Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
nicht mit überraschender Leichtigkeit aufgefangen hätte.
» Stimmt was nicht? « Milo hielt mich am Arm fest.
» Er ist hier! « , rief ich.
» Wer? « Milo suchte die Tanzfläche ab.
Ehe ich antworten konnte, knurrte er wütend. Er hatte Lucian und Violet entdeckt. Seine Augen verengten sich, die Pupillen wurden groß, und ich konnte beobachten, wie er sich innerlich für den Angriff wappnete. Es hatte etwas unglaublich Urtümliches und Furchterregendes an sich.
» Milo! « , brüllte ich, denn er schloss seine Hand so stark um meinen Arm, dass es wehtat. Sein Blick wanderte zu mir.
» Wir müssen raus hier « , sagte Milo. Hinter seinem neu erlangten Selbstbewusstsein und seiner Kraft spürte ich echte Angst.
Noch immer meine Hand haltend, sprang er vom Podest. Aus der Menge kamen ein paar enttäuschte Buhrufe, als er verschwand. Wir waren schon fast an der Tür, als ich Jane mit einem der Mädchen in ihrem lesbischen Sandwich knutschen sah. In der Panik hätte ich sie fast vergessen.
Ich überlegte, ob ich sie zu ihrer eigenen Sicherheit zurücklassen sollte, da die Vampire hinter uns her waren. Doch für den Fall, dass sie Jane mit uns hatten kommen sehen, packte ich sie vorsichtshalber an der Hand. Ich dachte schon, sie würde mich abschütteln, doch Milo zog uns hinter sich her, und da er ohne Hemd eine beeindruckende Erscheinung abgab, folgte sie uns.
Milo zerrte uns nach draußen. Ich stolperte über meine eigenen Füße und wollte Jane schon loslassen, doch Lucian hatte sie bereits entdeckt.
» Wozu die Eile? Ich breche mir noch die Knöchel « , rief Jane.
» Gib Gas! « , antwortete Milo.
Er machte so ausladende und schnelle Schritte, dass ich nicht mithalten konnte und stürzte. Er ließ mir keine Zeit, mich um mein aufgestoßenes Knie zu kümmern, sondern riss mich so heftig auf die Füße, dass er mir fast den Arm ausriss .
» Milo! Du kugelst mir die Schulter aus! « , jammerte ich.
» Die Schulter lässt sich wieder einrenken « , knurrte Milo mit geblähten Nasenlöchern. » Verdammt, Alice. Du blutest. «
» Das ist deine Schuld. « Eine breite Schramme zog sich über mein Knie. Das Bein tat beim Laufen höllisch weh, dabei war ich sowieso schon langsam. Ich sah mich um, weil ich Lucian direkt hinter uns vermutete, doch auf dem Gehweg waren nur andere Discobesucher zu sehen. » Sie sind nicht hinter uns. «
» Dann sind sie vor uns. « Milo hielt so abrupt an, dass ich fast wieder hinfiel. Ich hatte keine Ahnung, was er da redete.
» Was zum Teufel ist denn los? « , wollte Jane wissen. Ihre Stimme klang fast panisch.
» Wir müssen schnell zum Auto. « Milo warf mich über seine Schulter. Ich keuchte überrascht, wehrte mich aber nicht. » Jane, beeil dich. Sonst muss ich dich zurücklassen. «
» Was willst du … « Ehe sie den Satz beenden konnte, war er schon losgerannt, noch schneller als zuvor. Jane zog er an der Hand hinter sich her.
Milo sprang über die Metallabsperrung zum Parkplatz, und Jane kletterte weniger elegant hinterher. Er sah sich auf dem Parkplatz nach den beiden Verfolgern um. Ich spürte seine stoßweise Atmung. Da die Anstrengung ihm noch nicht den Atem geraubt haben konnte, vermutete ich, dass er gegen den Geruch meines Blutes ankämpfen musste. Wenn Milo mich vor Lucian rettete, hieß das noch lange nicht, dass er mich auch vor sich selbst retten konnte.
Wir waren schon fast am Auto, und ich dachte, wir hätten es geschafft, als unvermittelt Lucian vor uns auftauchte. Er lehnte an der Fahrertür des Jetta und grinste uns an. Milo hielt mich jetzt so fest, dass es schmerzte. Ich hatte zu viel Angst, um mich zu beschweren.
» Wer ist das? « , fragte Jane fast ehrfürchtig. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wären wir wohl nicht vor den beiden davongelaufen.
» Hau ab « , rief Milo Lucian zu.
» Weißt du, du hast es geschafft, ihren Duft freizusetzen « , erklärte Lucian. » Das ist ähnlich wie bei Haien. Man gibt Blut ins Wasser, um sie anzulocken. Das macht sie ganz verrückt. Wusstest du das? «
» Hau einfach ab « , zischte Milo mit zusammengebissenen Zähnen.
» Wie geht es dir denn im Moment? Auch ein bisschen wild drauf? « Lucian trat einen Schritt vom Auto weg, auf uns zu, und Milos Körper spannte sich an wie eine Feder.
» Ich setze dich jetzt ab, und dann steigt ihr schnell ins Auto. « Milo kramte in der Tasche nach dem Autoschlüssel. Ich klammerte mich an ihn, weil ich ihn nicht verlassen wollte .
» Violet lungert auch hier
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