Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
buchstäblich an wie ein Hund, der einen Knochen nicht hergeben will. Da legte er mir die Hand um die Kehle und drückte zu. Ich konnte nicht mehr atmen, aber vor allem konnte ich nicht mehr schlucken.
Ich ließ los, weil ich Jack beißen wollte, doch in diesem Moment kam ich wieder zu Verstand. Ich war benommen, wie betrunken, doch das Tierische, Wilde war weg.
Jack, der das nicht wissen konnte, legte fest die Arme um mich, damit ich Ruhe gab. Der Hals, den ich angezapft hatte, hatte sich mir bereits entzogen. Milo nahm Bobby in die Arme und schluchzte. Da erst wurde mir alles klar.
»Bobby?«, murmelte ich. Die Benommenheit, die mich nach dem Trinken immer überkam, hatte eingesetzt. Mein Oberschenkel kribbelte und juckte, was bedeutete, dass er heilte.
»Du hast ihn fast umgebracht, Alice!«, brüllte Milo mich an.
»Sie musste es tun, sonst wäre sie gestorben!«, rief Jack. Er hielt mich noch in den Armen, sanfter als zuvor. Ich wischte mir Bobbys Blut vom Mund und versuchte, mich aufzusetzen. Wir befanden uns auf dem Gehweg vor einem hohen weißen Gebäude. Als ich nach oben sah, erkannte ich, dass es sich um die Kathedrale am Park handelte. Jack hatte mich hingetragen, weg von der Polizei, und sich um mich gekümmert.
Ich wäre am liebsten eingeschlafen, kämpfte aber gegen die Müdigkeit an. Wir waren dort nicht sicher, zumal die Lykane hinter uns her waren. Wir mussten etwas unternehmen.
Ich hörte Bobbys Herz schlagen. Ich hatte ihn nicht umgebracht, doch er war bewusstlos. Bobby gehörte zu Milo und Vampire teilen ihre Menschen nicht gern mit anderen Vampiren. Sosehr Milo mich liebte - es musste ihn wahnsinnig machen, dass ich Bobby gebissen hatte.
»Ich hätte ihn nie mitkommen lassen dürfen.« Milo streichelte Bobby das Haar.
»Genau deshalb habe ich ihn mitgenommen«, sagte Jack.
»Was?« Milo starrte Jack böse an. »Du hast ihn mitgebracht, damit Alice etwas zu trinken hat?«
»Er hat deiner Schwester das Leben gerettet, oder etwa nicht?«, entgegnete Jack. »An dem Blutverlust wäre sie nicht gestorben, aber gegen die Lykane hätte sie keine Chance gehabt. Sie braucht ihre Kraft, um zu kämpfen.«
»Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich schwach. Ich versuchte noch einmal erfolglos, mich aufzusetzen. Jacks Arme waren stark und warm und ich ließ mich hineinsinken. Dunkelheit umfing mich und ich schlief ein.
Als ich aufwachte, lag ich auf dem Boden. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, ging es mir erstaunlich gut. Ich öffnete die Augen und sah die wunderschöne weißgoldene Stuckdecke der Kathedrale über mir.
Bobby lag neben mir. Er schlief fest. Ich fühlte mich merkwürdig zu ihm hingezogen. Das war keine Liebe, sondern mehr eine Art Bindung. Er hatte mir etwas von sich gegeben und als Gegenleistung etwas von mir erhalten. Da ich noch nie Menschenblut gesaugt hatte, war ich überrascht, dass ich anschließend Gefühle für ihn entwickelte.
Doch ehe ich näher über meine Beziehung zu Bobby nachdenken konnte, hörte ich Stimmen.
Als ich aufstand, war ich benommen, fast wie betrunken. Wir befanden uns auf der Empore, umgeben von Kirchenbänken und Kreuzen. Am anderen Ende standen Jack, Milo, Peter, Ezra und Olivia. Sie wollten uns offensichtlich schlafen lassen, was ich lächerlich fand, denn ich musste wach und stark sein. Sie sprachen gedämpft. Als ich versuchte, mich an sie heranzuschleichen, stolperte ich und knallte gegen eine der Bänke.
»Oh, gut, sie ist wach«, murmelte Milo. Er war offenbar noch nicht bereit, mir zu vergeben.
»Was ist los?«, fragte ich, als ich bei ihnen war. Sie standen im Kreis, und ich quetschte mich zwischen Jack und Ezra. »Was macht ihr denn hier?«
»Wir haben sie gerufen«, sagte Jack. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er Peter gerufen hatte. Ezra ja, aber Peter hasste er mehr denn je. »Wegen der Polizei konnten wir nicht zum Auto, und wir wollten nicht, dass uns die Lykane nach Hause folgen.«
»Ich habe Olivia gerufen, weil sie die Einzige ist, die mit so etwas Erfahrung hat«, sagte Ezra.
»Für dich würde ich doch alles tun, meine Süße«, sagte Olivia und zwinkerte mir zu.
Sie trug eine Lederhose und eine ultraknappe Lederweste ohne etwas darunter. Darüber hatte sie eine Art Armbrust geschnallt. Der Lederköcher auf ihrem Rücken war bis obenhin voll mit Metallbolzen.
Als ich ihre Waffe bewunderte, lächelte sie. »Titan ist stark genug, um das Brustbein eines Vampirs zu durchstoßen und direkt ins Herz zu gehen«,
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