Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
hatte mich gefragt: Wofür?
Nun tat es mir leid, dass ich es nicht laut ausgesprochen hatte. Denn Jack trainierte Milo für einen Kampf. Mein Magen rebellierte.
» Trainiert dich Jack für den Kampf gegen Peter? «
Milo machte rasch einen Rückzieher. » Nein, nein « , sagte er. » Nicht für den Kampf gegen Peter. Es geht nicht darum, dass ich ihn aufstöbere und mich mit ihm duelliere. Jack macht sich nur Sorgen, weil er nicht weiß, wie Peter mich behandeln wird, wenn er zurückkommt. Falls er etwas vorhat … du weißt schon, mit dir … « Einen Moment lang wusste er nicht, wie er weitermachen sollte. Plötzlich erhaschte ich wieder einen Blick auf den schüchternen Jungen, der er gewesen war. » Jack will uns beide schützen. Das ist doch keine schlechte Sache. «
» Vielleicht nicht « , sagte ich, doch mein Magen verkrampfte sich weiter. » Trotzdem gefällt es mir nicht. «
» Dir gefällt doch gar nichts. « Milo rollte sich an den Rand des Bettes und sprang auf. » Jane braucht aber wirklich lange. Komm, wir gehen schon mal vor und simsen ihr, wo sie hinkommen soll. «
» Es ist aber zu weit zu laufen. «
» Was glaubst du denn, wie ich hergekommen bin? Auf einem Besen? « Er schnippte mit den Fingern. » Ich habe Maes Auto genommen. «
» Aber du kannst doch gar nicht fahren! « , sagte ich. » Du hast erst eine Fahrstunde gehabt, und den Führerschein hast du auch nicht! «
» Immer mit der Ruhe! « Milo hielt beide Hände in die Höhe. » Jack hat es mir beigebracht. Ich bin nicht mehr der gleiche sechzehnjährige Milo. Bald habe ich einen Führerschein, in dem steht, dass ich achtzehn bin. Akzeptiere es einfach. «
» Aber heute hast du keinen Führerschein! «
» Alice! Du bist doch die Lockere von uns beiden! «
» Das war ich nie. «
» Naja, zumindest bist du die Unvernünftige. « Er deutete in die Küche. » Ich meine, wann hast du das letzte Mal abgewaschen? Du gehst ins Bett, wenn die Sonne aufgeht. Da kannst du doch mit mir ein bisschen mit dem VW herumfahren. Leb doch mal! «
» Okay! Na gut! « , gab ich nach. Kopfschüttelnd schnappte ich mir mein Handy und ging hinter ihm aus dem Zimmer. » Ich schreibe Jane auf dem Weg eine SMS . Gehen wir. «
Kapitel 18
Milo wollte seinen neuen Sexappeal zur Schau stellen. Sein Leben lang war er gehemmt und linkisch gewesen, daher hatte er einiges nachzuholen. Der Ort, der sich dafür am besten anbot, war eine Schwulendisco in einer Seitenstraße der Hennepin.
Die Aussicht, nicht weit von der Vampirdisco im Stadtzentrum tanzen zu gehen, begeisterte mich nicht sonderlich. Aber da es eine Disco für Menschen war, hielt ich es für einigermaßen sicher. Außerdem hatte ich Milo bei mir, der mich beschützen würde, falls es nötig war.
Jane stand nicht gerade auf Schwulendiscos, besuchte aber hin und wieder eine, weil man dort trinken und tanzen konnte und die Schwulen sie immer toll fanden.
Da es Jane aber am wichtigsten war, angebaggert zu werden, war sie nicht gerade begeistert. Trotzdem erklärte sie sich einverstanden, sich mit uns dort zu treffen. Wir warteten draußen vor dem Eingang auf sie, da sie ohne Milo wahrscheinlich nicht hineingekommen wäre. Wir hatten zwar keine gefälschten Personalausweise, doch ich bezweifelte, dass der Türsteher Milo widerstehen konnte. Meine Zeit mit Jack hatte mich gelehrt, dass man mit so einem Aussehen einfach mit allem durchkommt.
Wir standen auf dem Parkplatz neben der Disco. Das Parken allein kostete schon fünfundzwanzig Dollar, doch Milo konnte es sich ja nun leisten.
Mehrere sehr gut aussehende und jede Menge nicht besonders gut aussehende junge Männer lächelten Milo bewundernd an, als sie auf dem Weg in die Disco an uns vorbeikamen. Milo nahm es mit hochrotem Kopf zur Kenntnis.
Jane traf eine Viertelstunde später ein. Ich saß auf der Metallabsperrung und experimentierte gerade mit Riesenkaugummiblasen. Wenn ihre Stöckelschuhe nicht so geklappert hätten, hätte ich Jane wohl gar nicht bemerkt.
» Milo! « , rief Jane atemlos.
Ich ließ meine Kaugummiblase platzen, um Jane besser zu sehen. Sie war buchstäblich mitten auf der Straße stehen geblieben und starrte meinen Bruder kopfschüttelnd und mit offenem Mund an. Milo lachte verlegen.
» Jane, komm besser von der Straße runter « , sagte ich, als ein Taxi um die Ecke bog und auf sie zuraste. Erst als der Fahrer hupte, setzte sie sich langsam in Bewegung.
» Milo Bonham, so wahr ich hier stehe « , sagte Jane und strahlte
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