Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
nichts Besseres zu tun. «
» Was springt für mich dabei heraus? « Ich drehte mich wieder zu ihm um.
» Ein super Abend! « Milo nahm meine Hand und zog mich hoch. » Du musst dich beeilen. So verschwitzt, wie du aussiehst, kommst du wirklich in keine Disco! «
» Warte, warte, warte! « , widersprach ich, als er mich aus dem Bett zog. » Du bist jetzt ein Vampir. Glaubst du etwa, Jane merkt das nicht? «
» Die sieht mich doch gar nicht, und wenn doch, achtet sie nicht auf mich. Du erzählst ihr einfach, ich hätte einen Wachstumsschub gehabt « , erklärte Milo.
» Einen Wachstumsschub? « , fragte ich spöttisch.
» Du kennst doch Jane! Die hat nur ihr eigenes Aussehen im Kopf. Das geht schon in Ordnung. «
Er raste durchs Zimmer und hielt mir allerhand Klamotten an. Wenn ich mich zum Ausgehen fertig machte, achtete ich normalerweise darauf, was ich anzog, doch dies hier lief gegen meinen Willen. Am liebsten hätte ich meinen bequemen Schlafanzug anbehalten.
Als Milo der Ansicht war, dass ich mich in der Öffentlichkeit präsentieren konnte, betrachtete ich mich im Spiegel. Er hatte ein leichtes Kleid ausgewählt, das in der Hitze angenehm auf der Haut lag. Ich strich es glatt.
» Oh, keine Sorge, du siehst gut aus « , sagte Milo. » Aber was kümmert es dich eigentlich, wenn du sowieso nicht ausgehen willst? «
» Wenn ich schon mit dir und Jane ausgehe, brauche ich alle Unterstützung, die ich bekommen kann. « Beim Gedanken an Jane warf ich einen Blick auf die Uhr. » Sie hätte schon vor zehn Minuten hier sein müssen. Bist du sicher, dass sie kommt? «
» Alice, du kennst doch Jane. Sie kommt immer zu spät. «
Meine Niedergeschlagenheit war einer leichten Erregtheit gewichen. Ich wollte jetzt tatsächlich aus dem Haus, mich amüsieren und den Schulbeginn vergessen.
» Ist das das Buch? « , fragte Milo. Peters Buch lag auf meinem Nachttisch. Er blätterte es durch. » Oh ja, genau. Ha. «
» Was denn? « Ich drehte mich zu ihm um, weil ich mich fragte, was dieses » Ha « zu bedeuten hatte. » Was für ein Buch? «
» Das hier. « Er hielt es in die Luft.
» Ich weiß schon, aber was meinst du mit ›das‹ Buch? Woher weißt du überhaupt davon? « Ich hätte es ihm am liebsten aus der Hand gerissen, doch das wäre wohl unangebracht gewesen. Stattdessen machte ich mir am Saum meines Kleides zu schaffen.
» Das ist Peters Buch. Jack hat mir davon erzählt. « Er überflog eine Seite und vergaß offenbar unsere Unterhaltung. Als ich ihn fragte, was ihm Jack genau erzählt hatte, las er einfach nur weiter.
» Milo? « , wiederholte ich lauter. Da er immer noch nicht aufblickte, ging ich doch zu ihm und nahm ihm das Buch aus der Hand.
» Was soll das? « , wollte Milo wissen.
» Du hast mich wohl nicht gehört. « Ich ging einen Schritt zurück und fand es merkwürdig beruhigend, Abstand zwischen Milo und das Buch zu bringen. Betont locker klemmte ich mir die Haare hinter die Ohren. » Ich habe dich gefragt, was Jack erzählt hat. «
» Er hat gesagt, du hättest ein Buch, das Peter über Vampire geschrieben hat « , sagte Milo schulterzuckend.
» Das ist alles? «
Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt, und ich sah ein Flackern in Milos Augen. Ich wollte das Buch für mich haben, weil es das Einzige war, was mir von Peter geblieben war. Ich weiß auch nicht, warum mir das so wichtig war.
Beim Gedanken an ihn zitterte ich am ganzen Körper. Mir fiel nichts anderes ein, als das Buch in die oberste Schublade meiner Kommode zu stecken.
» Was soll denn das? « Milo klang angespannt. » Was ist eigentlich los? «
» Nichts. « Ich schloss die Schublade lautstark und ließ mir einen Augenblick Zeit, mich zu beruhigen, ehe ich mich wieder zu Milo umdrehte. » Es hat mit Peter zu tun. «
» Ich wünschte, ich hätte ihn kennengelernt. « Er klang jetzt sanfter. » Dann würde ich vielleicht verstehen, was dieses ganze Theater eigentlich soll. «
» Ich mache doch gar kein Theater. Oder? « Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich viel Aufhebens machte, oder zumindest war das nicht meine Absicht.
» Oh doch « , sagte Milo stirnrunzelnd. » Darum geht es ja bei Jacks ›Training‹ vorwiegend. « Er hatte um das Wort Training Gänsefüßchen in die Luft geschrieben. Ich wurde hellhörig.
Jacks Vokabular vom Vortag war mir aufgefallen, doch ich hatte eins und eins nicht zusammenzählen können. » Arsenal « , » Übung « und » Training « . Dinge, die Milo » beherrschen « musste. Ich
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