nicht einmal eine halbe Stunde, und in dieser Zeit hatte er nichts anderes getan, als über Lil Wayne zu reden und mich abzufüllen.
Ich hatte schon vorher immer mal wieder Alkohol getrunken. Mindestens zweimal war ich ziemlich beschwipst gewesen, nachdem ich mit Jane Obstliköre getrunken hatte, aber noch nie hatte ich mich richtig betrunken. Anders als Jane.
Daher war es keine große Überraschung, dass mich fünf Gläser Wodka nahezu außer Gefecht setzten.
In der einen Minute unterhielt ich mich noch mit Jordan. Mir war ein bisschen warm und ich fühlte mich ganz leicht, doch ich hatte mich noch völlig im Griff. Doch in der nächsten Minute war plötzlich alles anders. Ich wollte den Arm heben und hob stattdessen den Fuß. Ich wollte einen Schritt tun und rannte stattdessen gegen den Küchenschrank. Ich wiederholte mich, was ich wohl merkte, aber ich konnte mich einfach nicht mehr daran erinnern, was ich in der Sekunde davor gesagt hatte.
Ein paar Sachen weiß ich noch: Ich saß in der Küche und quasselte auf Jordan ein, der mich schließlich unterbrach, weil es offensichtlich war, dass ich völlig von der Rolle war. Ich schrie ihn an, doch er lachte nur. Ein Mädchen mit einem Bustier wollte mit mir knutschen. Jemand warf einen Fußball, der mich am Kopf traf. Ich lief gegen eine Wand. Da waren so viele Stufen, dass ich nicht wusste, wie ich hinaufkommen sollte. Jane erklärte, ich sähe hübsch aus, aber sie ließ sich von einem hässlichen Typ mit Lockenhaar begrapschen. Ich stolperte und stützte mich auf Jordan, dem das nichts auszumachen schien.
Das Nächste, woran ich mich deutlich erinnere, war ein verdunkeltes Zimmer. Ich weiß, dass ich die ganze Zeit bei Bewusstsein war, aber dort hatte ich das Gefühl, als wachte ich gerade auf.
Plötzlich lag ich im Bett und machte mit jemanden herum, der unglaublich gut roch, wahrscheinlich Jordan. Wir küssten uns leidenschaftlich, und seine Finger zogen gerade am String meines grelllila Tangas. Da merkte ich, was hier eigentlich los war.
Mit oder ohne Vampire – ich hatte nie vorgehabt, meine Jungfräulichkeit an einen Typen zu verlieren, der Mädchen mit Alkohol gefügig machte. Einen Augenblick zuvor hatte ich die Knutscherei noch gut gefunden, doch plötzlich war das alles völlig daneben.
Bevor ich überhaupt etwas unternehmen konnte, vibrierte es in meiner Tasche.
» Du vibrierst. « Jordan hörte kurz auf, mich zu küssen, und ich nutzte die Gelegenheit.
» Mein Handy « , murmelte ich.
» Geh nicht dran. « Er hielt meine Hand fest, doch ich schüttelte ihn ab und stand auf. Der Boden schwankte unter mir, doch zumindest hatte ich irgendwann die Schuhe ausgezogen, sodass ich einigermaßen sicher stehen konnte.
» Ich muss rangehen « , sagte ich. Es war eine gute Entschuldigung, ihm zu entkommen. Ohne nachzusehen, wer es war, sagte ich: » Hallo? «
» Alice? « Jack klang verwirrt. Schon der Klang seiner Stimme ließ mein Herz hüpfen. Meine Erleichterung, kombiniert mit dem übermäßigen Alkoholkonsum, brachte mich zum Heulen.
» Jack! « , kreischte ich. » Jack! Ich bin ja so froh, dass du anrufst! Oh Jack! « Ich suchte im verdunkelten Zimmer nach einer Tür, stolperte aber nur gegen Möbelstücke. » Verdammt noch mal! Warum ist es hier so dunkel? «
» Komm doch einfach wieder ins Bett. « Das war Jordans hilfreicher Vorschlag.
» Ich will aber hier raus! Wo ist die blöde Tür? « , schluchzte ich. Die Tränen strömten mir mittlerweile nur so über die Wangen.
» Was ist denn da los? « , fragte Jack. Er klang besorgt, was logisch war, da ich flennte und behauptete, im Dunkeln eingesperrt zu sein. In Wirklichkeit war ich einfach nur zu betrunke n, die Tür zu finden. » Alice? Ist bei dir alles in Ordnung? «
» Nein! « Ich stampfte mit dem Fuß auf. » Ich will hier raus! «
» Ich mache dir die Tür auf! « , sagte Jordan. Plötzlich erhellte dort, wo die Tür war, ein Lichtstreifen das Zimmer.
» Danke! « Ich lächelte ihn im Vorbeigehen an, doch er nickte nur. Sobald klar war, dass bei mir nichts mehr zu holen war, hatte er jegliches Interesse verloren.
» Alice! « , versuchte Jack meine Aufmerksamkeit wiederzuerlangen. » Was ist denn los? Geht es dir gut? «
» Ich weiß nicht! « Ich versuchte, die laute Musik und das Gejohle im Hintergrund zu übertönen. Ich hielt mir das freie Ohr zu, damit ich ihn besser hörte, aber er war immer noch sehr leise.
» Wo bist du? « ,
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