Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
die nächstgelegene Straßenlaterne nicht brannte, war es dafür, dass wir uns im Stadtzentrum von Minneapolis befanden, gespenstisch dunkel. Jack drückte kurz meine Hand. Ich spürte, dass seine Temperatur leicht anstieg.
Er nickte zu einer großen schwarzen Tür hin. Milo zog eine Augenbraue hoch und öffnete sie.
Die Tür führte in einen engen Gang, der vom matten Schein einer roten Glühbirne erhellt wurde. Zwei bullige Türsteher versperrten uns den Weg, nickten dann aber Jack und Milo zu. An der Art, wie sie mich ansahen, als ich an ihnen vorbeiging, merkte ich, dass sie Vampire waren. Ich ging rasch weiter.
Am Ende des engen Flurs führte eine steile Betontreppe in ein schwarzes Loch. Die rote Glühbirne an der Haustür war auch hier die einzige Lichtquelle.
Wir stiegen hinab in die völlige Dunkelheit. Für die meisten Besucher war das kein Problem, doch mit meinen schwachen menschlichen Augen fehlte mir jegliche Orientierung, und ich hielt mich krampfhaft an Jack fest.
Ich hörte das dumpfe Pulsieren von Technomusik. Jack flüsterte uns zu, wir seien nun im richtigen Stockwerk, doch ich konnte immer noch nichts sehen. Ein Stückchen weiter öffnete Jack eine Tür. Kühles blaues Licht umfing uns, und von den Wänden hallte die hämmernde Musik wider.
Obwohl wir im Keller sein mussten, war der Raum über der Tanzfläche unglaublich hoch. Fünfhundert oder noch mehr Leute tanzten wild durcheinander. Schlanke Arme wirbelten durch die Luft, und wohlgeformte Körper bewegten sich elegant und rhythmisch zur Musik. Nie hatte ich so anmutige Bewegungen gesehen.
An der Hinterseite des Raums verlief eine lange Bar aus Metall. Die Flaschen, die dort aufgereiht waren, ließen vermuten, dass es sich tatsächlich um eine Bar mit alkoholischen Getränken für Menschen handelte. Mehrere attraktive Männer und Frauen schenkten aus. Die Barhocker waren alle besetzt, und schwitzende Menschen warteten darauf, bedient zu werden.
Ich drehte mich nach Milo um, doch der war bereits auf der Tanzfläche verschwunden. Jack grinste und zog mich ebenfalls mit sich in die tanzende Menge.
Die Leute um uns herum waren unglaublich schön. Ein Mädchen mit weißblondem Kurzhaarschnitt lächelte mich an. An ihrem Hals fielen mir verblassende Bissnarben auf.
Jack bewegte sich voller Anmut. Ich versuchte, meine Bewegungen den seinen anzupassen. Seine Hände hielten mich die ganze Zeit nah bei sich, und ich war einfach nur glücklich. Seine Augen leuchteten im blauen Licht, und seine gute Laune wirkte ansteckend. Das schnelle Tempo unserer Bewegungen und Jacks Nähe ließen mein Herz rasen.
Andere Tänzer stießen mit mir zusammen, und mir kam es fast so vor, als griffen sie nach mir, doch das bildete ich mir sicher nur ein. Dann spürte ich einen kurzen Schmerz. Jemand hatte mich im Genick gekratzt. Jack erstarrte.
Der Kratzer war zum Glück nicht so tief, dass es blutete. Jack legte den Arm um mich. Als ich mich umsah, merkte ich, dass sich die Menge langsam um uns schloss.
Jack führte mich von der Tanzfläche in einen Gang und dann in einen anderen Raum. Jemand ließ die Fingerspitzen leicht über meinen Arm gleiten, beinahe liebkosend. Ich sah mich um und erwartete, dass derjenige, der mich berührt hatte, schon wieder in der Menge verschwunden war. Doch er stand nur da. Er tanzte nicht, sondern stand nur reglos da und starrte mich an.
Er hatte dichtes, nach hinten gegeltes Haar. Seine Augen waren unergründlich schwarz. Er warf mir ein verführerisch bösartiges Lächeln zu.
Ich erstarrte, wie in Trance, doch Jack zog mich weiter. Als ich wieder zu mir kam, gelang es mir, den Blick abzuwenden. Meine Lungen brannten und erinnerten mich daran, dass ich wieder atmen musste.
Das Licht wechselte zu einem matten Rot und hier war es nicht so voll. Wir gingen durch den Gang in den nächsten Raum, in dem gedämpfte Musik lief.
Dieser Raum war kleiner als der letzte und erinnerte mehr an eine Kneipe oder ein Café als an eine Disco. Es gingen mehrere Türen und dunkle Flure davon ab. Weiche Sofas füllten den Raum.
In der Ecke befand sich eine kleine Bar, hinter der ein Barkeeper bediente. Da hier keine Flaschen an der Wand zu sehen waren, vermutete ich, dass es sich um eine Bar der anderen Art handelte.
Auf der uns am nächsten stehenden Couch fläzte sich eine unglaublich schöne Frau. Ihre Lederkleidung war so eng, dass ich dachte, sie könne sich bestimmt nicht bewegen. Auf ihrem Schoß hatte sich ein hübsches Mädchen
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