Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
helfen? Sollen wir den Notarzt rufen? «
» Ich glaube nicht, dass der ihn retten kann « , erwiderte Ezra.
» Aber genau wisst ihr es nicht! « Ich starrte Milo an. Abgesehen von dem vielen Blut sah er einfach nur aus, als schliefe er. » Ich rufe einen Krankenwagen! Wo ist mein Handy? «
Ich wollte mich auf die Suche machen, doch Jack ließ mich immer noch nicht los.
» Alice « , sagte Ezra. » Alice. «
» Warum unternehmt ihr denn nichts? « , schrie ich ihn an. » Wir müssen doch etwas tun! «
» Wir wollen es ja « , widersprach Ezra. » Aber Milo hat sich das Genick gebrochen und sein Schädel ist verletzt. Selbst wenn er überlebt, wird er wahrscheinlich einen Gehirnschaden davontragen und gelähmt sein. «
» Also lasst ihr ihn einfach sterben? « , fragte ich ungläubig.
» Das hat doch niemand gesagt « , sagte Mae. Ich drehte mich zu ihr um. Sie schien mit sich zu ringen.
» Wir könnten es mit dem Krankenhaus probieren « , sagte Ezra, der beobachtete, wie sich Milos Brustkorb sanft hob und senkte. » Oder … wir verwandeln ihn … «
» In einen Vampir? « Ich hielt die Luft an.
Jack ließ mich endlich los und trat einen Schritt zur Seite. Als ich den Blick von Milo losreißen konnte, sah ich, dass Jack Tränen in den Augen standen.
» Es tut mir so leid, Alice « , sagte er mit erstickter Stimme.
» Sein Herzschlag wird langsamer. « Ezra sah mich an. » Du musst eine Entscheidung fällen, Alice. Schnell. «
» Wenn er ein Vampir wird, dann wird er nicht sterben? « , fragte ich, überrascht darüber, dass ich überhaupt einen Ton herausbrachte. Mir fiel sogar das Atmen schwer.
» Nicht, wenn wir es rechtzeitig schaffen « , erwiderte Ezra zögernd. » Aber garantieren kann ich es nicht. Wenn er schon zu schwach ist, könnte ihn der Biss umbringen. «
» Du meinst, ihr wollt ihn retten, aber vielleicht tötet ihr ihn auch? « Der Raum begann sich zu drehen. Jack legte den Arm um mich.
» Es tut mir leid « , sagte Ezra nur.
» Ich kann es tun « , erbot sich Jack, der wusste, dass mir das die Entscheidung leichter machen würde. Er ging einen Schritt auf Milo zu. » Wenn du willst, tue ich es. «
» Tu es « , flüsterte ich heiser.
» Bist du sicher? « Ezra sah mich mit ernstem Blick an.
Ezra wollte eine klare Entscheidung, doch dazu war ich nicht in der Lage. Ich steckte in einem Zustand zwischen Schock und Hysterie. Tränen strömten mir über die Wangen und mischten sich mit dem Blut, das an mir kleben geblieben war, als Jack mich festgehalten hatte.
Milo lag auf der Arbeitsplatte, mit schwacher Atmung und immer langsamer werdendem Puls. Wenn es geschehen musste, dann sofort. Soweit ich es abschätzen konnte, war es Milos einzige Chance.
» Es wird alles gut, Liebes. « Mae legte mir einen Arm um die Schulter. Ich hätte sie am liebsten weggestoßen, doch dazu fehlte mir die Kraft.
» Wir werden sehen « , flüsterte ich. Jack kramte in der Schublade und verplemperte, wie ich fand, wertvolle Zeit. » Was machst du da? «
» Ich brauche ein Messer. « Er sah Mae Hilfe suchend an.
Mae nickte zum Spülbecken hinüber. » Nimm das. «
Als Jack mit dem Messer zu Milo ging, atmete er schwer. Dass er sich so offensichtlich vor dem fürchtete, was er tun musste, beruhigte mich nicht gerade.
» Willst du wirklich zusehen? « , fragte mich Ezra.
Mir lief es kalt den Rücken herunter. » Ja, natürlich. « Es war unvorstellbar, Milo im Stich zu lassen, egal, wie sehr ich mich fürchtete. Milo würde sterben oder zum Vampir werden, und ich musste dabei sein, bei ihm.
Jack warf mir einen gequälten Blick zu. Dann wendete er sich Milo zu, nahm einen tiefen Atemzug und schnitt sich mit einer raschen Bewegung ins Handgelenk. Blut sickerte heraus. Anschließend drückte er Milo die offene Wunde auf den Mund.
Jack schüttelte den Kopf. » Ezra « , sagte er mit zittriger Stimme. » Er reagiert nicht. «
» Warte ab « , sagte Ezra.
» Und wenn er nicht aufwacht? « Jack geriet in Panik. Da sich die Schnittwunde schon wieder zu schließen begann, zog er sie mit der anderen Hand auseinander, sodass das Blut weiter in Milos Mund tropfte.
» Warte ab « , wiederholte Ezra.
Mein Herz raste wie wild. Die erwartete Reaktion stellte sich offenbar nicht ein. Jack war außer sich vor Angst. Maes Griff um meine Schultern wurde fester.
Jack keuchte, als Milo sich rührte und ihm die Zähne in den Arm schlug. Jack stöhnte. Ich versuchte nachzuvollziehen, was er spürte, doch es waren
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